Jesajas und Judas Ägypten-Politik: Verse 1–6
Kapitel 19 beschrieb die Gerichte, die in der Anfangszeit des Friedensreichs Christi über Ägypten kommen werden, dass sich ein Überrest der Ägypter zu Gott bekehren wird, dass das neue Ägypten eine Einheit mit einem Überrest aus den Assyrern und Israel bilden wird, und dass diese drei Länder die bedeutendsten im Friedensreich sein werden. Dies alles soll in der noch fernen Zukunft geschehen. Kapitel 20 macht einen zeitlichen Sprung zurück in die Zeit, in der es zwischen Assyrien und Ägypten Kämpfe um die Weltherrschaft gab. Zurück in die Zeit von Sargon, dem König von Assyrien, Vater des bekannteren König Sanherib. In der Zeit Hiskias, dem König von Juda, kam die Armee dieses Sanheribs während der Belagerung Jerusalems jämmerlich um. Tartan war einer der Heerführer, der im Auftrag des oben erwähnten König Sargon, die philistäische Stadt Asdod eroberte. Es ging Tartan dabei nicht so sehr um die Stadt Asdod, sondern mehr um die Schlüsselposition, die diese Stadt in Bezug auf Ägypten einnahm. Assyrien stand in den Tagen Sargons und auch noch in der Zeit Sanheribs auf dem Gipfel seiner Macht. Syrien und das Zehnstämmereich Israels waren bereits erobert worden. Nun sollte mit Ägypten abgerechnet werden. Deshalb war die Belagerung und Einnahme der philistäischen Stadt Asdod ein Sprungbrett nach Ägypten.
Für das kleine Juda war das alles sehr furchteinflößend. Sollte jetzt auch noch Jerusalem fallen? Schon lange gab es in Juda eine starke Partei, die auf der Seite Ägyptens stand und den Anschluss an Ägypten verteidigte, um besser vor Assyrien geschützt zu sein. Auf ein Vertrauen auf den HERRN wurde kein Wert gelegt. So ist es übrigens immer bei der Politik dieser Welt. Doch sollte Juda von seiner Stütze Ägypten enttäuscht werden. Es sollte erleben, dass allein der HERR eine Zuflucht und Stärke in der Drangsal ist (Ps 46,6).
Um die Nutzlosigkeit dieser Politik ans Licht zu stellen, empfing Jesaja von dem Herrn einen Auftrag. Er sollte sich nackt, d. h. ohne Oberkleid, und barfuß in Jerusalem blicken lassen. Das war eine symbolische Handlung, die zeigte, dass, wie Jesaja in Jerusalem in der Kleidung eines Sklaven auftrat, in kurzer Zeit Mengen von Ägypter und Äthiopier als Sklaven nach Assyrien weggeführt werden sollten. Jesaja trat in diesem Aufzug drei Jahre lang in Jerusalem auf, ungeachtet des Aufsehens, das er dadurch erweckte. Jeder konnte daraus schließen, wie sinnlos ein Vertrauen auf Ägypten war. Wenn die Ägypter als Sklaven weggeführt werden sollten – sollte das um soviel schwächere Juda entkommen können?
[Übersetzt von Stephan Keune]