Psalm 90 ist ein Gebet von Mose, das er während der langen Wüstenwanderschaft aufgeschrieben hat. Er stand dabei stark unter dem Eindruck, wie vergänglich das Leben ist. Der Tod schwemmt die Menschen unwiderstehlich weg und beendet ein Leben, das schnell wie ein Schlaf vorübergeht, und wie eine aufblühende Wiese rasch abgemäht wird (Ps 90,5.6). Das Empfinden Moses wurde dadurch verstärkt, dass er viele Menschen sterben sah: das ganze Geschlecht der Kriegsleute wurde wegen ihres Unglaubens in der Wüste aufgerieben (5. Mo 2,14). Der Zorn Gottes streckte die Israeliten tausendfach zu Boden (vgl. Ps 90,7–11). Doch Mose wusste, wo Staubgeborene ihre Zuflucht finden: bei dem ewigen Gott. Dieser Gott war da, als frühere Generationen geboren wurden, als die gewaltige Schöpfung geboren wurde – ja, von Ewigkeit her ist Er Gott. Und dieser große Gott, in dessen Augen tausend Jahre wie der gestrige Tag sind, ist die Wohnung derer, die Ihm vertrauen (Ps 90,1–4).

Demütig betet Mose zu dem Gott der Urzeit und bringt acht Bitten vor (Ps 90,12–17). Gott möge:

·        … die Israeliten das Zählen ihrer Lebenstage lehren, damit sie ein weises Herz bekommen.

·        … wiederkehren zu seiner Güte, indem Er seinen Grimm ablegt.

·        … es sich gereuen lassen und die harten Jahre beenden.

·        … ihre Bedürfnisse durch seine Barmherzigkeit stillen, um sie jubelnd zu machen.

·        … ihnen nach der schwierigen Zeit neue Freude schenken.

·        … seine Herrlichkeit durch Taten zeigen.

·        … seine Lieblichkeit über dem Volk wohnen lassen.

·        … das Werk ihrer Hände befestigen.

Tage zählen

Sehen wir uns die erste Bitte Moses etwas näher an, sie lautet: „So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!“ Diese Bitte ist wie eine Einleitung zu den weiteren Bitten, denn nur wer seine Tage zählt, wird um Güte und Hilfe Gottes für jeden Tag beten, so wie Mose es getan hat.

Wir brauchen Gottes Belehrung, damit wir die wenigen Tage unseres Lebens zählen lernen und weise werden. Dabei geht es natürlich nicht darum, einige Zahlen zu addieren (wozu nur ein bisschen Verstand benötigt wird), sondern wir sollen eine Wertschätzung für jeden Tag entwickeln, den der Ewige uns gewährt. Einem Weisen ist dabei bewusst, dass jeder Tag der letzte Tag auf der Erde für ihn sein könnte. Ein Tor dagegen kalkuliert nur mit einigen weiteren behaglichen Lebensjahren, aber nicht damit, in die Ewigkeit abgerufen zu werden. Das macht der Herr durch das Gleichnis von dem egoistischen reichen Kornbauer sehr deutlich (Lk 12,16–21).

Der Apostel Paulus zeigt einen wichtigen Aspekt, wie wir weise leben können: „Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, die gelegene Zeit auskaufend“ (Kol 4,5; vgl. Eph 5,15.16). Wenn wir unser schnell vorübergehendes Leben nutzen, um die Menschen, die draußen sind, durch unseren Wandel und unsere Worte für Christus zu gewinnen, dann sind wir wirklich weise. Zählen wir in dieser Hinsicht unsere Tage? Nutzen wir Gelegenheiten, um auf den Herrn Jesus hinzuweisen? Geben wir das Evangelium weiter? Dann können wir auch freimütig mit Mose beten: „Befestige über uns das Werk unserer Hände; ja, das Werk unserer Hände, befestige es!“ (Ps 90,17).

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