Markus 15,38: „Und der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten.“

Bei oben genannter Bibelstelle sind wir gedanklich schnell in Hebräer 10,19: Wir dürfen als Erlöste mit Freimütigkeit das Heiligtum betreten, was den Juden damals versagt war. Schnell vergessen wir jedoch auch, dass der Herr Jesus für diesen freien Zugang sein Blut vergießen musste. Sein Opfer schaffte das, was Millionen Opfer vorher nicht schafften: den Weg zu Gott freizumachen. Ja, Gott richtet nicht mehr, sondern übt Gnade (vgl. Heb 4,16), weil unser Herr sich als Opfer für uns stellte.

Als der Herr starb, zerriss der Vorhang gottgewollt – von oben nach unten. Dadurch wurde etwas sichtbar, was vorher nicht zu sehen war, nämlich das Allerheiligste. Dort sollte Gott wohnen, dort sollte die Bundeslade stehen, dieser heilige Gegenstand, der das sichtbare Zeichen für Gottes Gegenwart darstellte. Als der Vorhang zerriss, fiel die Maskerade eines Gottesdienstes ohne Gott. Weder die Bundeslade noch die Herrlichkeit Gottes waren die ganze Zeit über da gewesen. Die „Herrlichkeit Gottes“ hatten sie soeben ans Kreuz genagelt.

Schon während seines öffentlichen Auftretens hat der Herr durch die Tempelreinigungen den eigenwilligen Gottesdienst der Juden klar und deutlich an den Pranger gestellt. Die Schriftgelehrten hatten daraufhin allerdings nichts Besseres vor, als Ihn umzubringen (Mk 11,15–18). Sie wollten ihren Gottesdienst in seiner Form aufrecht erhalten.

Als die Jünger später mit dem Herrn den Tempel verließen, staunte einer der Jünger über das gewaltige Bauwerk: „Lehrer, siehe, was für Steine und was für Gebäude“. Darauf die Antwort des Herrn: „Siehst du diese großen Gebäude? Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen wird.“ Danach setzte der Herr sich mit den Jüngern auf den Ölberg dem Tempel gegenüber und erklärte ihnen, was Er damit meinte (Mk 13,3).

Wie gehen wir damit um, wenn der Herr uns heute auf Missstände in dem heutigen Tempel, dem Haus Gottes, macht? Zeigen wir die Reaktion der Schriftgelehrten, die sich von ihrem eigenwilligen Gottesdienst nicht lösen wollen und jeden Finger in der Wunde mit Mordschnauben beantworteten?

[Nach einem holländischen Artikel]