Der älteste Freund Hiob sagte zu Hiob: „In sechs Bedrängnissen wird er dich retten, und in sieben wird dich kein Unglück antasten“ (Hiob 5,19).

Von den Worten der Freunde können wir viel lernen. Wenn sie auch manches sagten, was nicht geziemend war, und bei ihnen eine schlechte Gesinnung zutage trat – so haben sie doch viel Nützliches geäußert. (Ansonsten hätte Gott wohl auch kaum mehrere Seiten für sie in seinem heiligen Wort reserviert). Das gilt auch für die oben zitierte Aussage, die ich einmal ganz unmittelbar mit den Erlebnissen Hiobs verknüpfen möchte.

Eliphas sprach von sechs und sieben Bedrängnissen – hatte Hiob nicht gerade so viele erlebt?

1.)    Die Sabäer führen Rinder und Eselinnen weg und töten die Knechte (Kap. 1).

2.)    Feuer fällt vom Himmel und verzehrt das Kleinvieh inklusive der Knechte (Kap. 1).

3.)    Die Chaldäer rauben die Kamele und ermorden die Knechte (Kap. 1).

4.)    Seine zehn Kinder sterben an den Folgen eines starken Sturms (Kap. 1).

5.)    Er wird schwer krank (Kap. 2).

6.)    Seine Frau wird zum Sprachrohr Satans: Er solle sich von Gott lossagen (Kap. 2).

7.)    Seine Freunde zweifeln seine Gottesfurcht an und sagen, er heuchle (Kap. 3 ff).

Hiob bestand die ersten sechs Prüfungen tadellos und vorbildlich. Satan wurde geschlagen und Gott verherrlicht. Aber bei der siebten Prüfung geriet Hiob ins Trudeln – und vergriff sich in seiner Wortwahl mehr als einmal. Das ist doch bemerkenswert. Denn waren die ersten sechs Erprobungen nicht viel schwerer zu ertragen gewesen? Bei der siebten Prüfung ging es doch nur um Worte! Ja, das ist so. Aber: Bei der siebten Prüfung drehte es sich um das, was Hiob am wichtigsten war: seine Gerechtigkeit, seine Frömmigkeit, seine Heiligkeit; und gerade das wurde offen infrage gestellt. Dabei war er doch der gottesfürchtigste Mann auf der Erde, und er war sich auch dessen bewusst. Es ging, mit einem Wort, um sein Ich – und da sind wir bekanntlich am hartnäckigsten. Das, was wir als Letztes aufgeben, das ist eben unser dickes Ich.

Kennen wir das nicht aus dem Alltag? Gibt es nicht Menschen, die vor Hilfsbereitschaft, Eifer, Hingabe, Fleiß, Freundlichkeit nur so strotzen und große Opfer bringen – solange sie gebauchpinselt werden? Aber was passiert, wenn gerade diese Eigenschaften angezweifelt und ein Pfeil bösartiger Kritik abgefeuert wird! Das ganze Verhalten verkehrt sich ins traurige Gegenteil – das Ich ist eindeutig getroffen worden. Aber wir brauchen gar nicht so sehr an andere zu denken, denn wir kennen das ja von uns selbst. Gott aber will uns helfen, wenn uns böse, ungerechtfertigte Worte entgegengeschleudert werden. Mit Gott kann man auch diese Prüfung bestehen!