Auch wenn es nicht immer so scheinen will – Gott lässt sich die Zügel der Regierung dieser Erde nicht aus der Hand nehmen. Der Unglaube nimmt persönliches Leid, zunehmenden Unfrieden in der Welt und sittlichen Verfall zum Anlass, die Existenz Gottes anzuzweifeln. Aber der Glaube weiß, dass Gott im Regiment sitzt und im Hintergrund die Geschicke lenkt, auch wenn er nicht mehr so offensichtlich in das Weltgeschehen eingreift, wie er es früher einmal getan hat und auch später wieder tun wird.

Ein schönes Beispiel für dieses verborgene Handeln Gottes ist die Geschichte Ruths. Der biblische Bericht ist so wenig spannend und Aufsehen erregend, dass kaum ein Historiker es für wert erachten würde, ihn in die Geschichtsbücher aufzunehmen. Der Ort des Geschehens – Bethlehem – wird vom Wort Gottes selbst als „zu klein“ bezeichnet, „um unter den Tausenden von Juda zu sein“ (Mich 5,1). Aber er ist ein beredtes Beispiel dafür, dass alle Zeiten in Gottes Hand sind.

Aus Matthäus 1,5 wissen wir, dass Rahab, die wir aus Josua 2 kennen, die Mutter Boas' ist. Folglich muss sich die Geschichte Ruths in den ersten Jahren der Richterzeit ereignet haben. Jetzt bedenke man, dass der Urenkel von Boas und Ruth der Mann war, den Gott als König über Israel setzen wollte, um sein Volk wieder zu sich zurückzubringen und von seinen Feinden zu befreien – David, der Mann nach dem Herzen Gottes (Ruth 4,21.22; 1. Sam 13,14).

Ist es nicht ermunternd zu sehen, dass Gott die Blütezeit Israels unter David und Salomo bereits einleitete, lange bevor die traurigen Entwicklungen der Richterzeit ihren Höhepunkt erreicht hatten? Er war von dieser Entwicklung nicht überrascht. Und er hatte nicht nur schon einen Plan, sondern war auch bereits dabei, ihn auszuführen, als vielleicht nur wenige in Israel ahnten, wohin es führt, wenn kein König in Israel ist und ein jeder tut, was recht ist in seinen Augen (Ri 21,25).

Wer hätte gedacht, dass die Rückkehr einer armen, verwitweten Frau aus Moab solche gewaltigen Folgen für Israel haben könnte!