Der Patriarch Hiob brachte im Verlauf der Gespräche mit seinen Freunden zwei Fragen von weit reichender Bedeutung vor: 1. „Wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott?“ (Hiob 9,2); 2. „Wenn ein Mann stirbt, wird er wieder leben?“ (Hiob 14,14); doch auf keine von beiden konnte eine klare und schlüssige Antwort gegeben werden. Wenn wir Hiob 9 lesen, sehen wir die Versuche Hiobs, die erste Frage zu beantworten, und wie er einen Versuch nach dem anderen als wertlos verwirft, und schließlich nach einem „Schiedsmann“ ruft. Dieser Ruf ist vielleicht 2000 Jahre unbeantwortet geblieben. Wenn wir Hiob 14 lesen, finden wir, dass er anhand des Vergleichs mit einem umgehauenen Baum, der nach Jahren durch den „Duft des Wassers“ wieder aufsprosst, zugunsten der Auferstehung argumentiert. Er glaubte, dass es eine Auferstehung geben würde. Das war das Ergebnis geistlicher Intuition verbunden mit Verstand, denn auf ein ausdrückliches Wort Gottes, das die Sache klarmachte, konnte er nicht zurückgreifen. Beide Kapitel sind von starken Emotionen geprägt.  

Wir haben heute eine weit bevorzugtere Stellung als er, denn der Herr Jesus ist erschienen und hat „Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium” (2. Tim 1,10). Sein Tod und seine Auferstehung geben uns die Antwort auf beide Fragen. Wenn Er auferstanden ist, können wir gerechtfertigt werden, und die Tatsache der Auferstehung ist völlig außer Frage gestellt.

Als die Apostel am Anfang das Evangelium verkündigten, benutzten sie die Auferstehung als Speerspitze, um in die Herzen und Gewissen der Menschen zu stoßen. Die priesterliche Klasse in Jerusalem bestand, was die Lehre anging, aus Sadduzäern, und deshalb spürten sie diesen Stoß besonders heftig. Es machte sie wütend, dass die Apostel in Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten. Was taten sie nicht alles, um dem apostolischen Zeugnis entgegenzuwirken.

Sie brachten sie ins Gefängnis, sie schlugen sie, sie bedrängten sie und befahlen ihnen nicht mehr im Namen Jesu zu predigen, sie bedrohten sie, sie brachten sogar Stephanus zu Tode. Doch eines, nämlich das Entscheidende, taten sie nicht. Sie begegneten ihnen nicht mit kühner und platter Leugnung, sie brachten keine schlüssigen Beweise dafür vor, dass Christus nicht auferstanden war und die Apostel gewiefte Betrüger waren. Sie taten es nicht, weil sie es nicht konnten. Es war nicht möglich.

Wenn wir die ersten Kapitel der Apostelgeschichte lesen und dies feststellen, dann kommt uns das umso bemerkenswerter vor, wenn wir uns an das erinnern, was in Matthäus 28,11–15 berichtet wird. Diese selben sadduzäischen Priester hatten sich in Verbindung mit den Soldaten, die mit der Bewachung des Grabes beauftragt waren, zu einem großen Bestechungsfall hergegeben – und verpflichteten sich zu einem noch teureren Bestechungsakt in Verbindung mit dem Landpfleger – um ihr Zeugnis über die Auferstehung Jesu zu verdrehen. Es ist jedoch offensichtlich, dass die Lüge, die sie gestreut hatten, sich schon wenige Monate später als zu fadenscheinig erwies, als dass man davon abhängig sein wollte. Sie wagten es nicht, sich darauf zu berufen.

 „Mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab“, und Gott wirkte Zeichen und Wunder, um ihr Zeugnis zu bestätigen. Ein beachtenswertes Zeichen war die Heilung des Gelähmten, der schon viele Jahre an der schönen Pforte des Tempels gelegen hatte. Es erregte den Ärger der Priester, denn die ganze Begebenheit war eine klare Bestätigung der Auferstehung, und Apostelgeschichte 4 zeigt uns diesbezüglich drei Dinge. So sehr sie es auch wünschten, das Zeugnis unwirksam zu machen, „hatten sie nichts dagegen zu sagen“ (Vers 14), mussten bekennen: „Wir können es nicht leugnen“ (Vers 16), und fanden nicht, „auf welche Weise sie sie strafen sollten“ (Vers 21).

Wir alle wissen, dass Menschen, wenn sie mit einer Sache konfrontiert werden, die sie hassen, versuchen werden, sie zu leugnen. Und wenn ihnen das nicht gelingt, werden sie ihre Stimme dagegen erheben, werden die Form oder Methode der Sache kritisieren, wenn sie schon den Inhalt nicht widerlegen können. Wenn alles nicht hilft, werden sie die angreifen und verfolgen, die die Sache bezeugen, sobald sie ihnen den geringsten Vorwand liefern. Alle drei Mittel versagten bei diesem Wunder. Und es wäre genauso wahr, zu sagen, dass sie gegenüber der Wahrheit der Auferstehung Christi versagten, von der dieses Wunder Zeugnis gab.

Hätte es keine Auferstehung gegeben, dann wären die ersten Jahre, als die Behauptung noch allen frisch im Gedächtnis war, doch dafür prädestiniert gewesen, den Schwindel aufzudecken. Der Versuch, der unternommen und durch Bestechung unterstützt wurde, fand eine gewisse Verbreitung unter den Juden, aber offensichtlich wagte niemand, es als Beweis in der Öffentlichkeit vorzubringen, wo eine Untersuchung und Prüfung hätte stattfinden können. Das ist sehr bezeichnend.

