Beim Lesen der letzten Kapitel des Johannesevangeliums fällt auf, wie oft der Heilige Geist Personen erwähnt, die stehen. Eine seiner Absichten dabei ist sicher, uns anhand dieser Menschen aufzuzeigen, wie wichtig der Standpunkt ist, den wir in dieser Welt einnehmen. Einen Standpunkt zu haben ist das eine, einen schriftgemäßen zu haben das andere.

Um unseren Standpunkt nach der Bibel beurteilen zu können, brauchen wir einen Bezugspunkt, an dem wir uns orientieren können. Dieser Bezugspunkt ist Jesus Christus. Die in der Bibel offenbarte Wahrheit über die Person und das Werk des Herrn ist der einzige zuverlässige Bezugspunkt, der einzige vollkommene Maßstab, an dem wir unseren Standpunkt beurteilen und ausrichten können.

Bei der Beschäftigung mit den betreffenden Personen stellt sich deshalb immer die Frage: Wo stehen wir – du und ich? Wo stehen wir in Bezug auf den Herrn Jesus, den Sohn Gottes? Welchen Standpunkt nehmen wir in dieser Welt ein?

Judas Iskariot

„Aber auch Judas, der ihn überlieferte, stand bei ihnen“ (Joh 18,5).

Judas Iskariot, der den Herrn Jesus verriet, war ein falscher Jünger. Er war dem Herrn während seines öffentlichen Dienstes nachgefolgt, hatte aber keine wahre Herzensbeziehung zu Ihm. Ein solcher Herzenszustand wird früher oder später offenbar. Judas war ein Feind des Herrn und stand nun auch öffentlich auf der Seite seiner Feinde.

Vielleicht verkehrst du schon jahrelang in christlichen Kreisen. Doch ohne Herzensbeziehung zu Christus bist du noch ein Feind Gottes. Du stehst auf der Seite der Feinde des Herrn Jesus. Heute hast du noch die Möglichkeit, die Seiten zu wechseln, indem du deine Sünden bekennst und Jesus Christus als Herrn und Heiland annimmst. Morgen kann es zu spät sein!

Die Knechte und Diener

„Es standen aber die Knechte und die Diener da, die ein Kohlenfeuer gemacht hatten, weil es kalt war, und wärmten sich“ (Joh 18,18).

Hier lenkt der Heilige Geist unseren Blick auf die Knechte und die Diener des Hohenpriesters, die dastanden. Sie hatten ein Kohlenfeuer gemacht, um sich in dieser kalten Nacht zu wärmen. Es ist anzunehmen, dass die hier erwähnten Knechte und Diener keine persönliche Beziehung zum Herrn Jesus hatten. Sie standen also auf der falschen Seite, auf der Seite der Feinde von Christus. Für den Verlauf der Ereignisse spielten sie nur eine untergeordnete Rolle. Vielleicht hatten sie „zufällig“ in dieser Nacht Dienst und taten „nur“ ihre Pflicht. Dennoch: Ob zufällig oder nicht, sie standen auf der Seite der Feinde des Herrn.

Vielleicht gehörst du zu denen, die dem Herrn Jesus gleichgültig gegenüberstehen. Du redest dir ein, weder für Ihn noch gegen Ihn zu sein. Doch die Bibel macht an vielen Stellen deutlich: Wenn es um Jesus Christus geht, gibt es keine Neutralität. Entweder du bist für Ihn oder gegen Ihn (Mt 12,30; Lk 11,23). Entweder stehen wir auf seiner Seite oder aber auf der seiner Feinde. Jeder christliche Mitläufer muss sich die Frage stellen: Wo stehe ich?

Petrus

„Petrus aber stand an der Tür draußen“ (Joh 18,16).
„Petrus aber stand auch bei ihnen und wärmte sich“ (Joh 18,18).
„Simon Petrus aber stand da und wärmte sich“ (Joh 18,25).

Zunächst stand Petrus draußen an der Tür zum Vorhof des Hohenpriesters. Durch die Vermittlung von Johannes gelangte er in den Hof hinein und gesellte sich zu den Knechten und Dienern. Daraufhin lesen wir zweimal, dass Petrus bei ihnen stand und sich wärmte. Was für ein trauriges Bild: Der gläubige Petrus stand bei den ungläubigen Knechten und Dienern und wärmte sich! Die Bibel sagt, dass es in jener Nacht kalt war. Es war buchstäblich kalt und Petrus verspürte das Bedürfnis, sich zu wärmen. Es war aber auch kalt im übertragenen Sinn: Der Hass und die Feindschaft, die dem Heiland entgegenschlugen, machten diesen Ort zu einem kalten Ort.

Verspürst du auch die Kälte in der Welt? Dein Heiland wurde hier verworfen und schließlich ans Kreuz genagelt. Verständlich, dass du das Bedürfnis verspürst, dich zu wärmen. Doch die Frage ist: Wo willst du dich wärmen? Am Kohlenfeuer dieser Welt (Joh 18,18) oder am Kohlenfeuer des Herrn (Joh 21,9)? Wo willst du stehen? Bei den Knechten und Dienern Satans oder bei den Knechten des Herrn?

