Sonntags morgens, ein Gebet 

Herr Jesus, wir dürfen zu Dir kommen! Du lädst uns ein, jedes mal wieder.

Wenn wir losfahren, sehen wir mehrere, die Du durch Dein Blut erkauft hast. Auch sie fahren los … in eine andere Richtung! Herr, warum die Zerrissenheit? Wir kennen sie als Deine Nachfolger. Wir sind mit ihnen eins in Dir. Aber sonntags sieht das so anders aus. Wir würden gern eins mit ihnen gemeinsam bei Dir sein, zusammen mit ihnen das Brot brechen, den Kelch trinken; wir sind doch eins, Herr? Wenn es unserem Herzen weh tut, wie musst Du es dann erst empfinden? All die Deinen zu sehen, die sonntags morgens zu ihren Bestimmungsorten fahren? Warum fährt jeder in eine andere Richtung? Herr, wir wissen, dass Dein Wort uns dies vorhergesagt hat, aber es kostet uns so viel Mühe, dies zu akzeptieren, damit „Frieden“ zu haben. Oder willst Du gar nicht, dass wir damit „Frieden“ haben?

Herr, vielleicht möchtest Du, dass wir sie vermissen, jedes Mal wieder, wenn wir zusammen um Dich versammelt sind.

Du vermisst sie doch auch? Du hast sie doch auch eingeladen… und sie sind nicht da. Das eine Brot, dazu gehören sie auch. „Denn wir, die Vielen, sind ein Brot, ein Leib; denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot“, sagt Dein Knecht Paulus.

Herr, sie sind nicht hier, um an dem Brot teilzuhaben. Stehen wir ihnen vielleicht im Weg? Vielleicht kannst Du durch die Zerrissenheit hindurch noch viele erreichen. Vielleicht willst Du unsere Herzen wachrütteln und uns Deine Gedanken über die Zerrissenheit zeigen. Herr, gib uns bitte eine große Dosis Liebe zu ihnen, damit wir, wenn wir einem von ihnen begegnen, etwas sagen und zeigen können (nein, anderes herum, etwas zeigen und sagen können).

Herr, wir bitten Dich, dass wir nicht mithelfen, die Zerrissenheit in Stand zu halten. Hilf uns, auf sie zuzugehen, sie aufzusuchen, sie versuchen zu gewinnen. Hilf uns zu allererst unser eigenes Versagen zu sehen und nicht deren; hilf uns, ihnen gegenüber niedrig zu sein.

Du weißt, wie schwach wir sind, aber lasst uns bitte nichts mehr und auch nichts weniger wollen, als mit all den Deinen zusammenzukommen. Herr, bewahre und hilf uns. Amen

[Bode des Heils, Jahrgang 127, 1984]