Wir genießen die Liebe Gottes als Seine geliebten Kinder, aber erfassen können wir sie nicht: Anbetend bewundern wir, dass Er uns geliebt hat, als wir noch Feinde Gottes waren. Menschliche Liebe benötigt immer einen Anstoß, denn wir können nur lieben, „weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Joh 4,19) – die göttliche Liebe aber wird ohne Anstoß tätig!

Diese wunderbare Liebe Gottes kann von uns nicht ergründet werden, aber bildhafte Vergleiche von Gottes Wort helfen uns, eine klarere Vorstellung zu bekommen.

Im Kapitel 8 von Lied der Lieder finden wir solch einen bildhaften Vergleiche: „Die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer; ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs“ (Hld 8,6). Dieser bekannte Vers zeigt wesentliche Merkmale der Liebe Gottes durch eine gleichnishafte Betrachtung.

„Gewaltsam wie der Tod“ – Durch den Vergleich mit der Wirksamkeit des Todes wird deutlich, dass die Liebe Gottes unumschränkt ist und allen Menschen gilt: So wie der Tod nicht aufgehalten werden kann und alle Menschen erreicht, so dringt die Liebe Gottes in unwiderstehlicher Weise zu allen Menschen hindurch, ohne dabei eine einzige Seele zu übergehen.

„Hart wie der Scheol ihr Eifer“ – Im Gegensatz zur Art (od. Natur) der Liebe Gottes in ihrer unumschränkten Wirksamkeit steht hier ihre unerschöpfliche Tätigkeit vor uns: Die Liebe Gottes gibt ohne Grenzen, sie versiegt nie. Zur Verdeutlichung wird der Eifer des Scheols angeführt, der ebenso unersättlich ist und „nicht sagt: Genug!“ (Spr 30,16).

„Ihre Gluten sind Feuergluten“ – Anhand von Feuergluten wird nun gezeigt, dass die Liebe Gottes auch unaufhaltsam ist, denn ihre Energie und Kraft ist nicht zu übertreffen. Am eindrücklichsten wird dieser Vergleich am Beispiel der Sonne, denn dieser gewaltige Feuerball ist in der sichtbaren Schöpfung an Intensität nicht zu überbieten. Schon der Psalmist erwähnt, dass „nichts vor ihrer Glut verborgen ist“ (Ps 19,7). Doch im Gegensatz zur Glut (Einzahl) der Sonne ist die Liebe Gottes durch Gluten (Mehrzahl) gekennzeichnet! Könnte es eine eindrucksvollere Darstellung geben, um die Unaufhaltsamkeit der Liebe Gottes vorzustellen?

„Eine Flamme Jahs“ – Ein weiteres Merkmal der Liebe Gottes ist ihre Unvergänglichkeit. Wie schon eingangs bemerkt ist die Liebe als Wesenszug Gottes unmittelbar mit Seiner ewigen Person verbunden. Als Flamme Jahs kommt sie direkt aus Gott hervor und hat damit ewig Bestand; selbst dem Gericht Gottes hielt diese Liebe stand, denn „große Wasser vermögen nicht die Liebe auszulöschen und Ströme überfluten sie nicht“ (Hld 8,7).

Ja, die Liebe Gottes ist unumschränkt, unerschöpflich, unaufhaltsam und unvergänglich – wie wunderbar, dass wir als Kinder Gottes Gegenstände dieser einzigartigen Liebe sind, die uns aus lauter Gnade zuteilgeworden ist!