„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen … Du sollst deinen Nächsten lieben wie sich selbst.“ Markus 12,30.31

Einige Minuten nachdem die Klassenarbeiten ausgeteilt wurden, durchbohren den Lehrer fragende und vorwurfsvolle Blicke. Der eine oder andere macht seinem Unmut sogar hörbar Luft. Die Schüler und Schülerinnen kommen mit den schwierigen Matheaufgaben nicht zurecht. Später, als der Lehrer die Arbeiten korrigiert, bestätigt sich das, was er schon ahnte: Es wurden dieses Mal nur sehr wenig Punkte gesammelt. Würde er seinen üblichen Bewertungsmaßstab anlegen, hätte selbst sein Musterknabe nur eine 3,4. Und viele andere eine 5 oder 6. Darum verändert er seine Anforderungen – es gibt für wenig Punkte schon eine vergleichsweise gute Note. 

Eine derartige Relativierung der Maßstäbe, die manchmal auch Sinn ergibt, ist jedem schon einmal begegnet. Bei Gott aber gibt es das nicht. Er rückt von Seinen rechtmäßigen Forderungen an uns Menschen nicht ab, da sie Seiner heiligen, unveränderlichen Natur entsprechen. Was Er von uns verlangt, finden wir komprimiert in den Zehn Geboten, die man die Mindestanforderungen Gottes nennen könnte. Die lassen sich wiederum in zwei Punkte zusammenfassen: die Liebe zu Gott und die Liebe zu dem Nächsten. Die Liebe ist die Summe des Gesetzes (Römer 13,10).

Wie sieht’s da bei uns aus? Wo ist die Liebe zu Gott, die sich darin kundtut, Ihm in allem zu gefallen? Und erfahren unsere Nächsten nur Liebe von uns? Wer solche Fragen ehrlich reflektiert, wird zugeben müssen, dass wir weit davon entfernt sind. Gott kann uns allen nur ein „ungenügend“ attestieren. Doch es gibt einen Weg heraus dem Sumpf des Versagens ...