In den Evangelien bezeugen sieben Personen durch ihre Bekenntnisse die Unschuld des Menschen Jesus Christus.

Gott hat sich sowohl ungläubiger als auch gläubiger Menschen bedient, um die Gerechtigkeit Seines geliebten Sohnes, die Er als Mensch hier auf der Erde ausgelebt hat, zu bekunden und hervorzuheben.

Überblick

Diese genannten Personen mussten bekennen, dass der Sohn des Menschen vollkommen gerecht und unschuldig ist.

  • Ein habsüchtiger und willenloser Jünger, dem Herrn so ganz nah und doch draußen.
  • Ein wankelmütiger Statthalter, der sich durch die Forderung des Volkes beeinflussen lässt und als Richter ratlos erscheint, sowie in seinem Urteil ungerecht ist. Auch schlägt er den guten Rat und die Warnung seiner Frau in den Wind.
  • Da ist ein sensationslüsterner und launenhafter Vierfürst, dessen Neugierde nicht befriedigt worden ist.
  • Ein reumütiger Räuber durfte in den letzten Minuten seines Lebens die grenzenlose und rettende Liebe des leidenden Heilands erfahren.
  • Und der Hauptmann der römischen Besatzungsmacht musste und durfte Gott verherrlichen, indem er die Gerechtigkeit Christi verkündete.
  • Auch der bisher verborgene Jünger Jesu konnte sich jetzt durch seine Handlung offen zu seinem Herrn bekennen und damit eine bestimmte Weissagung erfüllen.

Judas, Simons Sohn, der Iskariot

Die Auserwählung

Der Herr Jesus hatte es sich nicht leicht gemacht, sondern verbringt unter anhaltendem Gebet zu Gott, Seinem Vater, die Nacht auf dem Berg. Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herzu und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte (Mk 3,13–19; Lk 6,12–16).

Nach unseren Empfindungen muss es dem Herrn sehr schwergefallen sein, auch Judas unter die Apostel zu zählen. Und doch können wir sicher sein, dass er in vollkommener Übereinstimmung mit seinem Vater handelte.

Ein Verräter unter den Jüngern?

Als einmal viele seiner Jünger zurückgingen und nicht mehr mit ihm wandelten, fragte er die Zwölfe: Wollt ihr etwa auch weggehen?

Simon Petrus hatte darauf eine schöne und sehr treffende Antwort: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.“ Unser treuer Herr bringt jetzt zum Ausdruck, was auf seiner Seele lastet: „Habe ich nicht euch, die Zwölf, auserwählt? Und von euch ist einer ein Teufel“ (Joh 6,66–71).

Er deutet damit an, dass es unter den Jüngern einen Verräter gibt, den er als Teufel bezeichnet, einer von den Zwölfen.

Der Einfluss Satans

Satan, der Teufel, hatte dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, schon ins Herz gegeben, seinen Meister zu überliefern (Joh 13,2). Und Judas war empfänglich dafür. Nachdem der Herr während des Abendessens auf dem Obersaal die Füße seiner Jünger gewaschen hatte, machte er den Verräter durch den Bissen, den er eintauchte und ihm reichte, offenbar und der Herr wurde im Geist erschüttert. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in Judas (Lk 22,3; Joh 13,27).

Judas war nun ein willenloses Werkzeug in der Hand Satans.

Die Geldliebe Judas

Judas liebte das Geld und das wurde ihm zum Fallstrick. Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen (1. Tim 6,10). Dieses Wort bewahrheitete sich für ihn. Er war ein Dieb und hatte die Kasse und trug (o. nahm weg), was eingelegt wurde (Joh 12,4–6). Satan zwang ihn, den Weg des Bösen zu gehen. Das ungerichtete Böse schritt fort und hatte ihn bereits veranlasst, zu den Hohenpriestern und Hauptleuten zu gehen und ihnen anzubieten, den Herrn gegen Lohn an sie zu überliefern (Mt 26,14–16; Mk 14,10.11; Lk 22,4–6). Dieses Angebot nahmen sie mit Freuden an und setzten ihm dreißig Silberstücke fest.

Judas geht in die Nacht hinaus

Judas nun, nachdem er den Bissen genommen hatte, verließ den Obersaal und ging sogleich hinaus. Es war aber Nacht. (Joh 13,30). Es war die dunkelste Nacht in der Weltgeschichte und auch in dem Herzen von Judas war es finstere, undurchdringliche Nacht.

