Gott hat sich den Menschen hauptsächlich in dreifacher Weise vorgestellt: erstens als der Schöpfer des Universums (1. Mo 1), zweitens als der Richter der ganzen Erde (1. Mo 18,25) und drittens als der Heiland-Gott, der will, dass alle Menschen gerettet werden (1. Tim 2).

Als Schöpfer hat Gott alle Seine Geschöpfe in bestimmte Beziehungen zueinander gesetzt, indem Er den gesamten Kreis der Familienbeziehungen eingerichtet hat.

Als Richter der ganzen Erde hat Gott bestimmte Mächte zur Regierung der Welt ernannt, wie z.B. Könige, Obrigkeiten und Gewalten, in deren Hände Er das Schwert gegeben hat, um das Böse zurückzuhalten und Übeltäter zu bestrafen (Röm 13).

Als der Heiland-Gott hat Er Seine Gnade erwiesen, indem Er die Vergebung der Sünden durch den Glauben an die Person und das Werk des Herrn Jesus unter allen Nationen verkündigt.

Was war die Antwort der Welt auf diese dreifache Offenbarung? Ach, ist es nicht offensichtlich, dass Gott abgelehnt, Seine Rechte zurückgewiesen und Seine Gnade mit Füßen getreten wurde, ganz gleich, in welcher Weise es Ihm auch gefiel, sich zu offenbaren und auch nicht nur an den dunklen Orten dieser Erde, wo jede Vorstellung von Gott schon vor langer Zeit verloren gegangen ist, sondern in der Christenheit, die bekennt, die wahre Kenntnis über Gott zu besitzen?

In der wissenschaftlichen Welt, die sich ihres Intellekts und ihrer Bildung rühmt, spotten die führenden Wissenschaftler über die Vorstellung von einem Schöpfer und versuchen das Leben und alle Wunder der Natur ohne Gott zu erklären. Die breite Masse,  verwirrt durch die Darlegungen der Bildung, akzeptiert ziemlich bereitwillig die Evolution oder andere wilde Theorien des Unglaubens. Aber dass man Gott als Schöpfer aufgibt, führt unweigerlich zur Auflösung jener Beziehungen, die der Schöpfer eingerichtet hat. Daher sehen wir, wie überall Familienbeziehungen zerbrechen. Die unvermeidbare Folge davon ist eine gewaltige Zunahme von Unmoral und Verdorbenheit.

In der politischen Welt wird die Regierung der Welt immer mehr ohne Bezug zu Gott ausgeübt. Menschen verabschieden ihre Gesetze, unterzeichnen Abkommen, treten in Bündnisse ein und schließen Frieden, so wie das Volk es will und ohne jeglichen Gedanken an Gott. Und indem man Gott außen vor lässt, öffnet man jeder Art politischer Ungerechtigkeit die Tür. Die Wahrheit wird durch diplomatische Lügen ersetzt, Grundsätze müssen der Taktik weichen und das Recht muss sich der Macht beugen. Statt die Macht des Schwertes (Röm 13,4) dazu zu benutzen, das Böse zurückzuhalten, wird sie zum Instrument, um die Grausamkeit, die Lust und den Hass des Menschen zum Ausdruck zu bringen, der versucht, ohne Gott zu regieren. Daher ist die Erde voll von Gewalt.

In der religiösen Welt, in der Christenheit (von der wir sprechen), finden wir einerseits eine Vielzahl „orthodoxer Sekten“ und andererseits eine zunehmende Zahl antichristlicher Sekten.

Den antichristlichen Sekten wie Zeugen Jehovas, Adventisten, Mormonen oder anderen ist allen gemeinsam, dass sie mehr oder weniger deutlich die Gottheit Christi und Sein Versöhnungswerk leugnen.

