„Wächter, wie weit ist es in der Nacht? Wächter, wie weit in der Nacht? Der Wächter spricht: Der Morgen kommt, und auch die Nacht.“ (Jes 21,11–12)

Ein bemerkenswerter Text! Stellen wir uns eine antike oder eine mittelalterliche Stadt vor mit einer Stadtmauer, Toren und einem Nachtwächter. „Die Aufgabe des Nachtwächters war es, nachts durch die Straßen und Gassen der Stadt zu gehen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er warnte die schlafenden Bürger vor Feuern, Feinden und Dieben. Er überwachte das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und Stadttore, und häufig gehörte es auch zu den Aufgaben des Nachtwächters, die Stunden anzusagen.“ (Quelle: Wikipedia)

Dass der Wächter nachts jemanden traf, war wohl eher selten. In unserem Bibeltext ist jedoch jemand auf und wendet sich an den Wächter mit der Frage nach der Zeit. Ob es jemand in Not war, der auf den Tagesanbruch wartete? Haben nicht manche Gläubige auch schon gefragt: „Herr, wie lange noch?“ Bemerkenswert ist jedenfalls die Antwort des Wächters. Er gibt keine Stunde an, sondern sagt: „Es kommt der Morgen.“

Auch wir wissen weder Zeit noch Stunde, wann der Herr wiederkommen wird, aber wir erkennen, dass die Nacht schon weit vorgerückt ist und dass der Morgenstern schon in unseren Herzen aufgegangen ist. Deshalb liegt in der Aussage des Wächters ein tiefer Trost: Der Morgen kommt, d.h. der Herr kommt, um die Seinen zu sich zu holen in die ewige Herrlichkeit.

Aber dann fügt der Wächter noch hinzu – und das überrascht: „und auch die Nacht.“ Ja, nach der Entrückung wird es hier auf der Erde moralisch finster werden unter der Regie des Teufels selbst und Gott wird schreckliche Gerichte über die Menschen bringen.

Die Liebe des Christus und der Schrecken des Herrn treiben uns an, den Menschen das Evangelium zu bringen, solange noch Gnadenzeit ist. Wachen und warten wir wirklich? Maranatha – Der Herr kommt bald! So ermuntert nun einander mit diesen Worten!