Letzte Worte haben immer etwas Fesselndes und bei den beiden Stellen handelt es sich einerseits um die letzten Worte die Gott durch die alttestamentlichen Propheten gab und andererseits um die letzten Worte, die in der prophetischen Schlussmitteilung des Neuen Testaments vor uns kommen.

Maleachi weissagte mehr als 400 Jahre bevor Christus kam und dann folgte eine Periode des Schweigens von Seiten des Himmels. Heute leben wir in einer langen Periode, die allgemein als das Schweigen Gottes bezeichnet wird. Die Menschen verwirrt es sehr, dass Gott sich scheinbar in Seinen Himmel zurückgezogen hat, und die ehernen Pforten geschlossen hat. Die Welt wird erschüttert und doch scheint es keine Äußerungen aus dem Mund Gottes zu geben. Der Himmel schweigt, jedoch aus gutem Grund. Gott hat im Sohn geredet und alles angeboten, was es in Bezug auf die Gnade zu sagen gab. Das einzige, was Gott noch bleibt, ist in Seinem Zorn zu sprechen und die Völker sein ernstes Missfallen spüren zu lassen. Unbekehrte Leute beschuldigen Gott und fragen: „Warum tut Er nichts?“ Doch wenn Er etwas täte, würden sie von der Verdammnis überrollt werden. Weil Er alles gesagt hat, was in Gnade gesagt werden konnte, ist Er jetzt still bis Er noch einmal im Gericht sprechen wird.

Im Alten Testament finden wir den Bericht, wie Gott Mose und die Propheten erweckte und durch sie Seine heiligen Ansprüche gegenüber den Menschen und besonders gegenüber Israel formulierte. Im Neuen Testament finden wir die Offenbarung der Gnade und des Heils in Christus. Der Gegensatz zwischen den jeweiligen Schlussmitteilungen ist sehr belehrend und hilfreich.

Doch obwohl es auffällige Gegensätze gibt, stellen wir doch fest, dass bestimmte Dinge beide Abschnitte kennzeichnen. Zum Beispiel wird das Kommen des Herrn in beiden Stellen erwähnt. Im Alten Testament ist Er die Sonne der Gerechtigkeit; im Neuen Testament der glänzende Morgenstern. Wenn Er als die Sonne aufgeht, wird es mit Heilung in den Flügeln geschehen. Viele Leute betonen heute die heilende Kraft des Sonnenlichts, und ich glaube, sie haben Recht. Wenn Jesus in Seiner Herrlichkeit kommen wird, wird Er Heilung bringen für die Gottesfürchtigen und für die, die Seinen Namen fürchten, wie es in Vers 2 gesagt wird. Für die Gottlosen wird dieser Tag, wie Vers 1 sagt, wie ein Ofen brennen. Wie ihr wisst, gibt es Regionen, wie zum Beispiel Mesopotamien, wo die Sonne mit schrecklicher Hitze brennen kann, und die Temperaturen manchmal bis auf 50 Grad im Schatten gehen. So wird es, wenn Jesus als die Sonne der Gerechtigkeit kommen wird, für die Gottlosen, die wie Stoppeln sein werden, ein brennender Ofen sein, für Seine Heiligen jedoch Heilung. Gott wird in jenen Tagen einen Trennungsstrich ziehen zwischen solchen, die Seinen Namen fürchten und solchen, die ihn nicht fürchten. In Offenbarung 22 wird von dem Kommen des Herrn genauso gesprochen, wenn auch aus einer anderen Sicht, und die Trennlinie zwischen Gottesfürchtigen und Gottlosen wird ebenso scharf gezogen, besonders in Vers 11.

Eine andere Sache, die beide Schlussabschnitte kennzeichnet ist, dass das Wort Gottes sehr stark betont wird. In Maleachi sieht man es in Vers 4. „Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf Horeb an ganz Israel geboten habe – Satzungen und Rechte.“ Es gab solche, die den Herrn fürchteten und Seines Namens gedachten, und die sich oft miteinander unterhielten, und das waren die, auf die das Auge des Herrn gerichtet war. Hier finden wir die letzten Worte der Belehrung für diese gottesfürchtigen Leute, die nun für 400 Jahre allein gelassen würden, bis der Aufgang aus der Höhe sie besuchen würde. Der Prophet sagt: Gedenkt des Gesetzes Moses in allen Bereichen, nicht nur in manchen, und lasst kein Detail davon weg; erinnert euch auch daran, dass es für ganz Israel ist und deshalb für jeden, der zu Israel gehört. Seine Botschaft könnte mit den Worten zusammengefasst werden: Das ganze Wort Gottes für das ganze Volk Gottes.

