Als die Eselinnen von Sauls Vater in 1. Sam 9 entliefen und Saul sie mit seinem Begleiter nicht fand, ist guter Rat gefragt. Sie gehen zu dem, den man Seher nennt (Samuel): „Sieh doch, ein Mann Gottes ist in dieser Stadt, und der Mann ist geehrt; alles, was er redet, trifft sicher ein; lass uns nun dahin gehen, vielleicht gibt er uns Auskunft über unseren Weg, auf dem wir gehen.“ – 1. Sam 9,6. Auch wir brauchen oft Rat für unser Leben. Wo finden wir ihn?

Was ist ein Prophet?

Samuel war ein Prophet. Er war bekannt dafür, Dinge zu wissen. Er sah Dinge. Er wurde „Seher“ genannt. Aber der Grund dafür war nicht sein Intellekt, sondern sein vertrauter Umgang mit Gott: Er war ein „Mann Gottes“! Gott ließ ihn Dinge sehen (vgl. Jer 33,3), Dinge, die er anderen weitersagen sollte. Und genau das kennzeichnet Propheten: Sie stehen vor Gott und sprechen aus der Gegenwart Gottes heraus zu den Menschen (vgl. Jer 1,17). Gerade wenn das Volk Gottes im schlechten Zustand war, schickte Gott seine Propheten, um sie zur Umkehr zu bringen (Jer 35,15; Jes 30,21) und um sie daran zu erinnern, wer ihr Gott ist (1. Kön 18,37–39). War der Prophet dann wieder allein vor Gott, hatte er die Aufgabe, Fürbitte für das Volk zu tun (Jer 27,18; 1. Sam 12,23; vgl. 1. Mo 20,7). Auch im Neuen Testament finden wir Propheten: Agabus war ein Prophet, der in die aktuelle Situation von Paulus sprach (Apg 21,10–11).

Propheten heute?

Im Neuen Testament gab es Propheten, die die neuen Offenbarungen Gottes zum Christentum weitergaben (vgl. Apg 13,1; 1. Kor 12,29; Eph 3,5), solange das Wort Gottes noch nicht abgeschlossen war. Apostel und Propheten waren die „Grundlage“ (Eph 2,20), die jetzt jedoch gelegt ist. Das Wort Gottes ist vollkommen und wird nicht mehr ergänzt (Gal 1,8–9; Off 22,18–19; vgl. 1. Joh 1,1). Kann man z.B. Lukas in dem Sinn als Prophet bezeichnen? Doch auch wenn es heute keine Propheten (wie Apostel) mehr gibt, die neues weitergeben, gibt es dennoch den prophetischen Dienst! Man spricht aus der Gegenwart Gottes heraus zu den Menschen (1. Pet 4,11). Vorzugsweise mit der Bibel in der Hand, denn jeder wahre prophetische Dienst wird der Bibel nicht widersprechen.

Was ist Weissagung?

Etwas zu ‚prophezeien‘, wird in unserer Bibel auch mit „weissagen“ übersetzt.

Im griechischen: „propheteuo“.

Zusammengesetzt aus „pro“: (zu)vor und „phemi“: sprechen, sagen.

Man sagt also etwas vorher (was in der Zukunft liegt) oder auch hervor (man bringt es aus der Gemeinschaft mit Gott hervor), da ein prophetisches Wort auch in die Gegenwart oder Vergangenheit des Zuhörers sprechen kann.

Wer weissagt warum?

Um weissagen zu können, muss man die Gemeinschaft mit Gott kennen und genießen. Das haben wir gesehen. Ist das bei dir und mir so? Haben wir vertrauten Umgang mit Gott? Dadurch, dass Christus für uns gestorben ist und uns zu Kindern Gottes gemacht hat (Joh 1,12), dürfen wir Gott in Christus geoffenbart so kennen, wie die Propheten des Alten Testaments oder gar Engel es sich nur wünschen konnten (1. Pet 1,10–12)! Wir dürfen mit Gott reden und Ihn in der Bibel betrachten – und staunen (vgl. Off 1,17; 2. Mo 33,11). Machen wir von diesem Privileg Gebrauch? Wenn wir das tun und unser Herz davon erfüllt ist, wird auch unser Mund davon sprechen (vgl. Mt 12,34). Man preist das, was man bewundert und redet darüber: „denn uns ist es unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.“ – Apg 4,20. Oft benutzt Gott allein das schon als Weissagung, um in die Situation von anderen zu sprechen. Wir teilen, was uns an Gott groß geworden ist, und der Nächste wird erbaut, – oft ohne dass wir es merken. Und wir müssen es auch nicht immer merken. Denn es geht darum, dass Gott spricht: Durch Sein Wort oder durch solche, die es zitieren. Doch manchmal kann es auch sein, dass Gott uns eine Last aufs Herz legt und wir etwas, was Er uns in Seinem Wort gezeigt hat weitergeben sollen, so ähnlich wie die Propheten im Alten Testament. Sind wir dann gehorsam (vgl. Jud 3; Apg 18,9)? Ein Prophet wird versuchen, die Herzen zu Gott zu ziehen, sie also zu erbauen: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“ -1. Kor 14,3.

