Historisch gesehen haben die Ereignisse, die in den letzten Kapiteln des Buches Richter beschrieben werden, bereits vor Richter 1 stattgefunden. Das wird allein schon daran deutlich, dass in Kapitel 17 und 18 von dem Enkel Moses und in Kapitel 19–21 von dem Enkel Aarons die Rede ist. Dieses Abweichen von der Chronologie hatte sicher mehrere Gründe. Einer davon ist der, dass die Parallelität zur Kirchengeschichte aufrechterhalten werden kann. Denn das ganze Buch der Richter kann man mit den sieben Sendschreiben in Offenbarung 2 und 3 verbinden. Die Kapitel 17 -21 stimmen dabei mit Laodizea, dem letzten Sendschreiben, überein und müssen darum am Ende des Buches  stehen.

Wir wollen mal einige bemerkenswerte Punkte aus Richter 17 – 21 herausgreifen, die eine Verbindung zu Laodizea und auch den „letzten Tagen“ zeigen (Offenbarung 3,14 ff.; 2. Timotheus 3,1–5).

Micha, der Mann vom Gebirge Ephraim, bestiehlt seine Mutter (Richter 17,2). Wir sehen daran: Mangelnde Achtung vor den Eltern (vgl. 2. Timotheus 3,2).

Micha und seine Mutter haben überhaupt kein Empfinden für das Böse des Diebstahls (Richter 17,2). Das ist auch heute vielfach zu finden. Entschuldigungen kommen unter anderem aus dem Bereich der Psychologie.

Micha hatte ein eigenes Gotteshaus und einen Gottesdienst, den er sich selbst ausgedacht und zurechtgelegt hatte (Richter 17,4–6). Diese Eigenwilligkeit im Gottesdienst ist heute leider auch weit verbreitet. Man sucht vielfach den Erfolg und die Anerkennung der Menschen und vergisst ganz, wie Micha, das Wort Gottes zu befragen und als Grundlage zu nehmen.

Diesen Gedanken, dass man auf seine eigene Weise Gott dient und dabei ganz mit sich zufrieden ist (vgl. Richter 7,13; man beachte auch die Formulierung in 18,10 und 19,19! Offenbarung 3,17), sieht man auch bei dem jungen Levit ab Vers 7 und der ganzen Schilderung bis zum Ende des 18. Kapitels.

In Kapitel 19,2 wird von der Hurerei einer Nebenfrau eines Leviten berichtet. Über diese schreckliche Tat wird nicht getrauert. Keine Reue und Buße bei der Frau selbst, bei dem Ehemann und auch nicht bei dem Vater der Frau (Richter 19,3). Hurerei wird auf die leichte Schulter genommen.

Als dieser Levit nach Gibea kommt, nimmt ihn (zunächst) niemand in sein Haus auf (Richter 19,15.18). Das ist Egoismus pur. Wir denken an: „Die Menschen werden selbstsüchtig sein“ (2. Timotheus 3,2).

Bei einem alten Mann eingekehrt, muss der Levit etwas Entsetzliches erleben: Die Männer der Stadt umringen das Haus und wollen mit dem Fremden Sex haben (Richter 19,22). Homosexualität wird offen praktiziert.

Der Levit gibt seine Nebenfrau diesen verruchten Menschen zum Opfer (Richter 19,25). Das zeugt von einer miserablen Ehe, bei der von wahrer Liebe keine Rede sein kann. Die natürliche Liebe fehlt (2. Timotheus 3,3).

Diese Frau wird daraufhin zu Tode vergewaltigt (Richter 19,25). Die Medien müssen von schwerem sexuellen Missbrauch mit Todesfolge berichten.

Der Mann dieser Frau zerstückelt die Leiche daraufhin und sendet sie durch das ganze Land. Eine Szene wie aus einem Horrorfilm. Was für eine Unmenschlichkeit!

Die anderen Stämme im Land empören sich über das Böse (Richter 20,1–2). Das ist an sich nicht verkehrt. Bezeichnend ist aber, dass sie sich nur bei Menschenrechtsverletzungen empören, aber nicht bei den reinen Gottesrechtsverletzungen (in Kapitel 17 und 18)! – Immerhin wird aber bei den anderen Stämmen ein Empfinden für das Böse gefunden. Man mag daher diese Stämme mit dem „Überrest“ aus Laodizea in Offenbarung 3,19 ff. vergleichen. Dieser Überrest wird vom Herrn gezüchtigt – etwas, was die übrigen Stämme Israels in Richter 20 auch erfahren müssen.

In Richter 21 sehen wir dann eine völlig falsche Vorgehensweise bei der Partnerwahl.

Und das ganze traurige Bild endet mit den Worten: „In jenen Tagen war kein König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Richter 21,25).

Selbst wenn man die Parallele zu Laodizea nicht so direkt nachvollziehen kann, so haben diese traurigen Kapitel in dem Buch der Richter doch eine sehr deutliche Ansprache an unsere Herzen, die wir nicht überhören sollten. Wir müssen auf der Hut sein, dass wir nicht gleichförmig mit dieser Welt werden, sondern unseren Sinn durch Gottes Wort erneuern lassen (Römer 12,2).