Es wird manches Mal gesagt, dass Christen den Zehnten geben sollen (vgl. 3. Mose 27,30). Oft wird das dann mit den Sammlungen in den Gemeindestunden verknüpft. Ungefähr so:  „Ist das, was wir einsammeln wirklich 1/10 unserer Einkünfte? Das sollte es doch aber sein!“

Dazu ein paar Überlegungen:

Da ein Christ nicht unter Gesetz steht (Röm 6,14), kann ihm die Abgabe eines Zehnten überhaupt nicht gelten. Will man dieses Gebot des Gesetzes erfüllen, müsste man alle Gebote des Gesetzes halten.

Nirgends wird im NT gesagt, dass ein Christ den Zehnten abliefern soll.

Der Zehnte bezieht sich nicht nur auf den Ertrag, sondern auch auf den Besitz (nämlich beim Vieh – 3. Mo 27,33). Wie geht man mit diesem Tatbestand um, wenn man die Abgabe des Zehnten auf den Christen anwenden möchte?

Von dem Zehnten musste der Levit einen Zehnten an die Priester abgeben (4. Mo 18,25ff). Wie soll man das auf die heutige Zeit übertragen?

Zudem gab es unter dem Gesetz auch einen zweiten Zehnten! In 5. Mo 12,4 finden wir ihn beispielsweise. Er wurde nicht den Leviten vor Ort gegeben, sondern zu dem Zentralheiligtum nach Jerusalem gebracht. Alle drei Jahren wurde dieser Zehnten auf eine andere Weise gegeben, was man z.B. in 5. Mo 14,28.29 nachlesen kann. Warum gibt man also dann nicht 2/10, wenn man die Vorschrift des Gesetzes in diesem Punkt einhalten möchte?

Die Linke soll nicht wissen, was die Rechte tut (Mt 6,3). Das ist das ganze Gegenteil von Zusammenrechnen, ob man nun die 1/10 erreicht hat oder nicht. 

Der Christ ist frei soviel zu geben, wie der Herr es ihm aufs Herz legt. „Ein jeder, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott“ (2. Kor 9,8). Das kann bedeuten, dass man seinen ganzen Lebensunterhalt gibt (Mk 12,41ff). Es kann aber auch sein, dass man weniger als 1/10 gibt.

Man kann auch nicht fordern, dass man 1/10 in den Gemeindestunden zu spenden hat, denn schließlich gibt es ja auch noch die Möglichkeit, persönlich etwas weiterzugeben.

Sammlungen in der Gemeinde sind an sich bestimmt gut. Doch was sagt die Schrift in Verbindung damit: „Was aber die Sammlung für die Heiligen betrifft: Wie ich für die Versammlungen von Galatien angeordnet habe, so tut auch ihr. An jedem ersten Wochentag lege ein jeder von euch bei sich zurück und sammle auf, je nachdem er Gedeihen hat...“ Von 1/10 ist hier nicht die Rede, sondern von dem persönlichen Gedeihen.