Und einer der Schriftgelehrten, der gehört hatte, wie sie miteinander verhandelten, trat herzu, und als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: „Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft.“ Das zweite ist dieses: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Größer als diese ist kein anderes Gebot. (Markus 12,28–31)

Ein Schriftgelehrter merkt, dass es unter den Gelehrten Gerede gab über die Antworten und Worte des Herrn Jesus. Als er auf diese Weise Kenntnis erlangte von der Antwort des Herrn, die er den Sadduzäern gegeben hatte, und sie ihm gut erschien, stellte er dem Herrn auch eine Frage: Welches von den 613 Geboten des Gesetzes ist das wichtigste?

Dass nicht jedes Gebot denselben Stellenwert haben konnte, ist sicher richtig – die Worte des Herrn Jesus selbst machten das klar (Mt 5, 19 und 23, 23). Wenn das auch so ist, so birgt die Frage und eine entsprechende Antwort die Gefahr in sich, dass man Gebote Gottes geringachtet und nur ein Gebot herausstellt.

In seiner Antwort nimmt der Herr deshalb auch zwei Gebote, die umfassend sind und die die Summe des Gesetzes (und nicht die Einzelheiten des Gesetzes) herausstellen: die Liebe (Röm 13,10). Gott soll geliebt werden mit dem ganzen Wesen (etwas, was nicht gesteigert werden kann), und der Nächste soll so geliebt werden, wie man sich selbst liebt.

Man braucht nicht darüber grübeln, welches Gebot besonders wichtig sei, sondern es geht darum, Liebe zu leben. Wer das tut, tut das Richtige!