Die Lehre aus Gottes Wort zu kennen ist eine wichtige Sache, aber sie auf unser Leben (weissagend) konkret anzuwenden und sie so ins Herz sprechen zu lassen, ist ebenso wichtig. „Eine Wahrheit ergreifen, und von einer Wahrheit ergriffen sein, das sind zwei völlig verschiedene Dinge.“ (J.N. Darby). Sind wir von den geistlichen Segnungen ergriffen? „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“ (Augustinus).

Natürlich ist bei allem die Leitung des Heiligen Geistes gefragt. Nur weil wir etwas sagen oder nicht sagen wollen, muss das lange noch nicht richtig sein. Doch wenn wir uns nahe beim Herrn aufhalten, werden wir wissen, was Er von uns möchte. Das kann auch schon mal bedeuten, schweigen zu müssen (vgl. Hes 3,26–27). Gott soll unser Dirigent sein: „Die Stille zwischen den Noten ist genauso wichtig wie die Noten selbst.“ (Mozart)

Wo geschieht Weissagung?

In 1. Kor 14 ermahnt der Apostel Paulus, dass in den Zusammenkünften der Gläubigen Weissagung geschehen sollte, die erbaut (1. Kor 14,4). Doch während das in den Versammlungen den Männern vorbehalten ist (1. Kor 14,34), finden wir in Apg 21,9 Frauen, die weissagten. Sie fingen nicht an zu lehren, wenn sie weissagten, und stellten sich auch nicht leitend über Männer (1. Tim 2,12), doch im häuslichem Rahmen oder unter Schwestern redeten sie über das, was ihnen wichtig geworden war oder sie auch konkret weitergeben sollten. Das zeigt, dass Weissagung überall geschehen darf und soll. Geplant und ungeplant, bewusst und unbewusst. Sieht man uns den Umgang mit Gott an?

Es spricht, der die Worte Gottes hört, der ein Gesicht des Allmächtigen sieht, der niederfällt und enthüllter Augen ist“ -4. Mo 24,4

Weissagung und Kopfbedeckung

Wir haben gesehen, dass es Situationen gibt, in denen man Gottes Wort ungeplant weitergibt (u.a. z.B. evangelistisch), oder man sich z.B. am Mittagstisch einfach über Gottes Wort unterhält und der Herr es benutzt wie Er will. Doch es gibt auch Situationen, wo man weiß, dass man gemeinsam Gottes Wort aufschlagen und sich darüber unterhalten wird. Wenn ich als Mann nicht gerade auf einer Baustelle oder in einem Schützengraben bin und einen Vers zitiere, sondern z.B. in der Gruppenarbeit einer Jugendstunde bin und etwas sage, soll mein Haupt unbedeckt sein (1. Kor 11,4). Umgekehrt gilt für eine Schwester, die dann weissagt, dass sie ihr Haupt bedecken soll (1. Kor 11,5).

Und du?

Vielleicht ist es in deinem Umfeld ungewöhnlich über geistliche Dinge ‚einfach so‘ zu reden oder es so zu tun, wie Gottes Wort es sagt (vgl. 1. Kor 11,4–5; 1. Kor 14,34; Tit 2,7). Möchte der Herr vielleicht von dir, dass du einen Anfang machst? Wenn dir das Wort und die Ehre des Herrn wichtiger sind als die der Menschen, darfst du wissen, dass der Herr dich belohnen wird! Ein wie ich finde passendes Zitat dazu:

Wenn wir den Platz der Zeugen Christi als des Herrn eingenommen haben, dann werden wir sicher auch mehr oder weniger zu leiden haben. Wenn Christus in der Tat mein Herr ist, so muss ich alles tun, was Ihm wohlgefällt, und unausbleiblich werde ich den Menschen und vielleicht selbst Freunden missfallen. Wenn Christus mein Herr ist, so muss ich – koste es, was es wolle – das eine tun, das andere lassen.“ (G.V. Wigram)

Denn der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu.Off 19,10