Wir müssen unsern Hang zum Leichtsinn überwinden. Es besteht ein großer Unterschied zwischen der Tugend heiliger Fröhlichkeit und dem Laster des Leichtsinns. Es gibt einen Leichtsinn, der nicht herzhaft lachen kann und mit allem nur spielt; das ist eine flatterhafte, oberflächliche, unechte Gesinnung. Um herzlich zu lachen, braucht man ebenso wenig leichtsinnig zu sein, wie um herzlich zu weinen. Ich verstehe unter Leichtsinn die Unaufrichtigkeit in den wichtigsten Dingen, jenen frommen Firnis, der sich ein Ansehen gibt, aber dünn und oberflächlich ist. Die Gottseligkeit ist kein Scherz und keine bloße Form. Seid nur um alles keine Schauspieler. Lasst nie ernste Leute den Eindruck haben, dass es euch nicht ernst ist und dass ihr nur von Amts wegen redet. Auf den Lippen heiß und im Herzen kalt sein, ist ein Zeichen der Verdammnis. Gott bewahre uns vor der Oberflächlichkeit. Wir wollen nicht die Schmetterlinge im Garten Gottes sein.

Seien wir aber auch ja keine grimmigen Fanatiker. Es gibt Menschen, die zwar ohne Zweifel vom Weibe geboren sind, von denen man aber denken könnte, eine Wölfin habe sie gesäugt wie Romulus und Remus. Solche Kriegshelden können herrschen im Reich des Gedankens, aber in das Reich Christi passen Menschenfreundlichkeit und Bruderliebe besser. Wir sollen keine Ketzerrichter sein; wir dürfen auch von unserer eigenen Unfehlbarkeit nicht so überzeugt sein, dass wir Scheiterhaufen errichten und mit den Kohlen des Vorurteils und Argwohns alle Andersdenkenden verbrennen.

[Auszug aus dem interessanten Buch: „Ratschläge für Prediger“]