Diese gottesfürchtigen Leute waren vielleicht versucht, zu denken, dass das Gesetz sich mit der Zeit etwas geändert hätte. Ihre Nation war in die Gefangenschaft geführt worden und sie waren Enkel oder Urenkel derer, die unter Serubbabel, Esra und Nehemia und anderen Führern, die Gott erweckte, zurückgekehrt waren. Da waren sie nun. Ein vergleichsweise gebrochenes und erniedrigtes Volk im Land. Sie hätten leicht sagen können: „Wir müssen wohl kaum das ganze Gesetz beachten. Um dieses und jenes brauchen wir uns nicht zu kümmern. Wir können hier etwas lockern und dort etwas verschärfen.“ Der Prophet sagt: „Nein! Beachtet das ursprüngliche Wort, das Gott euch gab, in jedem Detail. Es gilt alles für euch. Es gibt euch Licht und Leitung in Bezug auf die Gedanken Gottes, selbst wenn die große Masse eures Volkes noch in dem Land ihrer Gefangenschaft ist.“

Ich möchte eine Parallele zwischen unserer Zeit heute und der Zeit dieses Volkes ziehen. Natürlich hat sich auch seit den Tagen der Apostel in der Welt viel verändert, aber das Neue Testament hat sich nicht geändert. Es ist immer noch das ganze Wort Gottes für alle Heiligen Gottes. Es ist keine Anmaßung, wenn wir sagen: „Ich bin ein Heiliger Gottes, deshalb gilt es für mich.“ Sollen wir hier ein wenig lockern oder dort ein wenig verschärfen? Wir werden geistlich darunter leiden, wenn wir das tun, denn es steht uns nicht zu, an dem Wort Gottes herumzuhantieren. Ihr könnt euch darauf verlassen, dass Gott, der die ursprüngliche Offenbarung und Belehrung durch die Apostel gegeben hat, genau wusste, wie sich die Geschichte der Kirche in den nächsten 20 Jahrhunderten entwickeln würde. Der Apostel Paulus sagte in 1. Korinther 14,37: „Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, was ich euch schreibe, dass es ein Gebot des Herrn ist.“ Daher gilt es auch für alle von uns heute.

Ich komme jetzt zu dem Abschnitt in der Offenbarung. Erneut wird große Betonung auf das Wort Gottes gelegt. In Vers 7 finden wir: „Glückselig, der da bewahrt die Worte der Weissagung dieses Buches!“ Zweifellos ist primär die Offenbarung gemeint, aber genauso besteht kein Zweifel, dass es Gottes Absicht war, das Buch der Offenbarung ans Ende des Neuen Testaments zu stellen und deshalb umfasst die Aussage im weitesten Sinn die ganze Schrift und besonders das Neue Testament.

Und was sind es für Weissagungen! Was für wunderbare Entfaltungen! Nicht wie damals, als Gott Sein Gesetz formulierte, um uns zu prüfen und uns dadurch unsere Sündhaftigkeit und Not klarzumachen, sondern Weissagungen, die offenbaren, was Er in Christus – dem zweiten Menschen und letzten Adam – bekannt gemacht und vollbracht hat. Der erste Mensch fiel in einem Garten der Wonne, als alles zu seinen Gunsten war. Der zweite stand in der Wüste und begegnete jeder Art von ungünstigen Umständen. Und dann entfaltet Gott in den Weissagungen dieses Buches die herrlichen Folgen des Triumphes Christi.

Glückselig sind wir, wenn wir bewahren. Wie bewahren wir? Nur indem wir gehorchen und verwirklichen. Wir mögen Dinge verstandesmäßig abspeichern und einige von uns bewahren eine Menge Dinge in ihren Köpfen, aber wir besitzen nichts wirklich, wenn wir es nicht in die Praxis umgesetzt haben. Es ist also wahr, was der Herr selbst sagt: „Glückselig, die das Wort Gottes hören und bewahren!“ (Lk 11,28).

