Christus selbst sagt über sich, dass Er ohne Sünde ist. Mit einer unwiderlegbaren Herausforderung an seine schärfsten Gegner und der Gewissheit, dass sie diese Herausforderung nicht würden annehmen können, sagt Er: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ (Joh 8,46). Zu seinen Jüngern sagt Er: „Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir“ (Joh 14,30). Es gab nichts in Ihm, was auf die Vorschläge oder Einflüsterungen des Bösen reagieren konnte.

Es ist behauptet worden, dass der Herr die Eigenschaft „gut“ für sich ablehnte, als Er zu dem Schriftgelehrten, der sich erkundigte, was er tun solle, um das ewige Leben zu erben, sagte: „Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.“ Eine solche Schlussfolgerung beruht jedoch auf einer Fehlinterpretation der Umstände. Der Schriftgelehrte benutzt das Wort „gut“ und hat dabei eine mangelhafte Vorstellung von der Bedeutung des Begriffs; die Art und Weise, wie er ihn gebraucht, deutet darauf hin, dass er seine eigene Sündhaftigkeit falsch einschätzt.

Christus gibt ihm mit seiner Antwort zu verstehen, dass der Begriff, wenn er überhaupt auf Ihn angewandt werden könnte, in seinem höchsten Sinn verwendet werden muss, nämlich so, wie er auf Gott selbst anwendbar ist. Der Herr meint damit also keineswegs, dass Er sich seiner Unvollkommenheit oder seines Versagens bewusst ist, sondern genau das Gegenteil. Das Podest, auf das der junge Mann Ihn stellt, ist nicht hoch genug (Mk 10,17–22).

Hier, wie auch in anderen Fällen, zeigt Christus, wie groß der Unterschied zwischen Ihm und dem ist, was man sich üblicherweise unter „gut“ vorstellt. Wie jemand gesagt hat, „stellte Er in seiner Lehre, seinem Leben und seinen Leiden mit der Originalität des Erschaffers eine Sicht auf das Gute dar, die der vorherrschenden Sichtweise direkt entgegengesetzt war“, und zwar auf eine Weise, „die nur möglich war, wenn Er selbst diese Herrlichkeit des wahrhaft und wesensmäßig Guten, das Er kannte und ans Licht brachte, besaß und davon erfüllt war“ – dieses Guten, das göttlich ist und das Er wesensmäßig in sich selbst hatte.