Beten in Not. Wenn das Gebet auch nicht eine vorübergehende Gnade am Leben erhalten kann, wird es doch einen mächtigen Einfluss haben, das Herz lebendig zu erhalten, wenn jene endet. Wenn der Besitz und die Zuversicht eines Menschen im selben Grab beerdigt werden, ist das eine traurige Sache. Keiner erträgt den Verlust einer Freude so geduldig, wie der, der sich im Gebet geübt hat, während er sie hatte. Je mehr David für sein Kind betete, als es noch lebte, umso weniger Tränen vergoss er, als es starb.
Beten in Wohlfahrt. Das Gebet ist kein Winterkleid. Es muss zwar auch im Winter getragen werden, aber darf nicht im Sommer der Wohlfahrt abgelegt werden. Wenn du jemanden beten siehst, musst du warten, bis es blitzt und donnert und bis der Sturm kommt. Bete in Wohlfahrt, damit du vorankommst, wenn du in Widrigkeiten betest. Anerkenne Gott jetzt, damit Er sich dann zu dir bekennt. Wird uns der Freund willkommen sein, der uns nur dann einen Besuch abstattet, wenn er etwas leihen will? Bete in Wohlfahrt, damit du darin nicht zu Fall kommst. Wohlfahrt ist kein Freund des Gedächtnisses, deshalb werden wir so oft ermahnt, Acht zu geben, wenn es uns gut geht, damit wir Gott nicht vergessen. In der Schrift kannst du sehen, dass die Gläubigen am schlimmsten gefallen sind, wenn sie auf ebenstem Boden waren. Noah, der gesehen hatte, wie die ganze Welt im Wasser ertrank, war kaum sicher an Land, als er im Wein „ertrank“. Davids Herz war fest, als er in der Wüste war, aber sein lüsternes Auge schweifte und wanderte umher, als er auf der Dachterrasse seines Palastes war.
Morgen- und Abendgebet. Gebet muss den Morgen eröffnen und den Abend beschließen. Wir zeigen nicht, dass wir Christen sind, wenn wir nicht unsere Augen mit Gebet öffnen, wenn wir aufstehen und sie mit demselben Schlüssel schließen, wenn wir zu Bett gehen. Darüber hinaus darfst du sooft beten, wie es dir gefällt.
Wenn du Feuer für dein Abendopfer haben willst, dann sorge dafür, dass das, was schon auf deinem Altar ist, nicht ausgeht. Womit du deinen Krug füllst, das wirst du auch ausschütten. Wenn Wasser hineingetan wurde, werden wir nicht, es sei denn durch ein Wunder, Wein daraus gießen können. Was denn, füllst du dein Herz den ganzen Tag mit Irdischem (und Gott hat keinen Platz in deinen Gedanken) und dann willst du abends Himmlisches daraus hervorholen? Wer in seinen irdischen Beschäftigungen himmlisch ist, wird weniger weltlich in seinen himmlischen Beschäftigungen sein. Ein sterbender Gläubiger hat es einmal schön ausgedrückt: „Ich wechsle zwar den Wohnort, aber nicht die Gesellschaft.“
[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“]