In den Tagen Seiner Menschheit hat unser Herr Jesus nicht nur mit Worten, sondern besonders auch durch Sein Verhalten offenbart, dass Er gerade für solche gekommen war, mit denen sich sonst kaum jemand abzugeben wagte. Nicht solchen, die sich selbst gerecht und anständig und irgendwie schon passend für die Gegenwart Gottes wähnten, galt in erster Linie Sein Wirken, sondern denen, die in den Augen der Menschen nichts galten. Damit machte Er völlig deutlich, dass Sein Kommen und insbesondere auch Sein Werk vom Kreuz überhaupt nichts an Brauchbarem bei dem Menschen voraussetzte – ja, dass Er bei keinem der Menschen überhaupt etwas zu finden erwartete, was irgendwie passend für Gott war.

Die Zöllner jener Zeit waren eine passende „Zielgruppe“ für diese unverdiente Zuwendung seitens des Herrn Jesus. Allein schon durch ihre Tätigkeit, mit der sie für die verhasste Besatzungsmacht der Römer Abgaben von ihren eigenen jüdischen Landsleuten erhoben, waren sie unter den Juden verachtet. Scheinbar war es aber daneben auch noch so, dass sie bei dieser Tätigkeit auch noch in ihre eigene Tasche wirtschafteten und mehr Abgaben erhoben, als eigentlich gefordert war. Deshalb werden sie auch so oft in den Evangelien in einem Atemzug mit den Räubern oder Sündern genannt.

Nun ist es gerade das Lukas-Evangelium, wo mehr als in den anderen Evangelien gezeigt wird, dass der Herr Jesus sich gerade mit dieser verachteten und unwürdigen Menschenklasse beschäftigt hat. Dreimal in diesem Evangelium werden dabei ganz spezielle Einzelpersonen vorgestellt, zweimal namentlich (Levi und Zachäus), und einmal in einem Gleichnis. Jede dieser Begebenheiten ist uns sicher sehr gut bekannt; aber vielleicht ist uns bisher gar nicht so sehr aufgefallen, dass nicht nur das gnadenreiche Handeln des Herrn mit ihnen beschrieben wird, sondern im Anschluss daran auch noch das, was mit ihrem Haus, ihrem privaten Umfeld zusammenhängt. Wir lernen daraus, dass es für jeden Menschen auch nach seiner heilsbringenden Begegnung mit dem Herrn noch eine Fortsetzung im Alltag, im häuslichen Umfeld gibt:

• bei Levi wird betont, dass er dem Herrn Jesus in seinem Haus ein großes Mahl machte,
• der Zöllner in dem Gleichnis des Herrn Jesus ging gerechtfertigt in sein Haus hinab,
• Zachhäus zeigt besonders die Freude des Heils, die ihm und seinem Haus widerfahren war

Wir können daraus auch für uns wertvolle Lehren ziehen. Der Startpunkt unseres neuen Lebens muss in jedem Fall eine bewusste Begegnung mit dem Herrn Jesus sein, durch die wir in der Erkenntnis unseres sündigen Zustandes mit unserem bisherigen Leben rigoros Schluss machen und uns dem zuwenden, der allein uns aus diesem Zustand befreien kann und in Seine Nachfolge ruft.

Und diese Kehrtwendung in unserem Leben, diese bewusste Entscheidung, uns mit allem, was wir sind, Ihm zu übergeben, hat weitreichende und gesegnete Folgen für unser persönliches Glaubensleben:

• wir dürfen uns immer wieder ganz persönlich unserer Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus erfreuen, davon spricht das Mahl, das Levi Ihm machte;
• wenn wir dann in dem Gleichnis des Herrn Jesus wohl noch nicht direkt die Lehre der Rechtfertigung aus Glauben belegen können, die erst später durch den Apostel Paulus offenbart wurde, so finden wir aber doch die beglückende Wahrheit, dass jeder, der in einer solch demütigen Herzenshaltung vor Gott tritt, nach dem Urteil Gottes gerecht ist – im Gegensatz zu den Menschen, die im Vertrauen auf ihre eigene vermeintliche Gerechtigkeit in ihrem Zustand der Schuldigkeit vor Gott bleiben;
• Zachäus zeigt uns dann die Seite, dass der Herr Jesus in unserem Haus, in unserem persönlichen Leben, Wohnung machen will, nicht nur ein vorübergehender Gast sein möchte, sondern dauerhaft bei uns wohnen möchte. Das hat dann die zweifache Konsequenz einerseits der Freude des Heils und dann aber auch des Tragens Seiner Schmach.

Mit Gläubigen an einem Ort zusammengestellt zu sein und sich gemeinsam unserer geistlichen Segnungen zu erfreuen, ist ein besonderes Geschenk für unser Glaubensleben. Wir wollen aber die Seite unserer persönlichen Segnungen, unseres ganz privaten Genusses an dem, was der Herr jedem Einzelnen von uns schenkt, nie aus dem Auge verlieren oder geringer schätzen. Die persönlichen Segnungen sind etwas ganz Großartiges und Beglückendes, und diese drei Beispiele zeigen uns etwas davon. Möchten wir jeder von uns daraus lernen, sie mehr in der vertrauten Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus zu genießen.