Für einen gottesfürchtigen Menschen ist es unmöglich, durch eine böse Welt zu gehen, ohne Schwierigkeiten und Bedrängnissen zu begegnen. Der Teufel versucht, den Gläubigen mit den Schwierigkeiten zu beschäftigen, um die Seele von Gott zu entfernen. Der Glaube nutzt die Schwierigkeiten als Gelegenheit, sich an Gott zu wenden, und triumphiert damit nicht nur über den Feind, sondern wird auch in und durch Schwierigkeiten gesegnet. In Psalm 36 finden wir einen, der ernsten Schwierigkeiten begegnet und doch tiefen Trost und großen Segen in den Schwierigkeiten erfährt, weil er sich an Gott wendet.

Verse 1 bis 4: Die ersten vier Verse beschreiben die Schwierigkeit. Der Knecht Gottes hat es mit einem Feind zu tun, der in einer bösen Weise handelt, die klar macht, dass er Gott gegenüber kein Gewissen hat – „es ist keine Furcht Gottes vor seinen Augen.“

Darüber hinaus ist sein Feind so von seiner eigenen Eitelkeit geblendet, dass er, selbst wenn seine Ungerechtigkeit gründlich sichtbar wird und sich als Hass erweist, sich selbst schmeichelt, er sei im Recht.

In seinem Bemühen, sein Recht zu beweisen, bedient er sich der List, und mit Worten des Trugs versucht er, seine Ungerechtigkeit zu decken. In Bosheit ersinnt er Frevel, und der Sinn für Gut und Böse ist ihm derart abhanden gekommen, dass er das Böse nicht mehr verabscheut.

Der gottesfürchtige Schreiber hat es also mit einem gewissenlosen Gegner zu tun, dessen Einbildung kein Unrecht zugeben wird, der List benutzt, um seine Bosheit zu decken, und der in Wirklichkeit ein böser Frevler ist.

Verse 5 bis 7: Angesichts solch großer Schwierigkeiten unternimmt der Gottesfürchtige auch nicht den geringsten Schritt, seinen Feind zu verletzen oder Rache auf ihn herabzubitten. Er findet seinen Trost darin, sich an den Herrn zu wenden und auf Seine Güte und Treue zu bauen.

Gottes Güte kann vor jeder Bosheit des Menschen beschützen und Seine Treue wird mit allem Bösen handeln. Der Gottesfürchtige muss also seinen Fall nicht selbst in die Hand nehmen. An ihm ist es nur, sich Gott anzubefehlen und alles Seinen Händen zu überlassen. 

Gottes Güte reicht bis an die Himmel und Seine Treue bis zu den Wolken. Beides ist für die Bosheiten des Gottlosen unerreichbar. Im Vertrauen auf Gott und im Ausbreiten all unserer Schwierigkeiten vor Ihm werden wir Zuflucht vor den Bosheiten der Menschen unter dem Schatten Seiner Flügel finden.

Verse 8 und 9: Nachdem die Seele Trost und Ruhe inmitten der Schwierigkeiten gefunden hat, ist sie jetzt frei, den ganzen Segen Gottes für Sein Volk zu genießen. Der Psalmist lernt, dass die, die ihr Vertrauen auf Gott setzen, nicht nur Zuflucht unter dem Schatten Seiner Flügel finden, sondern auch völlig gesättigt werden mit der Fettigkeit des Hauses Gottes. Das Haus Gottes steht für Freude und Wonne, welche Form dieses Haus in den verschiedenen Haushaltungen auch immer annimmt. In Gottes Haus sind der Mensch und seine Bosheit vergessen und alles spricht von Gott und Seiner Herrlichkeit. So lesen wir in einem anderen Psalm: „In seinem Tempel spricht alles: Herrlichkeit“ (Ps 29,9). Für den Christen ist das Haus des Vaters der Ort, wohin Christus gegangen ist, die Heimat, wohin kein Schatten des Todes gelangen und nichts Beschmutzendes eindringen kann, wo Liebe und Heiligkeit den Ort erfüllen. Es ist unser Vorrecht, unsere Freude und Befriedigung darin zu finden, die Fülle des Segens des Vaterhauses zu erwarten, wo wir heilig und untadelig vor Gott in Liebe sein werden.

Des Weiteren wird Gott uns nicht nur gestatten, uns von der Fettigkeit Seines Hauses zu nähren, sondern auch vom Strom Seiner Wonnen zu trinken. Spricht das nicht bildlich von dem ewigen Ratschluss Gottes, den Er vor Grundlegung der Welt gefasst hat und den weder das Böse der Menschen noch das Versagen der Gläubigen antasten kann? Durch alle Haushaltungen hindurch führt Gott, trotz aller Macht des Feindes und der Bosheit des Menschen, Sein Wohlgefallen aus, ein Volk zu Seiner Herrlichkeit zu besitzen, „in Christus Jesus, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin.“ Dieser Strom der Wonne Gottes fließt von Ewigkeit zu Ewigkeit und wir dürfen auf unserem Weg durch die Zeit von Seinem Segen genießen.

Außerdem ist bei Gott der „Quell des Lebens”. Leben ist der Genuss der Beziehungen zu Gott, in die Er den Gläubigen gebracht hat – der lebendige Genuss Seiner Gunst. Gott selbst ist die Quelle dieses Lebens und es ist unser glückliches Teil, dieses Leben zu leben, indem wir in Gemeinschaft mit Gott und in dem Genuss Seiner Gunst unseren Weg gehen.

Schließlich sagt der Psalmist: „In deinem Licht werden wir das Licht sehen.” Inmitten der Schwierigkeiten dieser Welt mag der Weg oft dunkel scheinen, doch Gott gibt uns Licht, und in Seinem Licht werden wir für jeden Schritt unseres Weges Licht finden.

So findet der Gottesfürchtige, nachdem Er sich und seine Schwierigkeiten Gott anbefohlen hat, Zuflucht unter dem Schatten der Flügel Gottes, Befriedigung in der Fettigkeit des Hauses Gottes, Erfrischung in dem Fluss der Wonnen Gottes, Gunst und Freude in dem Quell des Lebens und Licht inmitten der vorherrschenden Finsternis.

Verse 10 bis 12: Im Genuss dieser Segnungen drückt die Seele erneut ihr Vertrauen in die Güte und Gerechtigkeit Gottes aus. Wer Gott kennt und aufrichtig wandelt, kann darauf vertrauen, dass Gott ihn aufrecht erhält, während die Hochmütigen und Gottlosen schließlich fallen und nie mehr aufstehen werden.

[Übersetzung: Marco Leßmann]