„Und Jesus sprach zu ihm: Wehrt nicht; denn wer nicht gegen euch ist, ist für euch“ (Lk 9,50).
„Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut“ (Lk 11,23).
Eine Untersuchung dieser beiden Stellen wird sofort zeigen, dass sie nicht nur keinen Widerspruch enthalten, sondern im Gegenteil in vollkommener Harmonie zueinander stehen. Im ersten Fall erzählte Johannes dem Herrn, dass sie jemandem gewehrt hatten, den sie in seinem Namen Dämonen austreiben sahen, weil er, wie Johannes meinte, „dir nicht mit uns nachfolgt“. Die Antwort lautete: „Wehrt nicht; denn wer nicht gegen euch ist, ist für euch.“ Das bedeutet, dass in dem Kampf des Herrn gegen Satan jeder, der auf dasselbe Ziel hinarbeitete (der Betreffende trieb Dämonen aus im Namen des Herrn!), auch wenn er nicht den Boden der Jüngerschaft einnahm, tatsächlich auf der Seite des Herrn stand. Er mag in Bekenntnis und Wandel Mängel aufweisen, aber solange er in der Kriegführung gegen die Macht des Feindes nicht gegen den Herrn war, war er wirklich für ihn.
Ein Beispiel dafür sehen wir in der Haltung des Paulus im Gefängnis gegenüber solchen, die aus unterschiedlichen Motiven das Evangelium verkündigten (Phil 1). Auf jede Weise, sagt der Apostel, wird Christus verkündigt, und darüber freute er sich. So hätten sich auch Johannes und die Jünger freuen sollen, als sie den Mann im Namen Christi Dämonen austreiben sahen, denn er tat, wenn auch an falschem Platz, das Werk Christi und war daher, unabhängig von seinem eigenen Zustand, „für Christus“.
Der zweite Fall liegt ganz anders. Hier beschuldigen die Feinde Christi den Herrn, er triebe die Dämonen durch Beelzebul, den Fürsten der Dämonen, aus. Der Herr überführte seine Widersacher von ihrer Bosheit und warnte sie vor den Folgen ihrer Haltung. Bei dieser Gelegenheit sagte er: „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.“
Wenn es eine Frage zwischen Christus und Satan ist – und das war es in diesem Fall –, ist keine Neutralität gestattet. Sich zu distanzieren hieße dann, sich auf die Seite des Feindes zu schlagen. Und nicht zu sammeln – zu ihm hin zu sammeln –, bedeutete zu zerstreuen. Wenn immer Satan auch heute als Gegner Christi auf den Schauplatz tritt, auf welche Weise er sich auch zeigen mag, wer sich nicht offen zu Christus bekennt, wer sogar schweigt, der bewirkt, dass das Werk des Feindes getan wird, und ein solcher ist gegen Christus, weil er nicht mit ihm ist.
Nimm ein Beispiel aus der Schrift. Als Mose im Lager Israels mit dem goldenen Kalb konfrontiert wurde und rief: „Her zu mir, wer für den Herrn ist!“, waren alle, die diesem Ruf nicht folgten, gegen den Herrn, auch wenn sie nicht in Götzendienst gefallen waren (vgl. Ri 5,23).