Es ist bemerkenswert, zu sehen, wie Gott seinen Knecht Jona erzog und alle Dinge zu seinem Guten mitwirken ließ. Gott hatte Gutes mit ihm vor: Jona sollte ein Botschafter der Gnade werden und die Gesinnung der Gnade lernen.
Jona entzog sich jedoch dem Auftrag, in Ninive zu predigen, weil er den Einwohnern dieser heidnischen Stadt nicht die Gelegenheit zur Buße geben wollte. Er fuhr mit einem Schiff in die entgegengesetzte Richtung (Jona 1,3). Aber Gott trat ihm in den Weg. Er entfesselte einen heftigen Wind auf dem Meer und lenkte das Los der Seeleute so, dass Jona als Ursache für diesen Sturm entlarvt wurde (Jona 1,4.7). In der Folge vereitelte Gott die eifrigen Bemühungen der Seeleute, durch eigene Kraftanstrengung aus der Misere herauszurudern – der Wind wurde immer heftiger (Jona 1,13).
Schließlich stürzten die Seeleute den ungehorsamen Propheten auf dessen Wunsch in die wütende See und bezeugten dabei, dass alles von Gott ausgegangen war (Jona 1,14.15). Der über Bord Geworfene wurde von einem großen Fisch verschluckt, den Gott selbst bestellt hatte (Jona 2,1). In dessen Bauch anerkannte Jona das Eingreifen Gottes, indem er davon sprach, dass Gott ihn ins Meer geworfen hatte (Jona 2,4). Schließlich befahl Gott dem Fisch, Jona an das Land auszuspucken (Jona 2,11). Nach diesen Erfahrungen war Jona bereit, in Ninive zu predigen (Jona 3,1–4).
Doch die Gesinnung der Gnade wohnte noch nicht in ihm. Es verdross ihn, dass Gott das angekündigte Gericht über Ninive nicht vollzog (Jona 4,1.2). Gott musste ihn wieder in Seine Schule nehmen. Durch den Schatten spendenden Wunderbaum und den Wurm, der ihn zerstörte, sowie den schwülen Ostwind, der Jona ermattet niedersinken ließ, lehrte Gott ihn eine wichtige Lektion in Sachen Barmherzigkeit: Wenn Jona sich um den Wunderbaum erbarmte, konnte er dann allen Ernstes unzufrieden darüber sein, dass Gott sich über eine große Stadt erbarmte (Jona 4,7–11)?
Verstand Jona das, hatte Gott sein gutes Ziel erreicht? Wir dürfen es annehmen. Denn Jona überließ Gott das letzte Wort und widersprach nicht mehr, wie er das unmittelbar vorher getan hatte (Jona 4,9). Das erinnert an Hiob, der sich gedemütigt in Schweigen hüllte, nachdem die Worte Gottes sein Herz weich gemacht hatten (Hiob 40,4.5).