Christen stehen nicht unter Gesetz (Röm 6,14). Das gilt generell und ist nicht abhängig, wie man das Gesetz verwendet - das heißt, ob es man als Mittel zur Rechtfertigung oder als Lebensrichtschnur betrachtet. Es ist dabei auch nicht erheblich, ob man die Art der Vorschriften unterscheiden will – das heißt, ob es um moralische oder zeremonielle Gebote geht.

Gesetz ist Gesetz! Wer meint, den Zehnten geben zu müssen, muss auch den Sabbat halten. Und wer meint, der Sabbat sei für Christen verbindlich, der hat auch ein Sündopfer zu bringen. Daran führt kein Weg vorbei. Wer sich unter das Gesetz stellt, muss das ganze Gesetz halten und steht auch unter dem Fluch des Gesetzes, weil niemand es halten kann  (Jak 2,10; Gal 3,10).

Wir Christen stehen nicht unter Gesetz – und so könnte man meinen, dass das Gesetz uns Christen nichts mehr zu sagen hat. Doch das stimmt nicht. Viele Stellen belegen, dass das Gesetz uns Christen sehr viel zu sagen hat (1. Kor 9,9; 14,34; 2. Kor 8,15 etc.).

Ein Beispiel mag diesen Punkt deutlicher machen: Ein Witwer im 19. Jahrhundert hat eine Haushälterin, der er 300 Vorschriften aufschreibt: Wie das Ei gekocht werden soll und vieles andere mehr. Eines Tages verliebt er sich in diese Frau und heiratet sie. Die Liste mit den 300 Punkte ist nun nicht mehr zum Abhaken da. Denn aus Liebe wird diese Frau nun mehr machen, als vorgeschrieben ist. Die Liste mit den 300 Punkten zeigt aber nach wie vor, wie der Herr des Hauses denkt. Aber es regelt nicht mehr die Grundlage der Beziehung, denn die Arbeitsbeziehung ist durch eine Liebesbeziehung abgelöst worden. Die Frau behält die Liste, aber sie arbeitet sie nicht mehr als Magd ab. Vergleichbar ist das mit Christen und ihrer Beziehung zum mosaischen Gesetz.