Die Erwähnung der Heilung Naamans durch den Herrn Jesus in der Synagoge von Nazareth (Lk 4,27) zeigt uns, wie sehr sich die Sichtweise Gottes von der der Menschen unterscheidet. Die Zeit, in der Naaman geheilt wurde, nennt der Herr die „Zeit des Propheten Elisa“. Er sagt nicht: „In der Zeit des Königs Joram.“ Gott teilt die Zeit nach seinen Leuten ein (vgl. auch Lk 4,25). Wenn er Geschichte beschreibt, dann verlangsamt er die Berichterstattung manchmal für Ereignisse, denen die Welt überhaupt keine Beachtung schenkte. Genauso überspringt er Zeiten, die der Welt groß und wichtig erscheinen. Gerade im 2. Buch der Könige, in dem es doch eigentlich um die Geschicke der Könige Israels gehen soll, widmet Gott die ersten neun Kapitel fast ausschließlich dem Propheten Elisa, während er ganze Regierungsjahre von Königen einfach übergeht.
Auch der Blick des Herrn auf Naaman ist ein völlig anderer, als die Welt ihn hatte. In 2. Könige 5 wird Naaman als Heeroberster Syriens beschrieben, als großer Mann und als angesehener, erfolgreicher Kriegsheld. Doch der Herr Jesus sagt nicht: „Viele große, angesehene und erfolgreiche Männer waren in Israel“, sondern: „Viele Aussätzige.“ Die vielen irdischen Vorzüge Naamans waren nicht das, was Gottes Aufmerksamkeit hatte. Er sah tiefer. Für ihn war Naaman ein Aussätziger, den er zu einem Gegenstand seiner unumschränkten Gnade machen wollte.
Aber noch etwas zeigt die kurze Erwähnung dieser Geschichte durch den Herrn, was auch niemals einen Platz in weltlichen Geschichtsbüchern finden würde: den großen Glauben des kleinen Mädchens. Kein Aussätziger wurde gereinigt, sagt der Herr, als nur Naaman, der Syrer. Nicht einen Fall hatte also das Mädchen, auf den sie sich berufen konnte, als sie sagte, dass Elisa den syrischen General vom Aussatz heilen würde. Ihr Glaubensvertrauen war bemerkenswert und offenbar auch durch ihre eigene missliche Situation nicht im Geringsten erschüttert. Und ihre beispiellose Feindesliebe entsprach so deutlich dem Herzen Gottes, dass der Herr Jesus diese Begebenheit benutzen kann, um den Juden in seiner Vaterstadt deutlich zu machen, dass die Gnade Gottes in ihm „für alle Menschen“ heilbringend erschienen war und sich nicht auf die engen Grenzen des Volkes Israel beschränkte.