Er suchte nun die passende Gelegenheit, den Herrn ohne Volksauflauf zu überliefern. Die für ihn vermeintlich gelegene Zeit sollte bald kommen.

Der Herr mit den Jüngern im Garten

Der Herr Jesus war mit seinen elf Jüngern über den Bach Kidron in den Garten hineingegangen. Er wusste alles, was über ihn kommen würde, auch wusste er, dass Judas mit der Schar (ca. 600) Soldaten und einer Volksmenge dorthin kommen würde. Der Herr ging seinen Feinden entgegen und sagte zu ihnen: „Als ich täglich bei euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt; aber dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis“ (Lk 22,53). Er stellte sich schützend vor seine geliebten Jünger (Joh 18,1–9; Mt 26,47–54; Mk 14,43–47; Lk 22,47–53) mit den Worten: „... wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen!“ (Joh 18,8).

Der Verrat

Von Satan besessen, führt Judas seinen teuflischen Plan aus und gibt ihnen ein Zeichen und sagt: „Wen irgend ich küssen werde, der ist es; ihn greift, und führt ihn sicher fort“ (Mk 14,44).

Judas überlieferte den Herrn skrupellos mit einem Kuss (Mt 26,48.49; Mk 14,44.45; Lk 22,48), dem Zeichen der Liebe, der Zuneigung und der innigen Gemeinschaft und nannte ihn Rabbi (Lehrer, mein Herr). Welch eine Heuchelei begegnet hier dem Herrn und zugleich welch eine Ablehnung und Verachtung durch Judas. Er war, wie die anderen Jünger, über drei Jahre mit dem Herrn gegangen, hatte seine Belehrungen gehört und seine Liebe und Fürsorge jeden Tag erfahren dürfen. Der treue Herr hat Judas in dieser Zeit mit Langmut ertragen, obwohl er wusste, dass er ihn verraten würde.

Die Festnahme

Der Herr wurde festgenommen, gebunden und zuerst zu Annas, dem Schwiegervater des Kajaphas, der jenes Jahr Hoherpriester war, geführt (Joh 18,13). „Annas nun sandte ihn gebunden zu Kajaphas, dem Hohenpriester“ (Vers 24) und am frühen Morgen führten sie ihn weg in ihr Synedrium (die höchste Ratsversammlung der Juden) (Mt 27,1; Mk 15,1; Lk 22,66–71) und von dort überlieferten sie ihn Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter (Mt 27,2; Mk 15,1; Lk 23,1).

Die späte Erkenntnis und sein schreckliches Ende

„Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, dass er verurteilt wurde, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberstücke den Hohenpriesern und Ältesten zurück und sagte: Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe.

Das interessierte die Hohenpriester und Ältesten nicht und wiesen ihn ab mit den Worten: „Was geht das uns an? Sieh du zu. Und er warf die Silberstücke in den Tempel und machte sich davon und ging hin und erhängte sich“ (Mt 27,3–5).

Satan ist ein harter Dienstherr und es ist verhängnisvoll, sich mit ihm einzulassen. Er hat kein Mitleid und hilft nicht in der Not, sondern er treibt sein Opfer in die Verzweiflung und letztlich in den Tod, in das ewige Verderben und in die ewige Gottesferne.

Für Judas war es ein plötzliches Ende und zu spät um umzukehren.

Die Weissagung des Propheten Jeremia

Von den dreißig Silberstücken wurde gemäß dem Ratsbeschluss, da es ja Blutgeld ist (ein Preis für Blut), wie die Hohenpriester es nannten, der Acker des Töpfers als Begräbnisstätte für die Fremden gekauft, und man nannte ihn Blutacker.

Der Prophet Jeremia hatte schon davon gesprochen: „Und sie nahmen dreißig Silberstücke, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte seitens der Söhne Israels, und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat“ (Mt 27,6–10).

Aus diesen und auch aus den folgenden Worten kann man eine gewisse Ironie des Heiligen Geistes herauslesen:

„Und ich sprach zu ihnen: Wenn es gut ist in euren Augen, so gebt mir meinen Lohn, wenn aber nicht, so lasst es; und sie wogen meinen Lohn ab: dreißig Sekel Silber. Da sprach der HERR zu mir: Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Preis, dessen ich von ihnen wert geachtet bin! Und ich nahm die dreißig Sekel Silber und warf sie in das Haus des HERRN, dem Töpfer hin“ (Sach 11,12.13).