Einige Frauen und Johannes

„Bei dem Kreuz Jesu standen aber seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Kleopas, und Maria Magdalene. Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen ...“ (Joh 19,25.26).

Im Gegensatz zu den Jüngern, die geflohen waren, bewiesen diese wenigen Frauen und Johannes den Mut und die Hingabe, ihrem Herrn bis ans Kreuz zu folgen. Ihre Herzen hatten eine Antwort auf die Liebe ihres Meisters, der im Begriff stand, sich am Kreuz von Golgatha für sie hinzugeben. In diesen für ihren Heiland so schweren Stunden stellten sie sich bewusst auf die Seite ihres verworfenen und gekreuzigten Meisters und nahmen bereitwillig diesen schmachvollen Platz bei seinem Kreuz ein. Welch ein erschütternder Anblick muss es für diese Gläubigen gewesen sein, ihren geliebten Herrn am Kreuz leiden zu sehen und mitzubekommen, wie Ihm dort der Hass, der Spott und der Hohn seiner Geschöpfe entgegenschlugen! Doch wie muss im Gegenzug die Treue und Hingabe dieser Wenigen das Herz unseres Heilands in diesen dunklen Stunden erfreut haben! Ihre Namen sind für immer im Wort Gottes aufgezeichnet.

Kennen wir – du und ich – den Platz am Kreuz Jesu? Dort erkennen wir, was es den Heiland gekostet hat, uns zu erlösen. Wie hat Er leiden müssen, um das Problem unserer Sünden zu lösen! Deiner und meiner vielen Sünden wegen hing Er am Kreuz und erduldete er das Gericht eines heiligen und gerechten Gottes, der Sünde nicht sehen kann (1. Pet 1,18.19; 2,24; 3,18).

Doch nicht nur das Problem unserer Sünden wurde am Kreuz gelöst, auch die Frage der Sünde wurde dort ein für alle Mal Gott gemäß geklärt (Röm 8,3; 2. Kor 5,21). Durch das Kreuz sind wir frei gemacht von der Macht der Sünde. Der Heiland ist nicht nur für uns gestorben, wir sind auch mit Ihm gestorben. Unser alter Mensch hat am Kreuz sein Ende gefunden. Wir wandeln jetzt als Gläubige in Neuheit des Lebens und in der Kraft des Heiligen Geistes (Röm 6,6; 8,2.4). Gleichzeitig ist der Gläubige auch der Welt und dem Gesetz gestorben (Gal 2,19.20; 5,24; 6,14). Als Erlöste stehen wir nicht mehr unter dem Gesetz und sind aus der Macht der Welt befreit. Sind wir genug dankbar für die wunderbare Freiheit, in die wir gebracht worden sind (Gal 5,1.13)?

Ist dieser Platz am Kreuz, an dem unser Herr so unsagbar leiden musste, nicht ein Ort, den wir gut kennen und im Glauben immer wieder aufsuchen sollten?

Maria Magdalene

„Maria aber stand bei der Gruft draußen und weinte“ (Joh 20,11).

Maria Magdalene, die der Herr von sieben Dämonen befreit hatte, war ihrem Heiland bis ans Kreuz gefolgt. Sie hatte gesehen, wie die Menschen Ihn dort verhöhnt, verspottet und misshandelt hatten. Dann war Er gestorben und in eine Gruft gelegt worden. Damit hatte ihre Hoffnung ein jähes Ende gefunden. Der, den sie liebte, war am Kreuz gestorben. Wegen des Anbruchs des Sabbats war ihr versagt geblieben, Ihm ihre letzte Liebe zu erweisen und Ihn zum Begräbnis zu salben. Deshalb wollte sie es mit anderen Frauen gleich nach dem Sabbat sehr früh am ersten Wochentag nachholen. Doch zu ihrer Bestürzung war die Gruft leer. Der, den sie liebte, war nicht mehr da. Zu der tiefen Trauer kam jetzt noch die Ungewissheit über den Verbleib des Körpers ihres Heilands. Traurig und ratlos stand sie an seiner Gruft und weinte.

Durch ihr Verhalten zeigte Maria deutlich, an wem ihr Herz hing. Ihr Herz war von einer einzigen Person erfüllt: vom Herrn Jesus Christus. Alles in ihrem Leben drehte sich um Ihn. Da, wo ihr geliebter Herr war, wollte auch sie sein. Nicht zu wissen, wo Er war, schien ihr fast unerträglich.

An wem oder was hängt dein und mein Herz? Ist es Irdisches oder sind es Dinge dieser Welt, was unser Herz erfüllt? Oder ist es Christus und seine Herrlichkeit? Ist es unser Verlangen, dort zu sein, wo Er ist (vgl. Ruth 1,16; 2. Sam 15, 21; Hld 1,7; Joh 12,26)?

Maria kannte die Schrift noch nicht und wusste nicht, dass ihr Heiland aus den Toten auferstehen musste (Joh 20,9). Wir dagegen wissen aus Gottes Wort, dass der Herr Jesus auferstanden ist. Er ist nicht im Grab geblieben. Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt und damit den Beweis dafür gegeben, dass Er sein Werk am Kreuz völlig angenommen hat. Gott wurde unendlich verherrlicht. Seine heiligen Ansprüche wurden erfüllt.