Und was ist mit den „orthodoxen Sekten“? Ach, in fast allen finden wir, dass die „Höhere Kritik“ den Glauben an die Bibel als das Wort Gottes stillschweigend untergraben hat. Der Materialismus lehnt alle Wunder ab – die Jungfrauengeburt Christi, die Wunder Christi und die Auferstehung Christi; der Unitarismus leugnet die Gottheit Christi; eine zweifelhafte Moral, die sich in guten Werken an Menschen selbst darstellt, ersetzt das Versöhnungswerk Christi; menschliche Organisation tritt an die Stelle des Heiligen Geistes; Allversöhnung leugnet das ewige Gericht; Weltlichkeit schließt jeden Glauben an das Kommen Christi aus. Die Menschen der religiösen Welt haben „den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch welches er geheiligt worden ist, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht“ (Heb 10,29).

Im Osten ist die Christenheit von Götzendienst geprägt, während im Westen der Aberglaube Roms oder der Rationalismus der protestantischen Länder vorherrscht. Doch alle diese Übel – Götzendienst, Aberglaube und Materialismus – führen auf unterschiedlichen Wegen zum gleichen Ziel: praktischer Unglaube oder der vollständige Ausschluss Gottes, wenn nicht Seines Namens, dann aber de facto Seiner Existenz. Ob wir also auf die wissenschaftliche Welt, die politische Welt oder die religiöse Welt blicken, in jedem Bereich finden wir die gleiche schreckliche Sünde – das Verlassen Gottes.

Und was ist mit den wahren Christen? Inmitten dieser verdorbenen Christenheit gibt es doch Tausende von echten Jüngern Christi – Männer und Frauen –, in denen Gott durch Seinen Geist gewirkt hat. Die Schrift bezeichnet sie als das „Salz der Erde.“ Wie kommt es aber, dass sie nur so einen geringen konservierenden Einfluss auf die Welt haben? Die Ermahnung des Herrn war deutlich: „Habt Salz in euch selbst und seid in Frieden untereinander.“ Ach sie sind weit davon entfernt, die Welt vor dem Verderben zu bewahren, denn sie haben nicht einmal sich selbst von ihrem Bösen rein und unbefleckt erhalten. Sie sind weit davon entfernt, Frieden in der Welt zu bewahren, denn sie sind nicht einmal untereinander in Frieden. Ja, sie sind so weit davon entfernt, in Frieden untereinander zu sein, dass sie durch ihre ständigen Auseinandersetzungen und Trennungen zum Skandal und zum Sprichwort geworden sind. Wir müssen mit Kummer bekennen, dass das Volk des Herrn durch das Verlassen der ersten Liebe gekennzeichnet ist statt durch Hingabe an Gott in der Welt; durch das Befolgen dessen, was in ihren Augen recht ist, statt durch das Festhalten des Hauptes; durch engstirniges Sektierertum, statt dadurch, einander als Glieder des Leibes Christi zu betrachten; durch Bitterkeit statt durch Liebe zueinander; durch Weltlichkeit und eine irdische Gesinnung statt durch das Aufrechterhalten des Fremdlingscharakters der himmlischen Berufung; durch Bequemlichkeit und Faulheit statt durch Energie und Eifer im Dienst des Herrn. Das Salz hat seinen Geschmack weitgehend verloren. Wo man in der Christenheit auch hinschaut, überall begegnen uns Versagen und Ruin.

Wo kann dann der Christ inmitten dieser traurigen Umgebung seine Hilfe finden? An wen kann sich der Christ wenden? An die Welt? Nein, da gibt es keine Hoffnung! An die Christen in der Welt? Auch da gibt es wenig Hoffnung! An wen können wir uns denn wenden? Allein an Gott: „Israel, du hast dich selbst zu Grunde gerichtet, doch in mir ist deine Hilfe“ (Ho 13,9, KJV). Gott bleibt, und bei Gott ist keine Veränderung. „Du aber bleibst“, und: „Du aber bist derselbe.“ Lasst uns auf Gott vertrauen, damit Er zu Seinem Ziel kommt: „Nur auf Gott vertraue still meine Seele! Denn von ihm kommt meine Erwartung“ (Ps 62,5).

[Übersetzt von Marco Leßmann. Der Aufsatz wurde stark gekürzt. Der „düstere“ Ton des Artikels liegt vielleicht darin begründet, dass er zurzeit des Ersten Weltkriegs abgefasst wurde.]