Der Nachruf durch Petrus

Wie sich das jähe Ende von Judas ganz genau im Detail abgespielt hat, wissen wir nicht. Doch die sehr ernsten Worte des Mitjüngers Petrus, die uns erschaudern lassen, reden zu unseren Herzen.

Als es darum ging, dass aus den Männern, die mit dem Herrn und den Aposteln gegangen waren, anstelle von Judas, ein anderer ein Zeuge seiner Auferstehung werden müsse, so stellt Petrus das Los des Dienstes und des Apostelamtes, von dem Judas abgewichen ist, um an seinen eigenen Ort zu gehen, vor die hundertzwanzig Versammelten:

„Brüder, die Schrift musste erfüllt werden, die der Heilige Geist durch den Mund Davids über Judas vorhergesagt hat, der denen, die Jesus griffen, ein Wegweiser geworden ist. Denn er war zu uns gezählt und hatte das Los dieses Dienstes empfangen. (Dieser nun hat sich zwar von dem Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker erworben und ist, kopfüber gestürzt, mitten entzweigeborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden. Und es ist allen Bewohnern von Jerusalem kundgeworden, so dass jener Acker in ihrer eigenen Mundart Akeldama, das ist Blutacker, genannt worden ist.) Denn es steht im Buch der Psalmen geschrieben: „Seine Wohnung werde öde, und es sei niemand, der darin wohne“ (Ps 69,26), und: „Sein Aufseheramt empfange ein anderer“ (Ps 109,8)“ (Apg 1,16–20).

Wenn sich die Beschreibung von Matthäus (Mt 27,5) von dem Bericht des Petrus in der Apostelgeschichte (Apg 1,18) unterscheidet, so liegt darin kein Widerspruch. Das eine kann das andere ergänzen. Gott hat es uns in seiner Weisheit so und nicht anders mitgeteilt; und das kann und muss uns genügen.

Pontius Pilatus, der Statthalter und Richter

Zur Person und zur Lage der jüdischen Nation

Pontius Pilatus war in den Jahren von 26–36 n. Chr. Präfekt (oberster Verwaltungsbeamter) des römischen Kaisers Tiberius (14–37 n.Chr.) in Judäa, dem er für die öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Provinz verantwortlich war.

Die Juden standen zur Zeit des Herrn Jesus unter römischer Herrschaft. Den jüdischen Behörden war es nicht erlaubt, die Todesstrafe anzuwenden. Deshalb wurde Jesus Christus dem römischen Statthalter Pontius Pilatus überstellt. Dieser hatte die Befugnis aus „eigener Machtvollkommenheit“ die Todesstrafe zu verhängen.

Der Herr vor Pontius Pilatus

Pilatus fragte die Juden: „Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten: Wenn dieser nicht ein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht überliefert. Da sprach Pilatus zu ihnen: Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Es ist uns nicht erlaubt, jemand zu töten – damit das Wort Jesu erfüllt würde, das er sprach, andeutend, welchen Todes er sterben sollte“ (Joh 18,29–32). Die Juden hatten den unbedingten Vorsatz gefasst, ihn zu töten und Pilatus sollte das Todesurteil sprechen. Dieser aber wollte ihn freilassen, da er von seiner Unschuld überzeugt war, zumal er wusste, dass sie ihn aus Neid überliefert hatten (Mt 27,18; Mk 15,10).

Der Statthalter verhörte den Herrn und musste feststellen, dass er wirklich ohne Schuld ist, da auch die Anklagen unwahr und widersprüchlich waren. So äußerte und bezeugte er dreimal seine Unschuld (vgl. auch Joh 18,38; 19,4.6): „Ich finde keine Schuld an diesem Menschen“ (Lk 23,4).

Sie aber bestanden darauf und sagten: Er wiegelt das Volk auf, indem er durch ganz Judäa hin lehrt, angefangen von Galiläa bis hierher. Als Pilatus von Galiläa hörte und erfahren hatte, dass er aus dem Gebiet des Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes, der in diesen Tagen in Jerusalem war. Hierdurch wurde das Verhör vor Pilatus unterbrochen und später, nachdem er von Herodes zu Pilatus zurückgesandt worden war, weitergeführt.

