Johannes der Evangelist sagte im Blick auf Christus, von dem Johannes der Täufer zeugte: „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen und zwar Gnade um Gnade.“

Das Wort im Grundtext, das hier mit „um“ wiedergeben wird, ist das Wort „anti“. Also: „Gnade anti Gnade.“ „Anti“ heißt „anstelle von“. Eine Gnade nimmt also in Folge den Platz der anderen ein. Eine Gnade löst die andere ab. Gnade um Gnade. Das Leben des Glaubenden ist eine Aneinanderreihung der Gnade Gottes.

Die Gnade Gottes wird nicht aufgehäuft, sodass wir uns mühsam die für unsere Situation passende Gnade heraussuchen müssen. Nein, wir bekommen die Gnade, die wir heute brauchen; und morgen kommt die nächste Gnade.

Wenn wir auf einer Brücke stehen und einen Fluss beobachten, so ist das Wasser, das wir jetzt sehen, in wenigen Sekunden nicht mehr da. Neues Wasser ist an die Stelle geflossen. Wasser um Wasser. Ein gewaltiger Strom. Es ist derselbe Fluss, aber es ist immer neues, frisches Wasser.

Es ist derselbe Gott, aber immer wieder schenkt er uns die Gnade, die wir brauchen. Es ist auch Gnade genug da für dein Problem. Und wenn ein größeres Problem auftaucht, so wird Gott „größere Gnade“ gewähren (Jakobus 4,6).

Das erlebte auch Johannes der Täufer selbst (dessen Name bezeichnenderweise „Gott ist gnädig“ bedeutet). Nehmen wir nur einmal zwei Beispiele aus seinem Leben:

Johannes wehrte Christus, als dieser sich taufen lassen wollte. Doch Christus antwortete in Gnade: Lass es jetzt so sein, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Er tadelte ihn nicht und wies auch seinen Dienst nicht zurück.

Johannes der Täufer zweifelte im Gefängnis an Christus. Doch dieser tadelte ihn nicht, sondern verwies in Gnade auf seine Wunderwerke, und vor den Menschen sprach er anerkennend von dem Täufer.

Johannes der Täufer erlebte die Gnade auf dem Höhepunkt seines Lebens und am Tiefpunkt seines Lebens. Gnade um Gnade!