Frage: Sollte ein Christ einer Organspende zustimmen? Könnte das dann bedeuten, dass ihm nach der Auferstehung etwas „fehlt“? Hat die Organspende Auswirkungen auf den Leib, den wir einmal haben werden?
Organspende kommt in der Bibel natürlich nirgends vor. Es ist eine persönliche Gewissensfrage. Verschiedene Aspekte sollten in diesem Zusammenhang erwogen werden: Sollte ich meinem Nächsten nicht mit jedem Mittel helfen? Fördere ich den Organhandel? Wie würde ich darüber denken, wenn ich selbst auf eine Niere warten müsste? Wird dem Körper genügend Ehre entgegengebracht? Was denken meine Angehörigen, wenn es so weit kommen sollte? Kann ich als Christ auf diese Weise noch nützlich sein im Tod? Wie kann ich mich vor Missbrauch schützen? Mache ich andere zu Mördern? Und so weiter ...
Was die Auferstehung der Toten betrifft, muss man sich sicherlich überhaupt keine Gedanken machen. Denn der Körper verwest so oder so. Unser irdisches Haus wird zerstört (2. Korinther 5,1). Welche Bedeutung soll es haben, ob eine Niere vorher entnommen wurde oder ob sie dem natürlichen Verwesungsprozess anheimfällt? „Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistlicher Leib“ (1. Korinther 15,44). Die Gebrechen, die der natürliche Leib zum Zeitpunkt des Todes hatte, spielen bei dem geistlichen Leib ganz gewiss keine Rolle mehr.
Dieser geistliche Leib ist ganz anders als der natürliche Leib. Der geistliche Leib benötigt keine Nahrung und man kann mit ihm durch verschlossene Türen gehen (vgl. Lukas 24,36). Der Herr Jesus hat erklärt, dass es in der Auferstehung keine Geschlechtlichkeit mehr geben wird (Lukas 20,36) – das zeigt deutlich, wie groß der Unterschied zu den heutigen Leibern ist! Gott nimmt zwar den alten Körper, um daraus einen neuen Körper zu bauen, aber der neue Körper ist von ganz anderer Art als der alte Körper. Wir können darum die Probleme des alten Körpers nicht einfach auf den neuen übertragen.
Zudem: Die Schrift sagt, dass unser Leib der Niedrigkeit umgestaltet wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Philipper 3,21). Wir werden ihm – Jesus Christus – gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist (1. Johannes 3,2). Wie kann man angesichts dieser Stellen denken, dass Gläubige mit Entstellungen in die Herrlichkeit eingehen werden? Das ist doch völlig absurd. Denn dann wäre das Vollkommene nicht vollkommen (1. Korinther 13,10).
Zwei vielleicht etwas schwierige Stellen möchte ich in diesem Zusammenhang noch erwähnen. In Markus 9 ist davon die Rede, dass jemand verkrüppelt in das Leben oder einäugig in das Reich Gottes eingeht (Markus 9,43.47). Das scheint im Widerspruch zu den gemachten Ausführungen zu stehen. Doch man sollte bedenken, dass der Herr hier eine Bildersprache gebraucht. Durch diese drastische Ausdrucksweise soll klargemacht werden: Hauptsache, man kommt in den Himmel, koste es, was es wolle. Dass es um Bildersprache geht, wird auch dadurch klar, dass das Abhauen der Hand oder des Fußes und das Ausreißen des Auges ebenfalls bildlich verstanden werden muss.
Dann noch zu Johannes 20,27: Dort sehen wir, dass bei dem Auferstehungsleib des Herrn eine Wunde in seinen Händen und eine Wunde in seiner Seite zu sehen war. Doch das, was bei dem Leib des Herrn, der nie die Verwesung gesehen hat, geschaut wurde, dürfen wir nicht einfach auf alle Wunden oder Entstellungen übertragen (selbst nicht auf alle Wunden, die der Herr hatte). Bei dem Heiland sind das ganz besondere Zeichen seiner Liebe, die in Verbindung mit seinem Tod stehen – einzigartig in ihrem Charakter. Die Gebrechen eines Sterblichen sind Zeichen der Schwachheit und damit überhaupt nicht vergleichbar.
Halten wir diese einfache Wahrheit fest: Körperliche Gebrechen, Verluste von Organen und Ähnliches haben keine Auswirkung auf den Leib der Herrlichkeit.