Stützen wir uns im Glauben auf das vollbrachte Werk des Erlösers? Rechnen wir mit einem lebendigen Herrn und Heiland, auch im täglichen Leben?

Der Herr Jesus

„Als es nun Abend war an jenem Tag, dem ersten der Woche, und die Türen da, wo die Jünger waren, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus und stand in der Mitte“ (Joh 20,19).

„Nach acht Tagen ... kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und stand in der Mitte“ (Joh 20,26).

Sowohl am Tag seiner Auferstehung als auch acht Tage später stand der Herr in der Mitte seiner Jünger. Wir können annehmen, dass die Jünger bei diesen zwei Begebenheiten saßen. Doch der Herr stand im Zentrum. Er war es, der bei ihnen die Autorität und das Sagen hatte.

Die Gedanken der versammelten Jünger drehten sich um Ihn. Ihre Herzen waren mit Ihm beschäftigt. Herzen, die so von Ihm erfüllt sind, wird unser Heiland nicht enttäuschen. Er kam zu ihnen und nahm den Platz ein, der Ihm gebührt und den die Seinen Ihm mit Freude geben wollten: den Platz in der Mitte. Der Herr Jesus möchte nicht nur im Zentrum unseres Lebens stehen, sondern auch der Mittelpunkt unserer Zusammenkünfte sein (Mt 18,20). Sind wir bereit, Ihm diesen Platz der Autorität zu geben?

„Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer“ (Joh 21,4).

Die Jünger waren am See von Tiberias dem Vorschlag von Petrus gefolgt und fischen gegangen. Der Zusammenhang macht klar, dass es ein eigenwilliger Weg war, den die Jünger einschlugen. Das Ergebnis ihrer Bemühungen war entsprechend: Sie kehrten mit leeren Händen zurück.

Während die Jünger sich auf dem See abmühten, stand ihr Herr am Ufer. Von dort aus sah Er, wie sie die ganze Nacht vergeblich gearbeitet hatten. Er sah auch, dass ihre Netze leer und sie selbst müde und enttäuscht waren. Da segnete Er sie mit einem gewaltigen Fischfang und offenbarte sich ihnen, so dass Johannes zu Petrus sagte: „Es ist der Herr.“

Der Herr Jesus ist nach vollbrachtem Erlösungswerk in den Himmel zurückgekehrt. Von dort aus sieht und beobachtet Er alles, was wir hier auf der Erde tun und lassen. Er weiß um die Umstände, in denen wir uns befinden. Er sieht unsere Sorgen und Nöte und ist vertraut mit allen unseren Problemen. Auch unsere eigenwilligen Wege bleiben Ihm nicht verborgen. Wie tröstlich zu wissen: Der Herr überlässt uns nicht uns selbst. Zu seiner Zeit greift Er helfend ein und bringt uns wieder zurecht.

Zusammenfassung

Gegen Ende des Johannesevangeliums erwähnt der Heilige Geist verschiedene Personen, die stehen. Sie befanden sich in unterschiedlichen Situationen und nahmen nach außen hin einen Standpunkt ein, der etwas über ihren inneren Zustand verriet:

Judas war ein falscher Jünger und stand bei den Feinden des Herrn. Er hatte nie eine lebendige Beziehung zu seinem Herrn gehabt und verriet Ihn schließlich.

Die Knechte und Diener standen da und taten ihren „Dienst“. Sie waren gleichgültig. Was ging sie dieser Jesus an? Gleichgültigkeit im Blick auf den Herrn Jesus bedeutet: Wer nicht für Ihn ist, ist gegen Ihn!

Petrus stand bei den Feinden des Herrn und wärmte sich. Er befand sich in verkehrter Gesellschaft und hatte keine Kraft, sich loszureißen. Wo erwärmen wir unser Herz in dieser kalten Welt?

Einige Frauen und Johannes standen bei dem Kreuz Jesu. Ihre Liebe zum Herrn gab ihnen die Kraft, am Kreuz auszuharren. Kennen wir den Platz beim Kreuz unseres Erlösers?

Maria stand bei der Gruft des Herrn und weinte. Ihr Herz hing an Ihm. Da, wo Er war, wollte auch sie sein. An wem hängt unser Herz? Rechnen wir damit, dass Jesus Christus auferstanden ist und lebt?

Jesus stand in der Mitte seiner Jünger. Auch heute möchte Er sowohl im persönlichen als auch gemeinsamen Leben der Kinder Gottes der Mittelpunkt sein. Wer bestimmt in unserem Leben? Er oder wir selbst?

Jesus stand am Ufer. Von dort aus sah und beobachtete Er alles, was seine Jünger auf ihrem selbst gewählten Weg taten. Der Herr ist jetzt im Himmel. Von dort aus lässt Er uns nicht aus den Augen. Er kennt alle unsere Wege. Ist uns bewusst, dass die Augen des Herrn stets auf uns gerichtet sind und dass Ihm nichts entgeht?