Pilatus rief die Hohenpriester und die Obersten des Volkes zusammen und erklärte ihnen:

Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht, als mache er das Volk abwendig; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden in den Dingen, derer ihr ihn anklagt“ (Lk 23,14).

Pilatus rief ihnen aber wieder zu, da er Jesus freilassen wollte. Sie aber schrien dagegen und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn! „Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat dieser denn Böses getan? Ich habe keine Todesschuld an ihm gefunden“ (Lk 23,22). Doch die Hohenpriester und die Obersten wiegelten das Volk auf und bedrängten ihn mit großem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt würde.

Der ungerechte Richter

Pilatus „setzte sich auf den Richterstuhl an einem Ort, genannt Steinpflaster, auf Hebräisch aber Gabbatha“ (Joh 19,13).

Er maßte sich an, über den Herrn Jesus, den Gerechten, Gericht zu halten. Doch so ganz sicher schien sich Pilatus nicht zu sein, wenn er dem Volk die Frage stellt: „Was soll ich denn mit Jesus tun, der Christus genannt wird? Sie sagen alle: Er werde gekreuzigt!“.

Obwohl Pilatus von der Unschuld Jesu überzeugt ist und auch wusste, dass sie ihn aus Neid überliefert hatten, urteilte er, dass ihre Forderung geschehe. Er wollte der Volksmenge einen Gefallen tun und gab ihnen Barabbas, einen berüchtigten Gefangenen, einen Aufrührer, Mörder und Räuber, frei und überlieferte Jesus, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, damit er gekreuzigt würde.

„Jesus übergab er ihrem Willen.“ „Sie aber nahmen Jesus hin und führten ihn fort“ (Lk 23,25; Joh 19,16).

Die Frau des Pilatus

Wie die Frau des Pilatus zu dem Herrn Jesus stand, wissen wir nicht. Ob sie an ihn glaubte, oder ihn ablehnte, oder ihr Herz angerührt war, wissen wir nicht. Vielleicht wollte sie ihren Mann vor einem spontanen falschen Schritt bewahren, da sie ja wusste, wie er zu beeinflussen war. „Während er aber auf dem Richterstuhl saß, sandte sie zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten; denn viel habe ich heute im Traum gelitten um seinetwillen (Mt 27,19)“.

Sie hatte durch dieses Bekenntnis das Zeugnis abgelegt, dass dieser Mann, über den er zu Gericht saß, der Gerechte ist. Welche Leiden ihr auch im Traum begegnet sein mögen, die sie nun veranlassten, ihrem Mann diese Nachricht zu senden, so wollte doch Gott den Statthalter warnen, sich mit dem Gerechten einzulassen. Doch, wie wir wissen, achtete er nicht auf den gut gemeinten Rat seiner Frau.

Herodes Antipas, der Vierfürst

Zur Person

Die Überlieferung berichtet, dass nach dem Tod Herodes des Großen sein Reich in vier Teile aufgeteilt und seinen Söhnen übertragen wurde. Herodes Antipas, einer seiner Söhne, regierte von 4 v. Chr. bis 39 n. Chr. als Tetrarch (Herrscher über einen von vier Teilen eines Landes) über Galiläa und Peräa.

In der Schrift wird er mehrmals als Vierfürst (Statthalter eines viergeteilten Landes) erwähnt. Der Herr Jesus sprach von ihm als „diesem Fuchs“ (Lk 13,32). Er warnte auch vor dem Sauerteig des Herodes (Mk 8,15). Ein wenig Sauerteig durchsäuert die ganze Masse und das stellt bildlich das Wirken des Bösen im Menschen vor. Der egoistische, genusssüchtige und grausame Lebensstil des Herodes spiegelt die moralische Verderbtheit des menschlichen Herzens wider. Doppelter Ehebruch und Mord lagen bei ihm vor. Er ist für den Tod von Johannes dem Täufer verantwortlich (Mt 14,1–12; Mk 6,14–29; Lk 9,7–9).

Die Bibel zeigt uns diesen Herodes auch als einen leichtfertigen und geltungsbedürftigen Mann, dem das Ansehen bei Menschen wichtiger ist als ein Menschenleben. Um der Eide und um derer willen, die mit ihm zu Tisch lagen, befahl er die Enthauptung von Johannes dem Täufer.

