Nicht nur in 1. Mose, wo wir die frühesten Berichte über das gefallene menschliche Geschlecht lesen, finden wir vier Bilder von dem Tod Christi, sondern wir sehen weitere vier Bilder, wenn wir die Geschichte Israels von ihrem Auszug aus Ägypten bis zu ihrem Einzug in das Land der Verheißung verfolgen. Es finden sich dort klarere prophetische Hinweise auf die Kraft und Bedeutung Seines Todes.
Das erste Bild finden wir natürlich in 2. Mose 12, als in dieser denkwürdigen Nacht das Passah eingesetzt wurde und die Erstgeborenen vor dem Todesschlag beschützt wurden, der auf die Ägypter fiel. Was in dieser Nacht eingesetzt wurde, wurde angeordnet, „damit ihr wisst, dass der HERR einen Unterschied macht zwischen den Ägyptern und den Israeliten“ (2. Mo 11,7). Die Tatsache, dass es für den Herrn nötig war, einen Unterschied zu machen, lässt deutlich darauf schließen, dass es von Natur aus diesen Unterschied nicht gab. Hier wird also die Lehre aus Römer 3,22–23 vorgebildet, dass da kein Unterschied ist.
Der Unterschied wird durch das Blut des geschlachteten Lammes gemacht. Doch bedenkt, dass dieses Blut nicht nur vergossen, sondern auch an das Äußere des Hauses gestrichen wurde, während die Bewohner das Lamm aßen, am Feuer geröstet, mit bitteren Kräutern und ohne die Anwesenheit von Sauerteig. So folgt auch in Römer 3 auf die Aussage, dass da kein Unterschied ist, sofort die Entfaltung der sühnenden Wirkung des Blutes Christi für die, die glauben.
Daher schreibt auch der Apostel Paulus: „Unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns Festfeier halten … mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit“ (1. Kor 5,7–8). Das Bild zeigt also nicht nur etwas von dem objektiven Wert des Blutes Christi vor den Augen Gottes, das den Ansprüchen Gottes begegnet, sodass der Sünder vor dem Gericht geschützt ist, sondern auch von seinen subjektiven Wirkungen in dem, der beschützt ist – nämlich, dass die Bedeutung Seines Todes mit der Bitterkeit der Buße und im Glauben verinnerlicht wird und jeder Sauerteig ausgefegt wird.
Nach der Andeutung dieser Dinge in 2. Mose 12 beginnt Kapitel 13 mit der Geltendmachung des Anspruchs Gottes auf die Erstgeborenen, die vor dem Tod bewahrt geblieben sind. Sie sollten Gott „geheiligt“, d.h. abgesondert werden, als solche, die Ihm gehören. Von jedem Erstgeborenen sagte Gott: „Er gehört mir.“ Doch auch der Pharao hatte jahrelang über sie und alle anderen Israeliten gesagt: „Sie gehören mir, sie stehen mir als Sklaven zu Diensten.“ Unter Menschen ist ein Konflikt unausweichlich, wenn zwei Parteien dasselbe beanspruchen.
So war es auch hier. Bis dahin schien es ein Konflikt zwischen Pharao und Mose und Israel zu sein, doch jetzt entpuppt es sich als Konflikt zwischen Pharao und dem HERRN. Und 2. Mose 14 fügt die Begebenheit am Roten Meer hinzu, wo das Volk still stehen und die Rettung des HERRN sehen sollte. Diese Rettung liefert uns das zweite Bild des Todes Christi und, so möchten wir hinzufügen, auch Seiner Auferstehung.
Der entscheidende Schritt in dieser Geschichte fand statt, während Israel still stand. Der Engel Gottes, dessen Anwesenheit durch die Wolkensäule sichtbar war, hatte den Weg gewiesen und stellte sich dann zwischen die Ägypter und Israel, sodass sie, um Israel zu schlagen, zuerst Gott begegnen mussten. Dann kam der Durchzug durch das Rote Meer. Um leben zu können, muss der Mensch von Luft umgeben sein. Ist er von Wasser umgeben, wird er sehr bald sterben. Doch die Wasser des Meeres, die sich wie Mauern auf beiden Seiten erhoben, sorgten für ihre vollständige Sicherheit. Weder von hinten war ein Angriff möglich wegen der Wolkensäule, noch von der Seite wegen den Wassermauern. Durch einen Akt Gottes wurden die Todeswasser in einen Weg der Rettung und des Lebens verwandelt, als der Engel Gottes mit dem Volk bis zum anderen Ufer hindurchzog. Gleichzeitig bedeuteten die Wasser Tod und Vernichtung für Pharao und sein Heer. Folglich wich jede beunruhigende Furcht aus den Herzen der Israeliten. Sie wurden zum Frieden gebracht und erfreuten sich der Hoffnung auf ihr Erbteil im Land der Verheißung, wie 2. Mose 15 zeigt.