Aber Vers 7 ist nicht die einzige Anspielung auf das Wort Gottes in diesem Kapitel. Von dem Buch und seinen Worten der Weissagung wird noch einmal in den Versen 10 und 18 gesprochen und in Vers 19 sogar zweimal. Wie sehr wacht Gott über Seine Worte und wie sehr betont Er ihre Integrität und Kraft.

Neben diesem großen Schwerpunkt, erhalten wir auch eine schöne Beschreibung von dem Herrn Jesus selbst, dem Kommenden. Wie in Maleachi wird auch hier ein Bild gebraucht. In Maleachi war Er die Sonne der Gerechtigkeit, die voller Glanz aufgeht, hier ist Er der glänzende Morgenstern, der Vorbote des kommenden Tages. Doch in Vers 16 stellt Er sich selbst nicht nur in symbolischer Sprache vor, sondern auch persönlich als „Ich, Jesus“, und das hat eine besondere Anziehungskraft auf unsere Herzen. Er bleibt alles das, was die Bilder vorstellen, aber die Wirklichkeit ist Jesus selbst. Es ist bemerkenswert, dass im letzten Kapitel von Maleachi Mose und Elia in Verbindung mit der Sonne der Gerechtigkeit genannt werden, und dass diese zwei Männer auch mit Jesus auf dem Berg der Verklärung waren. Damals machte Petrus den Fehler – ihr erinnert euch – dass er sie auf die gleiche Stufe mit seinem Meister stellen wollte. Sie waren nur Knechte, die in ihren Tagen Gott ihr Leben zur Verfügung stellten. Doch Jesus war Einer, der aus der Ewigkeit gekommen war, um dort zu sein. An die Größe Seines Namens reicht keiner heran.

In der Offenbarung kommen wir zum Ende der Geschichte. Mose und Elia sind entschwunden. Petrus und Paulus und all die großen Namen jeder Epoche sind entschwunden und es bleibt nur noch – „Ich, Jesus.“ Er steht in Seiner ganzen Herrlichkeit und Schönheit vor uns. Er ist der Kommende, und Er kommt bald. Vielleicht haben wir dieses Wort ein bisschen zu sehr auf Zeiten und Jahrhunderte bezogen, wobei die vorrangige Bedeutung die der Schnelligkeit ist – keine allmähliche Entfaltung, wenn Er kommt, sondern schnell wie ein Gewitterblitz! Wenn Er kommt, wird alles zu einem siegreichen Abschluss gebracht.

Wenn die ganze Versammlung Gottes durch Ihn in die Herrlichkeit des Vaters eingeführt wird, wird jedes Auge auf Dem ruhen, der sie dorthin gebracht hat. Wir werden nichts zu rühmen haben angesichts des vielen Versagens, das unsere irdischen Lebenswege verunziert hat. Alle Himmelsbewohner werden ihre Augen auf Jesus richten und sagen: „Er hat es getan.“ Keiner von ihnen ist verloren. Jeder ist an seinem Platz und jeder ist in die Herrlichkeit gebracht, nach dem Vorsatz des Vaters. Wunderbar, zehntausend Mal wunderbar ist Jesus! Deswegen sagen wir, während wir auf Ihn warten: „Amen, komm, Herr Jesus.“

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen.” Die letzte Wendung in Maleachi ist „mit dem Bann schlagen.“ Aber am Schluss der Offenbarung gibt es keinen Bann. Der Fluch des Alten Testaments muss der Gnade des Neuen Testaments weichen. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus wird mit allen Heiligen sein und niemals fehlen, denn es ist vollkommene Gnade, die uns alle zur Herrlichkeit führt. Aber wir müssen uns dieser Gnade auch wirklich bewusst sein.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus soll mit uns allen sein, wenn wir bis zu Seinem Kommen durch die gegenwärtigen Schauplätze der Mühe, der Schwierigkeiten, der Kämpfe und der Wüste gehen. Sie soll in unsere Herzen einziehen und in unserem Leben zum Ausdruck kommen. Die ganze Versammlung Gottes hat sie nötig. Jedes kleine Zusammenkommen des Volkes Gottes hat sie nötig. Die Heiligen Gottes – du und ich und alle Übrigen – haben sie sehr nötig. Gepriesen sei Gott, dass sie auf uns ruht und uns in jeder erdenklichen Not zur Verfügung steht.

Ach, möge die Gnade unseres Herrn Jesus Christus in dieser Weise wirklich mit allen Heiligen sein. Amen.

[Die Übersetzung wurde von Marco Leßmann vorgenommen]