„Wer bist du, großer Berg, vor Serubbabel? Zur Ebene sollst du werden! Und er wird den Schlussstein herausbringen unter lautem Zuruf: Gnade, Gnade ihm!“ (Sach 4,7).
„Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein das mit dem Feigenbaum Geschehene tun, sondern wenn ihr auch zu diesem Berg sagen werdet: Werde aufgehoben und ins Meer geworfen!, so wird es geschehen“ (Mt 21,21).
Zwischen diesen beiden Versen gibt es zweifellos eine Verbindung. Der große Berg vor Serubbabel ist eindeutig ein Bild von der Gesamtheit aller Schwierigkeiten und Hindernisse, die dem Bau des Tempels im Weg standen. Die Schwierigkeiten waren so zahlreich und groß, dass es unmöglich erschien, den Plan des Tempelbaus jemals zu erfüllen. Doch bei Gott sind alle Dinge möglich, und dem Glaubenden sind alle Dinge möglich; und der Herr ermutigt den Glauben seines Volkes durch die Worte des Propheten mit der Zusicherung, dass der „große Berg“ zur Ebene werden würde und dass die Hand Serubbabels, die den Grund gelegt hatte, auch das Haus fertigstellen würde.
Auch in den Worten unseres Herrn an seine Jünger ist der Berg ohne Zweifel ein Bild einiger großer Hindernisse für ihre Arbeit. Er hatte soeben den Feigenbaum verflucht – „Nimmermehr komme Frucht von dir in Ewigkeit!“
In dem Kontext liegt der Schlüssel zum Verständnis der Bedeutung des „Berges“. Der Feigenbaum ist anerkanntermaßen die jüdische Nation. Der Herr hatte drei Jahre lang Frucht von ihr gesucht und keine gefunden (Lk 13,6–9). Die Zeit ihrer Erprobung war nun vorbei, und das unwiderrufliche Gericht wurde über sie ausgesprochen, dass sie nie mehr Frucht wird in Ewigkeit; denn tatsächlich kann der Mensch im Fleisch, auch wenn er über alle Vorteile verfügt und unter göttlicher Erziehung steht, keine Frucht für Gott hervorbringen. Doch genau diese Wahrheit wollten die Juden nicht anerkennen; und in ihrem gewaltsamen Widerstand gegen sie und gegen die Verkündigung der Gnade, die durch den Tod Christi damit verbunden ist, wurden sie die Hauptfeinde des Evangeliums (vgl. 1. Thes 2,14–16). Überall und bei jeder Gelegenheit versuchten sie, die ersten Prediger des Christentums zu vernichten.
Der Herr sah diesen „Berg“ auf dem Weg seiner Jünger voraus und spendet ihren Herzen, wie in Sacharja, Mut, indem er ihnen zusagt, dass er vor dem Glauben an Gott völlig verschwinden wird. Sie hatten über die Offenbarung der Macht an dem Feigenbaum gestaunt; doch wenn sie in der Verfolgung ihrer Mission, zu der sie ausgesandt waren, Glauben hätten und nicht zweifeln würden, dann würden sie größere Werke als diese tun (vgl. Joh 14,12), denn vor dem unaufhaltsamen Befehl des Glaubens würde diese jüdische Nation, die wie ein großer Berg der Schwierigkeit erschien, in dem Meer der Völker verschwinden; und genau das erfüllte sich auch, trotz allen Versagens der Apostel. Dann zeigt der Herr, dass dieser Pfad der Kraft im Dienst allen Gläubigen zu allen Zeiten offensteht, indem er hinzufügt: „Und alles, was irgend ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen.“ Glückselig, wer diese Lektion etwas gelernt hat.