Wir haben keine Schwierigkeit, hier ein Bild des Todes und der Auferstehung Christi zu sehen, die uns Frieden und die Hoffnung der Herrlichkeit bringen, wie es in Römer 4,24 – 5,2 ausgedrückt wird. Gleichzeitig haben wir hier ein Bild von der Befreiung aus der Welt und der Macht Satans, der die Welt beherrscht, wie es z.B. in Galater 1,4 und Hebräer 2,14–15 gezeigt wird.
Dennoch macht uns, wenn wir 2. Mose 15 lesen, der traurige Abstieg von den Höhen des Triumphgesangs der ersten Verse bis zu den Tiefen des Murrens des Volkes in den letzten Versen sehr betroffen. Dieses Volk, das mit Macht aus der Hand Pharaos erlöst worden war, offenbarte die ganze Wüstenreise hindurch seine Verdrehtheit. In 4. Mose 21 angekommen, finden wir ein weiteres Bild des Todes Christi mit einem besonderen Bezug auf uns.
Zu Nikodemus sagte unser Herr: „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch“ (Joh 3,6), und die Wüstenreise Israels dient zur Bestätigung dieser Unverbesserlichkeit des Fleisches. Mit den schlimmen Anklagen, die uns in 4. Mose 21 berichtet werden, erreichte die Sache ihren Höhepunkt, und das Volk wurde von den feurigen Schlangen gebissen. Ihr Gift brannte wie Feuer in den Körpern der Gebissenen und damit haben wir ein treffendes Bild von dem, was das Neue Testament „Sünde im Fleisch“ nennt. Des Weiteren werden wir belehrt, dass „die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, den Tod gebiert“ (Jak 1,15). Das wird in der Tatsache vorgebildet, dass viele aus dem Volk Israel starben.
Das von Gott verordnete Heilmittel war die eherne Schlange, die Mose gemacht und auf eine Stange getan hatte – ein Bild von dem gekreuzigten Christus, wie Johannes 3,14 deutlich zeigt. Die eherne Schlange hatte die gleiche Gestalt wie eine der beißenden Schlangen, so wie Christus „in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde“ kam (Röm 8,3), sodass in Seinem Opfer, die „Sünde im Fleisch“ verurteilt werden konnte.
Doch in diesem Bild wird noch ein weiteres Merkmal des Evangeliums hervorgehoben – die Notwendigkeit des Glaubens. Es gab nach menschlichem Dafürhalten keine offenkundige Verbindung zwischen dem Blick auf ein ehernes Objekt auf einer Stange und der Heilung von dem Gift, das in den Adern wirkte. Wer hinblickte, tat das, weil er dem Wort Gottes durch Mose glaubte. Wir wagen zu sagen, dass diejenigen, die nicht hinschauten – und starben – die Hochintelligenten waren, die sich nicht herablassen konnten, einer Anweisung zu folgen, die scheinbar überhaupt nicht ihren Bedürfnissen entsprach. Das Kind, was von seiner Mutter gebeten wurde, hinzuschauen, würde es in Einfalt tun, ebenso solche, die bereit waren, in diesem Punkt wie Kindlein zu werden. So ist es auch mit dem Evangelium heute.
Wie passend, dass dieses Bild am Ende der Wüstenreise Israels auftaucht. Die Sünde, die die Gesetzlosigkeit und damit Ungehorsam ist, hatte sich völlig als in ihrem Fleisch wohnend offenbart, und vor diesem Hintergrund wird der Tod Christi unter dem Gesichtspunkt der Verurteilung der Sünde im Fleisch vorgebildet. Wäre die Sünde nicht am Kreuz verurteilt worden, hätte es für uns keine Befreiung von ihrer versklavenden Macht gegeben, die das Evangelium verkündet. Damit in Verbindung steht auch die Gabe des Heiligen Geistes, vorgebildet in dem Brunnen. Wir sollten auch beachten, dass Gott nach diesen Geschehnissen den Machenschaften Bileams widerstand und bewirkte, dass er Israel segnen musste, statt ihnen zu fluchen, und verkünden musste, dass „er keine Ungerechtigkeit in Jakob erblickt und kein Unrecht in Israel sieht“ (4. Mo 23,21). Die Sünde ist verurteilt, der Gläubige ist frei von der Verdammnis und kann jetzt im Licht des Vorsatzes Gottes gesehen werden.