Die Beweggründe

Herodes hatte von Jesus gehört und befürchtete, dass Johannes der Täufer von den Toten auferstanden sei, den er umgebracht hatte. Furcht und Neugierde zugleich waren in seinem Herzen. Er suchte ihn zu sehen (Lk 9,9). Ja, er wünschte schon seit langer Zeit, ihn zu sehen, und er hoffte, irgendein Zeichen durch ihn geschehen zu sehen. Nun war dieser Augenblick gekommen und er freute sich sehr (Lk 23,8).

Der Herr vor Herodes

Pontius Pilatus hatte den Herrn zu Herodes gesandt, weil er aus dem Gebiet des Herodes war. Dieser war wohl jetzt voller Erwartung und er befragte ihn mit vielen Worten; er aber antwortete ihm nichts. Er hatte Herodes, vielleicht nicht ganz ohne eine gewisse Verachtung, „Fuchs“ genannt und jetzt ignorierte er ihn durch sein Schweigen. Das war wohl auch ein Anlass für Herodes und seine Soldaten, den Herrn geringschätzig zu behandeln und zu verspotten. Er warf ihm ein glänzendes Gewand um und sandte ihn zu Pilatus zurück. Herodes war enttäuscht und nicht auf seine Kosten gekommen. Er hatte keine Sensation erlebt. In gemeinsamer Feindschaft dem Herrn gegenüber wurden Herodes und Pilatus an diesem Tag Freunde miteinander.

Pilatus hatte die Ankläger mit dem Herrn zu Herodes gesandt und dieser sandte sie zurück. Und jetzt erfahren wir durch Pilatus, wie Herodes die Schuld des Angeklagten einschätzt: „...und siehe, nichts Todeswürdiges ist von ihm getan worden“ (Lk 23,15).

Christus und die Übeltäter am Kreuz

Die Kreuzigung

In allen vier Evangelien wird von der Kreuzigung berichtet. Johannes schreibt: „Und sein Kreuz tragend, ging er hinaus zu der Stätte, genannt Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgatha heißt, wo sie ihn kreuzigten und zwei andere mit ihm, auf dieser und auf jener Seite, Jesus aber in der Mitte“ (Joh 19,17.18).

Ja, er war der Mann in der Mitte, obwohl er gerecht war. Hier erfüllte sich das Wort aus Jesaja 53,12: „Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden“. Diese zwei anderen waren Räuber, die ihre Strafe verdient hatten, im krassen Gegensatz zu dem Mann in der Mitte, der unschuldig dort hing.

Die Vorübergehenden lästerten und verspotteten ihn. „Auf dieselbe Weise aber schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren“ (Mt 27,44). „Einer aber der gehängten Übeltäter lästerte ihn und sagte: Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns!“ (Lk 23,39).

Das Bekenntnis des anderen Räubers und seine Rettung

Der andere aber kam zur Besinnung, „wies ihn zurecht und sprach: Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist? Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan. Und er sprach zu Jesus: Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst. Und er sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,40–43).

Dieser Übeltäter tat das einzig Richtige. Er bekannte seine Schuld und anerkannte seine Strafe und rechtfertigte den Herrn, indem er sagte: „... dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan.“

Er war ein gläubiger Israelit, der das Reich Gottes erwartete und jetzt ein Jünger Jesu wurde. Er bekam nicht eine Verheißung auf später, sondern eine feste Zusage für heute. Welch eine Gnade und Liebe des Sohnes Gottes durfte er noch in den letzten Minuten seines Lebens erfahren.

Der Hauptmann beim Kreuz

Dieser römische Hauptmann bewachte mit anderen den gekreuzigten Jesus von Nazareth (Mt 27,54). Er hatte alles genau verfolgen können, was dort am Kreuz geschah. Er hatte den Heiland gesehen, wie er sich am Kreuz hängend verhielt, wie er den Hohn, den beißenden Spott und die hässlichen Schmähungen ertrug und dem neben ihm gekreuzigten Räuber begegnete. Dann kam die Finsternis von der sechsten bis zur neunten Stunde über das ganze Land. Und zur neunten Stunde rief Jesus „mit lauter Stimme und sprach: Vater in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Als er aber dies gesagt hatte, verschied er“ (Lk 23,46).

