„Er aber blieb zwei ganze Jahre in seinem eigenen gemieteten Haus und nahm alle auf, die zu ihm kamen, und predigte das Reich Gottes und lehrte mit aller Freimütigkeit ungehindert die Dinge, die den Herrn Jesus Christus betreffen“ (Apg 28,30.31).

Mit diesen Worten endet die Apostelgeschichte, es ist irgendwie ein offenes Ende. Es wird uns hier nicht weiter berichtet, was mit Paulus nach diesen zwei Jahren geschah. Wir wissen aus anderen Stellen, dass er nach diesen zwei Jahren noch einmal eine gewisse Zeit freikam, bevor er erneut festgenommen wurde und im Gefängnis in Rom war. Schließlich berichtet uns der zweite Timotheusbrief, dass er den Tod vor Augen hatte. Aber zunächst einmal endet die Apostelgeschichte mit der Gefangenschaft in Rom.

Nun, das eigentliche Thema der Apostelgeschichte ist die Verbreitung des Evangeliums. Das wird uns schon am Anfang dieses Buches in Apostelgeschichte 1,8 mitgeteilt: „Ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Das Evangelium wurde durch den Dienst der Apostel und auch durch den Dienst und das Zeugnis derer, die zerstreut worden waren, verbreitet. Und nun war es in Rom angekommen. Es war eben nicht das Ziel von Lukas, das Leben des Apostels Paulus zu beschreiben, sondern die Ausbreitung des Evangeliums.

Und gerade jetzt, wo Paulus gefangen war und wir den Eindruck haben könnten, dass nun die Botschaft nicht weitergehen würde, finden wir doch sehr aufschlussreiche Worte. Erstens, dass er alle aufnahm, die zu ihm kamen, und das Reich Gottes predigte. Also trotz der Gefangenschaft nutzte Paulus jede mögliche Gelegenheit, weiter von seinem Herrn zu zeugen. Das Reich Gottes, das er predigte, ist der Bereich auf dieser Erde, wo Christus als Herr anerkannt wird, wo man nach seinen Gedanken lebt, wo man Ihn als Herrn bekennt. Und dieses Reich hatte mit der Verwerfung des Herrn Jesus und des Zeugnisses durch die Apostel dann auch eine verborgene Form angenommen. Der Herr regiert im Himmel, Er herrscht vom Himmel her, und wir leben auf dieser Erde. Und es ist unsere Aufgabe, nach seinen Gedanken hier unseren Weg einzurichten. Und das war das Thema des Apostels Paulus.

Und zweitens lehrte er die Dinge, die den Herrn Jesus Christus betreffen. Er hatte nicht irgendein theologisches Thema, sondern die Person des Herrn Jesus Christus stand vor seinem Herzen. Er ist der Herr, der alle Autorität hat. Als Jesus sehen wir Ihn als Mensch in Niedrigkeit auf dieser Erde und als Christus, der verherrlichte Mensch zur Rechten Gottes, wie Paulus Ihn schon vor den Toren von Damaskus erlebt hatte. Das füllte sein Herz aus und das predigte er. Damit wurde deutlich, dass das Wort Gottes nicht gebunden ist.

Weiter tat er es in aller Freimütigkeit, also mit Mut und frei. Das heißt das, was ihm auf dem Herzen lag, gab er weiter, und er tat es ungehindert. Das Evangelium konnte durch äußere Umstände eben nicht aufgehalten werden. Und im griechischen Text endet der Satz auch mit dem Wort „ungehindert“. Das wird im Deutschen nicht deutlich. Das zeigt uns, dass es in der Tat ein offenes Ende in der Apostelgeschichte ist. Die Botschaft läuft weiter, auch wenn der Diener gefangen ist. In Philipper 1,12.13 berichtet Paulus davon, dass seine Umstände (seine Gefangenschaft) sogar mehr zur Förderung des Evangeliums geraten waren und dass seine Gefangenschaft in Christus offenbar geworden war in dem ganzen Prätorium und allen anderen. Das Prätoritum war die kaiserliche Garde, die wohl aus neun Kohorten von jeweils 1000 Soldaten bestand. Sie hörten alle die Botschaft. Und so kann er am Ende des Philipperbriefes davon reden: „Es grüßen euch alle Heiligen, besonders aber die aus dem Haus des Kaisers.“ Bis in das Haus des Kaisers war das Evangelium gekommen und hatte dort Frucht gebracht, indem Menschen den Herrn Jesus als ihren persönlichen Herrn und Heiland aufgenommen hatten.

Ja, es ist wirklich wahr: Das Wort Gottes ist nicht gebunden – auch heute nicht!