Für das vierte Bild müssen wir zum Buch Josua weitergehen, wo wir sehen, wie die Israeliten den Jordan überqueren, um ihre Füße in das Land der Verheißung zu setzen. Wenn wir Josua 3 und 4 lesen, merken wir, dass hier die Bundeslade hervortritt. Bei der Überquerung des Roten Meeres gab es noch keine Bundeslade. Damals war es der Engel des HERRN, der die Befreiung durch die Wasser des Todes hindurch bewirkte. Am Jordan wichen die Wasser vor der Lade, und zwar genau in dem Moment, als die Füße der Priester, die sie trugen, das Wasser berührten.
Zu dieser Zeit war der Jordan voll bis an die Ufer, und doch mussten die Wasser vor der Arche weichen, und das Flussbett war trocken, bis alles Volk vorübergezogen war. Doch das Volk wurde mit der Lade einsgemacht, denn es wurden zwölf Steine, stellvertretend für jeden Stamm in Israel, an dem Ort aufgerichtet, wo die Lade gestanden hatte und zwölf Steine wurden von dem Standort der Lade genommen und als Denkmal im verheißenen Land aufgerichtet. In späteren Tagen konnte ein gottesfürchtiger Israelit an diesem Ort stehen und sagen: Dort unten im Wasser liegen unsere zwölf Stämme, während wir zu gleicher Zeit als solche, die aus den Wassern herausgehoben sind, in dem Land stehen, das Gott uns verheißen hat.
Hier haben wir daher ein Bild vom Tod und von der Auferstehung Christi, womit der Gläubige so völlig einsgemacht ist, dass von ihm nicht nur gesagt werden kann, dass er „mit Christus gestorben“ ist (Kol 2,0), sondern auch, dass er „mit dem Christus auferweckt“ ist (Kol 3,1). Wir sollen daher das suchen, „was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ Aber damit noch nicht genug, denn wir sind so völlig mit Christus in Seinem Auferstehungsleben und in Seiner Herrlichkeit einsgemacht, dass Gott uns, wie der Epheserbrief es ausdrückt, „mitsitzen lassen hat in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph 2,6).
Am Ende von Josua 4 befindet sich das Volk in dem Land, das Gott ihnen gegeben hatte, doch sobald wir Kapitel 5 aufschlagen, finden wir, dass es dort amoritische Könige gab, die vertrieben werden mussten. Für Israel begann also eine Zeit des Kampfes. Das ist auch vorbildlich, denn der Epheserbrief, der den Gläubigen in Christus in die himmlischen Örter versetzt sieht, endet mit einem Kapitel des Kampfes und macht damit die Notwendigkeit einer geistlichen Waffenrüstung deutlich. Wir müssen nicht kämpfen, um etwas in Besitz zu nehmen, sondern wir sind schon im Besitz und unser Kampf ist es, darin zu bleiben. Daher ist die Waffenrüstung in Epheser 6 größtenteils defensiv, „wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis“, deren Ziel es ist, uns zu vertreiben. Und wenn wir alles ausgerichtet haben, müssen wir „stehen“.
Fassen wir zusammen: es ist bemerkenswert, wie umfassend diese vier Bilder die herrlichen Ergebnisse des Todes und der Auferstehung Christi vorbilden. Ihre Bedeutung war wahrscheinlich nicht klar, bevor Er kam und das große Werk vollbrachte, aber wir dürfen sie jetzt im Licht des Neuen Testaments lesen und etwas von ihrer Bedeutung erkennen.
Sie zeigen uns
1. den Schutz vor dem Gericht durch den Wert des vergossenen Blutes des Lammes Gottes,
2. die Errettung aus der Macht Satans und der Welt durch Seinen Tod und Seine Auferstehung, sodass wir zu Gott gebracht sind,
3. die Verurteilung der Sünde im Fleisch, sodass wir jetzt in der Energie des Geistes, der uns gegeben ist, von ihrem Joch befreit sein können und
4. unser Einsgemachtsein mit Christus in Seinem Tod und Seiner Auferstehung, sodass wir im Geist unseren himmlischen Besitz einnehmen und in unserem irdischen Leben unsere Herzen und Zuneigungen auf das richten sollen, was droben ist, wo der Christus ist.
Viele von uns mögen sagen, dass wir das alles schon oft gehört haben. Ja, aber welche Wirkung hatte es auf uns? Was für ein Leben leben wir?
[Übersetzt von Marco Leßmann]