Johannes berichtet, dass der Herr gesagt hat: „Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist“ (Joh 19,30).

So stirbt kein normal Sterblicher. Der Heiland gab sich selbst in den Tod. Er hatte Gewalt, sein Leben zu lassen und er hatte Gewalt, es wiederzunehmen (Joh 10,18).

„Als aber der Hauptmann sah, was geschehen war, verherrlichte er Gott und sagte: Wahrhaftig, dieser Mensch war gerecht“ (Lk 23,47).

Joseph von Arimathia, der bisher verborgene Jünger

Zur Person

Joseph von Arimathia war ein reicher Mann, ein angesehener Ratsherr, der selbst ein Jünger Jesu geworden war, der auch das Reich Gottes erwartete. Er wird auch bezeichnet als ein guter und gerechter Mann. Aus Furcht vor den Juden war er bisher ein verborgener Jünger des Herrn (Mt 27,57; Mk 15,43; Lk 23,51; Joh 19,38).

Seine Handlung und sein Bekenntnis

Nachdem nun der Herr gestorben und es schon Abend geworden war, erkühnte sich Joseph von Arimathia, „- dieser hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat -“ zu Pilatus hineinzugehen, und er bat um den Leib Jesu. Pilatus befahl, dass er ihm übergeben würde. Joseph nahm den Leib Jesu ab, wickelte ihn in reines, feines Leinentuch, das von Reinheit und Sündlosigkeit spricht, und legte ihn in seine Gruft, die er in dem Felsen hatte aushauen lassen, in der noch nie jemand gelegen hatte. Durch diese Handlung bekannte sich Joseph zu dem Herrn Jesus und bezeugte, dass er mit dem Beschluss des Synedriums, ihn zu töten, nicht einverstanden gewesen war. (Mt 27,57–60; Mk 15,42–46; Lk 23,50–53; Joh 19,38–42)

Gleichzeitig erfüllte er die Weissagung Jesajas: „Man hat sein Grab bei Gottlosen bestimmt; aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist“ (Jes 53,9). Hier haben wir nun ein weiteres Zeugnis seiner Schuldlosigkeit.

Gott hatte darüber gewacht, dass sein Sohn, der als Mensch in Reinheit auf der Erde gelebt hatte, in seinem Tod nicht an einen verunreinigten Ort kam, sondern in eine neue, unbenutzte Gruft gelegt wurde.

In Verbindung mit Joseph von Arimathia dürfen wir vielleicht auch Nikodemus, einen Obersten der Juden, erwähnen, der zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen war (Joh 3,1–21). Er war bereits einmal vorsichtig für den Herrn eingetreten (Joh 7,50.51). Jetzt kam er und brachte Gewürzsalben, um Joseph von Arimathia bei dem Begräbnis des Herrn zu unterstützen (Joh 19,39–42).

Schlussworte

Gottes Wort gibt uns zahlreiche Hinweise, dass der Herr Jesus heilig, rein und fleckenlos war.

Schon das Passahlamm in Ägypten musste ein Lamm ohne Fehl sein (2. Mo 12,5). Wir wissen, dass unser Herr das Lamm Gottes geworden ist und wir „mit dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken“, erlöst worden sind (1. Pet 1,19).

Und diese Menschen haben bestätigt, dass der Herr Jesus ohne Schuld war und haben damit zu seiner Verherrlichung beigetragen:

  • Judas Iskariot: „... indem ich schuldloses Blut überliefert habe“ (Mt 27,4)
  • Pontius Pilatus: „Ich finde keine Schuld an diesem Menschen ... ich habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden ... Ich habe keine Todesschuld an ihm gefunden“ (Lk 23,4.14.22)
  • Die Frau des Pilatus: „Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten“ (Mt 27,19)
  • Herodes Antipas: „... nichts Todeswürdiges ist von ihm getan worden“ (Lk 23,15)
  • Der Räuber: „... dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan“ (Lk 23,41)
  • Der Hauptmann: „... dieser Mensch war gerecht“ (Lk 23,47)
  • Joseph von Arimathia: „hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat“ (Lk 23,51)


O Lamm Gottes unschuldig

am Kreuzesstamm geschlachtet!

Du littest stets geduldig,

da Du geschmäht, verachtet.

All Sünd hast Du getragen,

sonst müssten wir verzagen:

Wir preisen Dich, o Lamm Gottes!