Der Patriarch Isaak hatte einen eindeutigen Charakter. Man würde heute sagen, dass er ein typischer Phlegmatiker war. Also geduldig, passiv, beständig, friedliebend, gemütlich, unauffällig, gleichgültig, träge, auch gefühlsbetont.

Es wird weniger von ihm berichtet als von Abraham und Jakob. Sein Leben war nicht so bewegt. Er blieb auch immer im Land Kanaan. Man findet bei Isaak nicht die Triumphe Abrahams und auch nicht die Niederlagen Jakobs.

Es passt zu ihm, dass er sich (anscheinend) nicht wehrte, als er von seinem Bruder Ismael verspottet wurde (1. Mose 21); dass er sich ohne zu Murren von seinem Vater auf den Opferaltar binden ließ (1. Mose 22) und dass ihm seine Frau zugeführt wurde (1. Mose 24). Seine Frau hatte dann auch keine Mühe, mit dem lieben Isaak auszukommen und (zunächst) glücklich zu sein (1. Mose 24,67; 1. Mose 26,8).

Bevor er seine Frau zum ersten Mal sah, war er sinnend auf dem Feld (1. Mose 24,63). Isaak liebte also die Ruhe und Abgeschiedenheit. Er dachte gerne nach und war nicht einer, der immer irgendwas bewegen muss.

Seinen Mitmenschen gegenüber zeigte sich Isaak sehr friedliebend, aber er musste erfahren, dass mit ihm viel gestritten wurde (so geht es den Friedliebenden oft, vgl. Psalm 120,7). Isaak ließ er sich von ihnen einen Brunnen nach dem anderen wegnehmen, ohne zu protestieren, wie es sein Vater Abraham in vergleichbarer Situation getan hatte (1. Mose 26; 1. Mose 21,25).

Er liebte gutes Essen und den Duft des Feldes (1. Mose 27). Darum fühlte er sich besonders zu Esau hingezogen, der das Essen ebenfalls liebte (1. Mose 25,29). Zudem war Esau nicht so ehrgeizig und verbissen wie Jakob, was Isaak vermutlich auch schätzte.

Als sein Lieblingssohn Esau sich zwei fremde Frauen nahm, wurde es ihm schwer ums Herz (1. Mose 26,34–35). Aber er brachte es nicht fertig, dagegen seine Stimme zu erheben, sondern war sogar bereit, diesen ungehorsamen Sohn zu segnen (1. Mose 27).

Diesen Segen erteilte Isaak, als er alt geworden war. Er dachte, dass der Tag seinen Todes vor der Tür stehe (1. Mose 27,2). Wie typisch ist dieser Pessimismus für einen Isaak! Er lebte nämlich wohl noch über 40 Jahre. Wir lesen von dieser Zeit in der Schrift nichts. Es ist wohl so, wie mal jemand gesagt hat: Er wurde nicht im Dienst für Gott abgenutzt, sondern er verrostete.

Mit diesen Hinweisen haben wir schon ein recht deutliches Bild vor Augen, denke ich. Wir sehen die Gefahren und Chancen eines Mannes wie Isaak.

Wir wollen von ihm lernen, dass wir uns Zeit nehmen, um über das Wort Gottes nachzudenken (Isaak hielt sich in seinem Leben viel bei Brunnen auf, siehe 1. Mose 24,62; 25,11; 26,18.19; 26,20.21.22.25). Auch in unserer „Instant-Gesellschaft“ brauchen wir Zeit, um Gottes Wort aufzunehmen. Wenn uns das vom Charakter her schwer fällt, müssen wir dennoch geeignete Wege finden, um diese Ruhe vor Gott zu finden.

Wir wollen von Isaak lernen, dass wir nicht träge und faul werden. Es gibt auch noch etwas wichtigeres als die Lieblingsspeise. Wir wollen nicht die Hände in den Schoß legen und warten, bis unsere Zeit abgelaufen ist, sondern aufstehen im Namen des Herrn. Aktivität liegt nicht jedem – wie schwer kann es sein, überhaupt erstmal aus den warmen Federn zu kommen! -. aber wir dürfen und sollen uns motivieren lassen, uns im Eifer um das Haus Gottes zu verzehren.