Und wenn ein Baum nach Süden oder Norden fällt: an dem Ort, wo der Baum fällt, da bleibt er liegen (Prediger 11,3).
Dass ein umgeworfener Baum sich nicht von seiner Stelle bewegen wird, ist klar. Aber warum erwähnt der Prediger von den vier Himmelsrichtungen, in die der Baum fallen kann, nur den Süden und den Norden?
Offenbar geschah es in der Absicht, uns eine tiefergehende Lektion zu erteilen: In der Bibel werden an einigen Stellen Menschen mit Bäumen verglichen und ihr Sterben mit deren Umhauen (Jer 11,19).
Da es nach dem Tod für Menschen nur zwei unterschiedliche Zustände gibt, ist auch nur von zwei Himmelsrichtungen die Rede. Dass der Prediger dabei gerade den Norden und Süden anführt, weist darauf hin, dass ein Gestorbener entweder Pein oder Glückseligkeit zu erwarten hat. Denn der Norden steht für Dunkelheit und Kälte und der Süden für Licht und Wärme. Für das Verständnis eines Israeliten ist der Norden außerdem die linke und der Süden die rechte Seite, da sie von der Blickrichtung zum Sonnenaufgang (d.h. den Osten) ausgehen. Und die rechte Seite wird in der Schrift mit Segen, die linke aber oft mit Fluch in Verbindung gebracht. Denken wir z.B. an das Gericht der Nationen, wo die Böcke zur Linken und die Schafe zur Rechten des Herrn gestellt werden (Mt 25,33.34.41).
Die Geschichte von Lazarus und dem reichen Mann illustriert den heutigen Bibelvers sehr deutlich, denn er zeigt, dass es nach dem Tod tatsächlich nur zwei Möglichkeiten gibt: Qual oder Trost. Ferner wird von einer großen Kluft gesprochen, die es unmöglich macht, die beiden Orte zu wechseln (Lk 16,25.26) – da, wo der Baum hinfällt, da bleibt er liegen! Wo wirst du einmal sein?