Gott sieht und handelt [2. Mo 2,23–25 und 3,7–8]

„Und der HERR sprach: Gesehen habe ich das Elend meines Volkes, das in Ägypten ist, und sein Geschrei wegen seiner Treiber habe ich gehört; denn ich kenne seine Schmerzen. Und ich bin herabgekommen, um es aus der Hand der Ägypter zu erretten und es aus diesem Land hinaufzuführen in ein gutes und geräumiges Land, in ein Land, das von Milch und Honig fließt ...“ (2. Mo 3,7–8)

Diese Worte sagte Gott zu Mose, nachdem er sich ihm aus dem Dornbusch heraus als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs offenbart hatte. Und es ist ein gewaltiges Wort. Was war dem vorausgegangen?

Das Volk Israel war in Ägypten und seufzte unter dem Druck des Dienstes, den sie dort verrichten mussten. Sie seufzten nicht nur, sie schrien sogar. Es wird dort aber nicht gesagt, dass sie zu Gott schrien. Und doch hört er. Es heißt in 2. Mo 2,23–25: „... und ihr Geschrei wegen des Dienstes stieg hinauf zu Gott. Und Gott hörte ihr Wehklagen, und Gott gedachte seines Bundes mit Abraham, mit Isaak und mit Jakob; und Gott sah die Kinder Israel, und Gott nahm Kenntnis von ihnen.“

Gott hört, Gott sieht, Gott kennt und Gott handelt. Gott sah und hörte alles, was seinem Volk begegnete. Schon Joseph wusste, dass Gott sein Volk aus dem Land Ägypten herausführen würde. Und nun war der Zeitpunkt Gottes gekommen. Er würde sein Volk mit ausgestrecktem Arm und mit starker Hand aus Ägypten herausführen. Er machte deutlich, dass er im Regiment sitzt, dass er vollkommene Kenntnis der Umstände hatte und vollkommene Macht diese zu ändern bzw. sein Volk aus den Umständen herauszuführen.

Und Gott hat sich nicht verändert. Wenn ihn damals die Situation seines Volkes bewegte, wenn sein Herz tätig wurde, dann ist es in Bezug auf uns die Seinen nicht anders. Was dürfen wir für uns aus dieser Begebenheit lernen?

Wenn du persönlich in einer schweren Situation bist, dich elend fühlst, wenn du vielleicht unter besonderem Druck im Arbeitsleben stehst, wenn du von Mitmenschen ungerecht behandelt fühlst, wenn du vielleicht von Schulkameraden gemobbt wirst, wenn du krank oder einsam bist, Gott sieht dich. Es ist ihm bekannt. Er nimmt im Himmel Kenntnis davon. Und mehr als das, wenn es heißt „ich kenne deine Schmerzen“, dann dürfen wir auch daran denken, dass der Herr Jesus als Mensch hier auf der Erde gelebt hat und in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde. Er hat alle Erfahrungen gemacht, die wir als Menschen machen können, damit er jetzt als Hoherpriester Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten. Er nimmt nicht nur zur Kenntnis, er kennt aus Erfahrung und sein Herz ist bewegt: Er hat Mitleid, echtes Mitleid.

Wir lernen weiter, dass wir aus den Umständen zu ihm rufen dürfen. Ihm unsere Not, unsere Sorgen hinlegen. Ihm sagen, was uns bedrückt und wenn wir nicht wissen, wie wir es ausdrücken sollen, haben wir die Verheißung, dass der Geist selbst sich für uns in unaussprechlichen Seufzern verwendet. Und unser Gott hört. Unsere Worte, gerufen hier auf der Erde, dringen an sein Ohr. Wie wunderbar ist diese Verbindung nach oben. Nutzen wir sie und das nicht nur in Nöten.

Dann dürfen wir sehen, dass Gott sagt „ich bin herabgekommen“. Unser Herr kommt in unsere Umstände hinein. Wir haben die Verheißung: „Ich bin bei euch alle Tage“ (Mt 28,20). Wenn er auch verherrlicht im Himmel zur Rechten Gottes ist, ist er uns doch gleichzeitig nahe.

Dann haben wir einen handelnden Gott. Er tut es zu seiner Zeit und auf seine Weise. So wie er sein Volk befreite, um sie in ein wunderbares Land zu bringen, führt er uns durch diese Zeit und Umstände hindurch. Er handelt nicht immer auf spektakuläre, äußerlich so deutlich sichtbare Art und Weise, aber er handelt auch heute für uns. Wie oft erleben wir seine Bewahrung und Führung. Er ist uns in den Umständen nah, er führt uns aus Umständen heraus. Er lässt nicht zu, dass wir über unser Vermögen versucht werden. Er hat einen Ausgang und am Ende steht das wunderbare Ziel. Die Strahlen des Vaterhauses leuchten uns entgegen. Wir dürfen unsere Augen erheben und das Ziel im Glauben bereits sehen. Es ist uns sicher. Er führt uns heim. Das ist unser Gott!