„So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide Trübsal mit dem Evangelium, nach der Kraft Gottes.“

Da Gott uns keinen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat, sollte sich Timotheus nicht ängstlich verkriechen, sondern das herrliche Zeugnis, das unserem Herrn gehört, weitersagen. Das Zeugnis besagt, dass Christus sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat (1. Timotheus 2,6) – und folglich muss es allen Menschen gesagt werden. Auch solchen, die hartnäckigen Widerstand zeigen. Paulus ist Timotheus auch darin ein Vorbild, denn er schämte sich des Evangeliums nicht (Römer 1,16). Timotheus sollte sich einerseits der Wahrheit nicht schämen (vgl. Ps 119,46), anderseits aber auch nicht des Trägers der Wahrheit, der wie ein Verbrecher in einem Kerker saß.

Warum hält man mit dem Evangelium zurück? Weil man Trübsal (oder Drangsal) fürchtet, die die Folge der Verkündigung des Evangeliums ist. Doch wir sollten mit dem Evangelium Trübsal leiden. Das Evangelium wird hier, wie an manchen anderen Stellen in den paulinischen Schriften auch, personifiziert dargestellt. Das Evangelium wird verlacht, verspottet, zurückgewiesen usw. Und das ist auch unser Teil, wenn wir es den Menschen vorstellen. Wie hält man das aus? Nur in der Kraft Gottes. Wenn der Herr sich unser nicht schämt (vgl. Heb 2,11; 11,16), sollten wir uns dann seiner schämen?