Auf die Predigt Jonas hin, taten die Leute von Ninive Buße (Jona 3,10). Hunderttausende vereinigten sich in der Beugung vor Gott. Wenn schon über einen, der Buße tut, Freude im Himmel ist (Lk 15,10), dann kann man sich vorstellen, dass hier der Himmel mächtig in freudige Bewegung gekommen ist.
Doch der „erfolgreiche“ Bußprediger Jona macht ein langes Gesicht. Er will keine Barmherzigkeit für die Feinde sehen. Gericht und Zerstörung wären ihm tausendmal lieber. Er zürnt über die Gnade Gottes (Jona 4,1–3).
Jona muss dringend Unterricht in der Schule Gottes bekommen. Gott stellt ihn auf die Probe: Wie reagiert Jona auf Barmherzigkeit und auf Gericht, wenn es um ihn selbst geht? Wenn es um andere geht, wünscht er Gericht und nicht Barmherzigkeit – aber wie ist es denn, wenn er betroffen ist?
Gott lässt einen Wunderbaum wachsen, um Jona Schatten zu geben. Das war Gnade – unverdiente Gunst. Jona freut sich sehr über die ihm erwiesene Barmherzigkeit (Jona 4,5–6).
Doch da taucht ein gemeiner Wurm auf, der an dem Baum das Werk der Zerstörung tut. Wie reagiert Jona auf das Gericht? Mit Resignation und unerbittlichem Zorn (Jona 4,7–8)!
Aha! Jona ist also Barmherzigkeit doch lieber als Gericht. Dann sollte er das auch bitte nicht nur auf sich, sondern auch auf andere anwenden. Und dann muss er auch verstehen, dass Gott Gnade dem Gericht vorzieht (Jona 4,9–11).
Haben wir, die wir die Gnade wertschätzen und täglich aus ihr leben, auch Gnade anderen gegenüber?