Esra war ein Priester durch Geburt. Er konnte seine Abstammung bis auf Aaron zurückführen. Zu Beginn des Buches Esra gab es einige Priester, die ihre priesterliche Abstammung nicht nachweisen konnten. Das hatte es früher in Israel nicht gegeben. Babylon hatte seine Spuren hinterlassen. In Babylon war es anscheinend nicht wichtig gewesen, die Dokumente zusammenzuhalten. Was interessierte es auch in Babel, ob man Priester war oder nicht? Es gab ja keinen Tempel, keinen Gottesdienst. Auch heute interessiert es die Welt nicht, dass wir Kinder Gottes sind, „ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum“. Und wenn wir mit der Welt Freund sein wollen, dann interessiert es uns irgendwann auch nicht mehr.

Aber nicht so bei Esra. Er hatte seine Dokumente zusammen. Seine Stellung und Abstammung bedeuteten ihm etwas. Er hatte seinen Ursprung in Aaron, dem Hohenpriester. Wie sieht es mit unserem Interesse an unserer Stellung und Abstammung aus?

Esra war ein kundiger Schriftgelehrter. Doch das war er nicht durch Geburt, sondern durch das Erforschen der Schriften. Bibelstudium war bei ihm Herzenssache. „Er hatte sein Herz darauf gerichtet.“ Er erforschte die Schriften, um sie zu tun. Nicht wie die Schriftgelehrten zur Zeit des Herrn Jesus, die die Schriften erforschten, um ihren Mitmenschen schwer zu tragende Lasten aufzuerlegen, wobei sie die Lasten selbst nicht mit einem ihrer Finger anrühren wollten (Lk 11,46). Esra wollte Täter des Wortes sein. Er wollte auf sein eigenes Beispiel verweisen können, wie auch der Apostel Paulus es konnte (1. Thes 2,10; Phil 3,17; 1. Kor 9,27). Erst an dritter Stelle kam bei Esra das Lehren. Sein Anliegen war es, das Gesetz wieder bekannt zu machen. Er hatte keine neuen Offenbarungen wie Haggai und Sacharja, er wollte einfach Bekanntes wieder ans Licht stellen. Mögen die heutigen Schriftgelehrten von Esra lernen.

Esra genoss das volle Vertrauen des Königs. Ein schönes Zeugnis wird ihm vom König ausgestellt. Der König nennt ihn den „vollkommenen Schriftgelehrten“ (Esra 7,12). Er sagt von Esra, dass das Gesetz seines Gottes in seiner Hand ist (Esra 7,14) und dass die Weisheit Gottes bei ihm ist (Esra 7,25). Wie wichtig ist für einen wirkungsvollen Dienst das gute Zeugnis von denen, die draußen sind (1. Tim 3,7).

Esra war ein demütiger Mann. Das Wohlwollen, das er beim König genoss, und das Gelingen, das er bei seinem Tun hatte, führte er nicht auf seine eigene Person zurück, sondern auf die gute Hand Gottes, die über ihm war (Esra 7,6.9.28). Später finden wir ihn auf den Knien, die Sünden des Volkes bekennend (Esra 9).

Sein ganzes Interesse galt dem Haus des Herrn und dessen Verherrlichung (Esra 7,27). Und sein Eifer war tatsächlich ein Vorbild für andere, denn in Vers 1 heißt es: „Esra zog herauf“, aber dann folgen ihm „einige von den Kindern Israel“ und „Häupter aus Israel“, um mit ihm hinaufzuziehen (Esra 7,7.28).

Welch ein passendes Werkzeug war dieser Esra für eine Zeit, in der der Niedergang im Volk bereits wieder eingesetzt hatte. Welch ein Beweis der Gnade Gottes gegenüber einem abtrünnigen Volk, einen solchen Mann zu senden. Und welch ein treffendes Beispiel dafür, dass die Rückkehr zum Wort Gottes ein mächtiger Schutz vor weiterem Verfall ist.