Leiden und Herrlichkeit

Die wenigsten gierigen Jäger nach den Vergnügungen dieser Welt treiben ihrem weltlichen Handel nicht auf Kosten ihrer Gewissen. Und wer den Frieden seines Gewissens als Kaufpreis bezahlt, der hat das Gold zu teuer eingekauft. Aber der Himmel ist billig zu haben, selbst wenn wir dafür alle unsere fleischlichen Interessen oder sogar das Leben selbst hingeben müssen.

„Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ (Lk 24,26). Und der Weg zum Heil für den Gläubigen liegt auf derselben Strecke: „Wenn wir anders mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden“ (Röm 8,17), mit dem einzigen Vorteil, dass sein Vorangehen uns den Weg geebnet hat, sodass wir nun das durchqueren können, was für uns, wäre er nicht gewesen, völlig unpassierbar war.

Tröstet einander damit, ihr Christen! Mag dein Leben auch voller Leiden sein, ist es doch nur kurz. Nur noch wenige Schritte, und du bist aus dem Regen. In Bezug auf Leiden, die uns begegnen, gibt es einen großen Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen, wie bei Zweien, die in gegensätzliche Richtung reisen und beide vom Regen durchnässt sind, wobei der eine aus dem Regen hinausfährt und bald im Trocknen ist und der andere in den Regen hinein fährt, der immer schlimmer wird, je weiter er kommt. Sowohl Gläubige als Ungläubige müssen durch Leiden gehen, aber der Gläubige ist bald im Trocknen, während es für den Ungläubigen immer schlimmer wird. Das, was ihm jetzt begegnet, sind nur ein paar Tropfen, der große Schauer kommt erst am Ende.

Wenn die Umstände des Christen auch trostlos sind, darf er doch bald einen glücklichen Wechsel erleben. Die Freude jenes herrlichen Tages kommt „in einem Nu, in einem Augenblick, ... und wir werden verwandelt werden“ (1. Kor 15,52). Erst krank und traurig und im nächsten Moment gesund und glücklich, und alle Seufzer und Tränen für immer vergessen. Soeben noch mit den Lumpen des sterblichen Fleisches bedeckt, verschlissen durch tausende Schwierigkeiten, und einen Augenblick später mit Kleidern der Unsterblichkeit bekleidet, ausgestattet mit einer Herrlichkeit, die tausende Male größer ist als das Lichtgewand der Sonne selbst, das jetzt noch unsere Augen blendet.

Wen wundert es, einen trotz seiner Bedrängnis fröhlichen Gläubigen zu sehen, wenn man weiß, welche guten Nachrichten er vielleicht schon bald vom Himmel her hören darf? Die Hoffnung des Gläubigen ist im Himmel aufbewahrt, und doch heilt sie alle Wunden, die er auf der Erde empfängt. Wenn Christus seine Jünger auf den See schickt, dann nur, weil er bei ihnen sein will, wenn sie seine Gemeinschaft am dringendsten benötigen. „Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir“ (Jes 43,2).