Für viele Menschen ist die aktuelle Situation – hervorgerufen durch das Corona-Virus – nicht nur eine Ausnahmezeit, sondern zugleich ein Stresstest. Christen machen dabei keine Ausnahme. Die weitgehenden „Kontaktsperren“ und das „Stay at Home“ stellen uns vor ganz neue Herausforderungen. Herausforderungen, auf die keiner vorbereitet war und keiner vorbereitet sein konnte. Der übliche Tagesablauf hat sich für viele ziemlich verändert. Die Kinder sind zu Hause und müssen beschäftigt werden. Für manche ist Home-Office statt gewohnte „Außer-Haus-Arbeit“ angesagt. Die meisten Hobbys können nicht wie bisher betrieben werden. Die Möglichkeiten, gemeinsam Sport zu treiben sind eingeschränkt. Besuche sind nur in sehr eingeschränktem Maß – wenn überhaupt – möglich. Und vor allem vermissen wir – hoffentlich – die realen Zusammenkünfte. Das Leben muss plötzlich umorganisiert werden und das geschieht nicht immer problemlos. Für viele von uns ist das ein echter Stresstest – auch in unseren Ehen und in unseren Familien. Die Zeit, die wir zusammen verbringen, ist deutlich länger als sonst üblich.

Für viele ist das eine große Chance, denn wir können die Zeit gut nutzen. Wir können die Gemeinschaft mit unserem Herrn intensivieren. Wir werden dankbar, dass wir einander haben. Wir haben Zeit zum Reden und zum Austausch. Eheliche und familiäre Kommunikation werden gefördert. Doch nicht immer verläuft das glatt. Manchmal liegen gerade jetzt die Nerven blank, denn mit der gemeinsamen Zeit steigt zugleich das Risiko, dass Konflikte entstehen. Vorhandene Mängel im ehelichen und familiären Miteinander treten plötzlich zu Tage. Das „Zuhause“, das eigentlich ein Ort sein sollte, wo wir auftanken und neue Energie finden, wird für manche plötzlich anstrengend. Die persönliche Anspannung des einen entlädt sich auf einmal an den anderen. Kinder sind gestresst. Mütter sind gestresst und Väter verstehen die Welt nicht mehr.

Die häusliche Nähe ist einerseits also positiv und schön, weil wir einfach mal mehr Zeit füreinander haben und die Möglichkeiten „außer Haus“ deutlich reduziert sind. Anderseits sorgt die häusliche Nähe eben häufig für Anspannung und Stress. Die Kinder quengeln, weil sie nichts mit sich anzufangen wissen und Eltern wissen nicht, wie sie ihre Kids beschäftigen sollen.

Was ist zu tun? Medien und Medienkonsum sind zurzeit noch mehr gefragt als ohnehin schon. Zum einen versorgen sie uns ständig mit den neusten Infos über die Ausbreitung und Bekämpfung des Virus bzw. über die herbeigesehnten Lockerungen. Ob das immer zweckdienlich ist, sei mal dahingestellt. Weniger kann hier mehr sein. Zum andern werden die entstandenen Leerläufe im Tagesablauf häufig mit übermäßigem Medienkonsum kompensiert – und das nicht nur von unseren Kindern. Wir wollen hier das Kind ganz sicher nicht mit dem Bad ausschütten, doch die Risiken und Nebenwirkungen sollten uns bewusst sein. Hinzu kommen oft Streit und Auseinandersetzung um die Nutzungszeiten und Inhalte.

Vermehrter Medienkonsum scheint jedenfalls nicht der richtige Ausweg zu sein, obwohl wir sie natürlich nicht ganz auf „Null“ drehen können – und wollen.

Was ist also zu tun? Ich möchte hier nur ein paar Gedankenanregungen geben:

1. Das Gebet füreinander und miteinander (1. Thes 5,17): Die Bibel fordert uns wiederholt zum Gebet auf. Wir können die Corona-Zeit zu einer vermehrten Gebets-Zeit machen.
2. Das Wort Gottes (Kol 3,16): Das Wort des Christus soll immer reichlich in uns wohnen. Häufig bleibt im „normalen Alltag“ wenig Zeit, die Bibel in Ruhe zur Hand zu nehmen und persönlich – und gemeinsam – darin zu lesen. Warum nicht gerade jetzt einmal ein Bibelbuch oder ein Thema persönlich, als Ehepaar oder zusammen mit den Kindern gemeinsam etwas intensiver anschauen?
3. Dankbarkeit (Kol 3,15): Die Corona-Zeit macht uns dankbar für vieles, was wir für selbstverständlich gehalten haben und doch nicht selbstverständlich war. Und für vieles, das wir immer noch – wie selbstverständlich? – haben.
4. Verständnis (Gal 6,2): Gerade in Stresssituationen ist es gut, Rücksicht aufeinander zu nehmen und Verständnis füreinander zu haben. Ehepaare untereinander. Eltern für Kinder. Kinder für Eltern.
5. Hilfestellung (Jes 41,6): Wir können gerade jetzt einander helfen. Ehemänner ihren Ehefrauen und umgekehrt. Eltern den Kindern und umgekehrt. Jüngere können Älteren helfen, um die sich im Moment kaum jemand kümmert. Christliche Nächstenliebe geht über Nachbarschaftshilfe hinaus. Den evangelistischen Aspekt sollten wir dabei nicht übersehen.
6. Liebevoller Umgang miteinander (1. Pet 1,22): Das „Gebot der Liebe“ besteht immer. Doch gerade in einer Zeit deutlich reduzierter Sozialkontakte ist der liebevolle Umgang miteinander – ein freundliches Wort eingeschlossen – hilfreich, um Stress zu vermeiden. Gerade jetzt können wir zeigen, dass wir uns in „Tat und Wahrheit“ lieben.
7. Motivation (1. Thes 5,11): Die gegenseitige Motivation hat einen hohen Stellenwert. Auch in Corona-Zeiten kann man immer noch viel Gutes tun. Ein gemeinsamer Telefonanruf, eine Nachricht (oder sogar einen Brief) schreiben, eine kleine Aufmerksamkeit verschicken sind nur einige Möglichkeiten, die wir jeden Tag haben.

Es ist wichtig, dass wir gerade in Stresszeiten den Frieden suchen, das Gemeinsame stärken (auch mit unseren Kindern) und uns gegenseitig in unserem Herrn freuen. Die Freude am Herrn ist – und bleibt – unsere Stärke (Neh 8,10).