Dieser Psalm setzt den Gedankengang der vorangehenden Psalmen weiter fort. Es wird hier eine der Bitten geschrieben, die Israel in der Endzeit ausrufen wird. Sie rufen zu Gott und fordern ihn auf, sein Schweigen zu durchbrechen (Ps 28,1); sie weisen ihn auf die schrecklichen Dinge hin, die ihre verbündeten Feinde tun und sagen gewissermaßen: „Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen“ (Apg 4,29). Sie machen damit ihre Nöte zu den seinen und verlangen nach einem offenbaren Gericht, um die Bewohner der Erde dadurch Gerechtigkeit lernen zu lassen, bzw. nach einem Gott, der ein gerechtes Gericht auf der Erde ausübt (Ps 58, 10–11; Jes 26,9).
Wenn wir die Bibel lesen, fallen uns immer wieder Zusammenschlüsse gegen Israel auf (Jes 7; 8; Hes 38; Joel 3; Micha 4,11; Sach 14,2–3). Ihre Vernichtung wird allerdings so gründlich sein, wie das Trennen der Spreu vom Weizen auf der Sommertenne. Das Israel Gottes verhält sich hier gemäß den Belehrungen Jesajas. Sie vertrauen nicht auf ein Gegenbündnis, sondern heiligen den HERRN in ihren Herzen und machen ihn zu ihrem alleinigen Gegenstand.
Der Zusammenschluss, von dem hier gesprochen wird, scheint erst aufzutauchen, nachdem Israel wieder eine Nation geworden ist (V. 5). Die Propheten nehmen diesen Gedanken hin und wieder auf. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass die Dinge, die sich in der Endzeit abspielen und in das Reich des Herrn sowie die Erscheinung seiner Herrlichkeit münden werden, einen immer größeren Raum einnehmen. Wie ein anderer bemerkt hat, richtet Gott nicht ausschließlich die letzte Rebellion des Antichristen und des Tieres, sondern auch alle Nationen, nachdem er seine Macht sichtbar gemacht haben und der Moment seines Zorns gekommen sein wird. Der Gedanke, dass die Schrift nicht gebrochen werden kann, ist wahr und köstlich. Wir sind allerdings oft nur in der Lage, gewisse Gedanken stückweise zu erkennen.
Das Gericht mündet in die Erhebung des Gottes Israels, des HERRN, und seinem Königreich über die ganze Erde.
[Eingesandt von Stephan Keune]