Die Umstände, durch die wir am meisten lernen, sind die Umstände, die unsere Schwachheiten am meisten offenlegen. In der Regel werden wir genau in die Umstände gestellt, die uns in den Dingen üben, in denen wir am mangelhaftesten sind. Wir werden nicht diesen oder jenen Umständen ausgesetzt, weil wir sie meistern können oder uns darin besser verhalten als jeder andere, sondern im Gegenteil, weil wir in den Mängeln, die durch die Umstände offengelegt werden, durch Gnade gekräftigt werden müssen. Sie zeigen uns, wo wir Gnade nötig haben. So versagen wir ständig da, wo wir uns eigentlich auszeichnen sollten. Sie sind da, um uns auf den Herrn zu werfen und uns zu lehren, dass wir aus uns selbst nichts tun können.

Wenn wir uns darin auszeichnen könnten, würden wir selbstherrlich in unserem Erfolg, aber wenn wir merken, dass wir genau in den Umständen sind, die vielleicht mehr als alle anderen unsere Schwachheit offenlegen, dann werden wir sehen, dass es, ohne dass wir Gnade finden, keine Hoffnung gibt, standzuhalten oder Gelingen zu haben. Ich werde nicht in Umstände gebracht, in denen ich mich am besten auszeichnen kann, sondern in die Schwierigkeiten, in denen ich am besten erkenne, dass ich Gnade nötig habe und am besten lerne, abhängig zu sein.

Wenn ich ohne Gnade weiterkomme, werde ich von mir selbst begeistert sein. Wenn ich aber merke, dass ich sicher versagen werde, wenn der Herr mich nicht aufrechterhält, dann werde ich demütig sein und gleichzeitig in eine tiefere Abhängigkeit kommen, die mir die Last meiner Umstände, in gewisser Weise, abgerungen hat. Und nachdem ich den Segen dieser Abhängigkeit kennengelernt habe, anstatt die Schwierigkeiten, die mich zu einem Hilfesuchenden machten, zu bedauern, bin ich umso mehr ermutigt, in ihnen weiterzugehen.

Zum Lernen und Dienen ist jeder von uns da hingestellt, wo er gefordert wird. Der Junge in der Schule ist nicht in den einfachen Umständen zuhause oder auf dem Spielplatz. Das Pferd im Geschirr ist nicht in der Behaglichkeit des Stalls oder der Weide.

Die Situationen, denen wir unterworfen sind, sind die, in denen wir am besten lernen und am brauchbarsten sein können. Das ist nicht so, weil wir nichts zu lernen oder für andere zu tun hätten. Wenn wir nichts zu lernen hätten, gäbe es keine Schwierigkeiten in den Lektionen, die täglich von uns gefordert werden. Die Tatsache, dass wir Schwierigkeiten in ihnen haben, beweist uns, dass wir noch nicht tüchtig genug sind und dass es nötig ist, uns noch mehr Hingabe zu entlocken und dem unterworfen zu werden, was uns zeigt, worin wir noch zu lernen haben.

Deine Schwachheit wird offengelegt, damit du dir Kraft erwirbst, und nachdem du sie von dem Herrn empfangen hast, wirst du aufgefordert, anderen mitzuteilen, andere zu trösten, so wie du von Gott getröstet wurdest. Du wirst also, ob als Lernender oder Dienender, immer in solche Umstände gebracht, in denen du gefordert wirst und nicht wo es am bequemsten ist. Wenn der Lernende immer dieselbe Lektion zu lernen hätte, würde er ihrer vielleicht überdrüssig, aber damit würde er aufhören zu lernen.

Lernst du? Bist du brauchbar? Wenn du es bist, wirst du merken, dass du in herausfordernden Umständen bist und nicht in solchen, in denen du am meisten zuhause bist oder in denen es am bequemsten ist. Aber je mehr du Nutzen daraus ziehst, desto besser wirst du die Gnade kennenlernen, und desto brauchbarer wirst du im Mitteilen dessen, was du selbst erworben hast.

[Übersetzt von Marco Leßmann]