Der verstorbene englische Premier Winston Churchill bekam als Kind von seinem Vater zu hören: „Auch ein Churchill hat Angst, aber er zeigt es nicht.“

So etwas geht uns heute radikal gegen den Strich. Einerseits sicher verständlich, denn wir wollen niemand zur Heuchelei verführen. Andererseits übersehen wir leicht, dass auch etwas Gutes in dieser Aussage steckt. Wir übersehen es deshalb, weil es neuen Spleen gibt, und der heißt: authentisch sein.

Es ist angesagt, dass man seine Schwächen kommentiert. Es ist auch salonfähig geworden, in den Sünden herumzuwühlen, in denen man früher gelebt hat. Wenn man auch Respekt davor hat, dass jemand seine Fehler und Schwächen vor anderen eingesteht, so gibt es auch Gefahren:

  • Wenn man auch von Versagen redet, so redet man immer noch von sich selbst. Es kann der Ausdruck von Selbstverliebtheit sein, wenn man sich auf diese Weise um sich selbst dreht.
  • Man zeigt keine Willenskraft, um bestimmte Dinge in seinem Leben abzustellen. Man ist halt so und man bekennt es auch – aber es ändert sich nichts.
  • Es fehlt das Bewusstsein, dass Sünde etwas Schreckliches in den Augen Gottes ist, was man nicht einfach zur Diskussion stellt.
  • Man will den Eindruck besonderer Demut signalisieren, obwohl es im Herzen vielleicht ganz anders aussieht.

Es liegt nicht in meiner Absicht, ehrlichen Leuten etwas an den Kittel zu flicken. Aber wenn es mehr eine Modeerscheinung ist, dass man sich authentisch zeigt, dann ist das wenig wert.