Das ist die große kaufmännische Frage unserer Zeit: „Wie hoch ist der Gewinn?“ Haben Sie die Bilanz gesehen? Wenn alles richtig aufgerechnet ist, was wird dann dieses oder jenes Geschäft erbringen? Wenn die Schlussbilanz aufgestellt ist, wenn Herstellungskosten und Gemeinkosten genau erfasst sind, und wenn das alles den Erträgen gegenübergestellt wird, welche Spanne wird dann zu meinem eigenen Nutzen übrig bleiben? Wie viel habe ich wirklich hinzubekommen? Welcher Gewinn?

 Das größte Geschäft des Lebens wird eines Tages für jeden in allen Einzelheiten aufgerechnet werden. Tatsächliche Gewinne werden genau kalkuliert, totale Verluste berechnet, und schließlich wird die endgültige Bilanz aufgestellt werden müssen. Dann wird die allbedeutsame Frage erneut gestellt werden: Welcher Gewinn? Wenn Männer und Frauen dort das Ende aller Dinge erreicht haben, dann werden sie sehen, welche tiefgründigen Berechnungen des Herzens vordem notwendig gewesen wären. Wenn einige der Reichsten ihre goldenen Gewinne angesichts ihres ewigen Verlustes betrachten, welch ein Schrecken wird sie überfallen, welche Furcht, welch ein Zusammenfahren! Ein amerikanischer Millionär sagte auf seinem Krankenbett: „Der ist der ärmste Mensch, den ich kenne, der nichts hat als nur Geld.“ Ein anderer stimmt damit überein, der sagte: „Zwar ist ein Mann ohne Geld arm, noch ärmer aber ist der Mann, der nichts hat als nur Geld.“  

Wenn Versuchungen und Kummer kommen, dann können weltliche Besitztümer die Gemüter nicht vor dem Dahinwelken und Veröden bewahren, ebenso wenig, wie man Kopfschmerzen mit einer goldenen Krone vertreiben kann oder Zahnschmerzen mit einer Perlenkette. Der Heilige Augustin bemerkte einst, dass irdische Reichtümer voller Armut sind. Das ist der Wahrheit bestimmt viel näher als das Maß, mit dem die Welt den Reichtum misst. Man glaubt nämlich, ein Mann, der 100.000 Euro besitzt, sei doppelt so glücklich wie einer, der 50.000 Euro hat. Das wird allgemein angenommen und ist doch ein sehr großer Fehler.

Viel richtiger wäre es zu sagen, dass man für Geld alles haben kann, nur nicht Zufriedenheit. Das Geld ist wie ein Reisepass, mit dem man gehen kann, wohin man will, ausgenommen in den Himmel. Wer Reichtümer besitzt, weiß am besten, welche Bürde sie mit sich bringen. Sie zu erlangen, bedeutet viele Sorgen. Es gibt Furcht, den Reichtum zu erhalten; Versuchung, ihn zu gebrauchen; Gewissenslast, ihn zu missbrauchen; Traurigkeit, ihn zurückzulassen. Was schließlich verbleibt, ist die Bürde, darüber Rechenschaft abgeben zu müssen. Ebenso ist es mit einer Stellung unter den Menschen. Viele strecken sich danach aus. Plötzlich wird alles wertlos, wenn Sie merken, dass Ihre Zeit vergeht, ohne dass Sie den Trost des Evangeliums, die Segnungen einer anderen Welt als der jetzigen erlangt haben. Wir wollen ein Beispiel aus der Geschichte betrachten, und zwar die letzten Stunden der englischen Königin Elizabeth I. Der Historiker berichtet: „Es war während ihrer letzten Krankheit. Zuerst war sie längere Zeit tiefgründig und niedergeschlagen und doch schien es so, als ob sie in ihrem unbeugsamen Willen und in ihrem unbezwingbaren Stolz nicht aufgeben wollte. Während sie sich so ruhig verhielt, war sie schließlich völlig erschöpft. Dann ließ sie den Erzbischof von Canterbury und ihren Kaplan zu sich kommen. Der Erzbischof sprach daraufhin, wie man uns sagte: ‚Königliche Hoheit! Sie haben ein Recht, auf die Barmherzigkeit Gottes zu hoffen. Ihre Frömmigkeit, Ihr Eifer und das bewundernswürdige Werk der Reformation, das sie glücklich aufgerichtet haben, gewähren Ihnen einen ungewöhnlichen Trost.' ,Mein Herr', erwiderte die Königin, ‚die Krone, die ich so lange getragen habe, hat mir in meinem Leben genug Nichtigkeit bedeutet. Ich bitte Sie, dies nicht noch zu vergrößern in dieser Stunde, während ich dem Tode so nahe bin!’“

Die Königin hatte sich während ihres Lebens einer der herrlichsten Stellungen in Europa erfreut. Ohne Zweifel war sie umweht worden von unzähligen Huldigungen gesellschaftlicher und religiöser Art. Aber angesichts einer anderen Welt erkannte sie all die Leere und die Nutzlosigkeit. Augenscheinlich hatte sie das erfahren, was ein größerer und weiserer Mann schon vor ihr gesehen hatte, nämlich dass es in dieser Welt nichts gibt, was wirklich befriedigen kann. Alles, was darin ist, ist „Eitelkeit und ein Haschen nach Wind – und es gibt keinen Gewinn unter der Sonne“. Gar manche sündenmüde Seele hat Trost und Befriedigung in Ihm allein gefunden, der da sitzt über allen Himmeln, dem gepriesenen Sohne Gottes. Er verließ den Glanz der Herrlichkeit Gottes, um die Dunkelheit und Schande und das Gericht an dem Kreuze von Golgatha über Sich ergehen zu lassen. Er hat für Menschen eine gesegnete Ewigkeit gesichert, die allen Glanz überstrahlt.  

Haben Sie erfahren, dass Gott denen, die Ihn lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken lässt? Kennen Sie die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, der reich war und um unsertwillen arm wurde, auf dass wir durch Seine Armut reich würden? In dem Lichte Seines Reichtums und Seiner Herrlichkeiten wird das beste Teil in dieser Welt als Schein und Machwerk offenbar. Leser, wie steht es mit Ihren Angelegenheiten? Wissen Sie wirklich, wie es mit Ihnen steht? Warum sollten Sie Ihre eigenen Angelegenheiten jetzt nicht einmal überprüfen? Machen Sie doch sogleich einmal eine Gegenüberstellung Ihres wirklichen Besitztums und Ihrer Schulden, Ihrer Sünden, Ihrer Verantwortlichkeit vor Gott, bedenken Sie Tod und Gericht! Und ehe Sie die Bilanz aufstellen, denken Sie doch bitte über jene allbedeutsame Frage nach: „Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne und seine Seele einbüßte?“ (Markus 8,36). Wenn Sie diese Frage außer Acht lassen, dann können Sie keine rechtmäßige Bilanz aufstellen. Und noch ein Wort: Tun Sie das, was Sie tun wollen, schnell, sonst mag Ihre Angelegenheit in anderen Händen liegen.

 „Siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“