Nun haben wir nur Negativbeweise zugunsten der Wahrheit der Auferstehung hervorgehoben. Es sind starke Beweise, aber der Positivbeweis ist noch stärker.

In den ersten Versen von 1. Korinther 15 zitiert Paulus sechs Zeugen oder Gruppen von Zeugen, die alle dafür bürgten, dass sie Christus in Auferstehung gesehen hatten: Petrus, die Zwölf, 500 Brüder auf einmal, Jakobus, alle Apostel und Paulus selbst. Die Liste der Zeugen ist keineswegs vollständig, denn er hätte auch die Gelegenheiten aus Matthäus 28,16, Lukas 24,13–31, Johannes 21,1–14 und andere, die in Apostelgeschichte 1,1–11 angedeutet werden, erwähnen können, ganz zu schweigen von den Gelegenheiten, bei denen er sich einigen gläubigen Frauen zeigte. Die sechs Fälle, die er zitiert, sind jedoch ein ausreichendes Zeugnis: drei einzelne Personen und drei Gruppen.

Nehmen wir einmal die drei einzelnen Personen. Ihre Briefe zeigen uns, was für Männer sie waren, und von Petrus und Paulus wissen wir auch darüber hinaus eine ganze Menge. Petrus war warmherzig und impulsiv, aber ein Mann mit zerbrochenem Herzen, als er den Herrn in Auferstehung sah. Jakobus war offensichtlich ein ruhiger Mann mit einem urteilsfähigen und sogar kritischen Geist. Paulus war ein erbitterter Gegner bis zu dem Augenblick, als er den Herrn in seiner Auferstehungsherrlichkeit sah, und dieses Gesicht verwandelte ihn völlig. In ihrer Erziehung und ihrem Temperament waren sie sehr verschieden, doch diese Verschiedenheiten machen ihre Übereinstimmung im Zeugnis umso beeindruckender.

Dazu kommt das Zeugnis der drei Gruppen. Einem Einzelnen könnte unterstellt werden, dass er von Natur aus leicht zu beeindrucken und so etwas wie ein Visionär ist. Doch das konnte nicht von allen Zwölfen oder von allen Aposteln gesagt werden. Eine angebliche Erscheinung bei einem Einzelnen hätte etwas sehr Verborgenes sein können, eine Schwindelei. Aber das konnte unmöglich über die Gelegenheit gesagt werden, bei der er 500 Brüdern auf einmal erschien. Keine historische Tatsache ist besser bezeugt als die Auferstehung des Herrn Jesus.

Zwei Männer, die Mitte des 18. Jahrhunderts lebten, Lord Lyttleton und Gilbert West, schrieben Bücher, die berühmt wurden. Der eine über die Bekehrung von Saulus von Tarsus, der andere über die Auferstehung Christi. Beide waren ungläubig, und beeinflusst von der damals weit verbreiteten Gottlosigkeit glaubten sie, die Zeit wäre gekommen, dem Christentum den Todesstoß zu versetzen. Sie wählten diese beiden Themen, weil sie glaubten, dass das die Hauptstützen in der christlichen Verteidigungslinie wären. Wenn man beweisen könnte, dass die Auferstehung ein Mythos und die Bekehrung Sauls eine Täuschung ist, dann wäre der Sieg über das Christentum so gut wie sicher. Sie einigten sich über ihre Aufgaben, trennten sich, um ihre Themen zu studieren und schrieben ihre Bücher. Als sie sich nach vollbrachter Arbeit wieder trafen, stellten sie fest, dass sie beide im genau entgegen gesetzten Sinn geschrieben hatten, als sie beabsichtigt hatten. Beide waren von der Echtheit dessen überzeugt worden, was sie angezweifelt hatten. Die Bekehrung des Saulus war offensichtlich wahr und die Beweise für die Auferstehung des Herrn Jesus waren vollständig und überzeugend.

Wir können in der Tat mit Überzeugung und Freude sagen: „Der Herr ist wirklich auferweckt worden” (Lk 24,34). In der Anfangszeit des Sowjetregimes in Russland dozierte ein gewisser „Genosse“ mit Namen Lunatscharski anderthalb Stunden lang in Moskau gegen das Christentum. Er wollte beweisen, dass es ein Aberglaube ist, ohne jede wahre Grundlage. Nachdem er geendet hatte, schlug er eine Diskussion vor, verlangte jedoch, dass kein Sprecher länger als fünf Minuten beanspruchen sollte. Ein junger Zuhörer stieg sichtlich bewegt auf das Podium und sagte, er bräuchte keine fünf Minuten. Er stand vor der ganzen Menge, blickte sie an und rief ihnen dann mit lauter Stimme den bekannten russischen Ostergruß zu: „Brüder und Schwestern, Christus ist auferstanden.“ Da stand die ganze Menge der Zuhörer wie ein Mann auf, und wie ein Donnerschlag erschallte die Antwort: „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Der junge Mann wandte sich an den Dozenten und sagte: „Mehr habe ich nicht zu sagen.“

Mehr muss zu diesem Punkt wirklich nicht gesagt werden. Der Beweis der Auferstehung war schon langer vorher bis aufs Äußerste geprüft. Die Wahrheit der Auferstehung bleibt unerschütterlich fest.

[Übersetzt von Marco Leßmann]