Achtmal wird im Neuen Testament zur Besonnenheit aufgefordert, fünfmal davon im Titusbrief. Und dort fällt auf, dass die Ermahnung zur Besonnenheit das Einzige ist, wozu Titus die jungen Männer ermahnen sollte. Offenbar hat diese Gruppe es besonders nötig.

Zwei Verse haben mir geholfen zu verstehen, was mit Besonnenheit (oder gesundem Sinn) gemeint ist. In Sprüche 8,12 haben wir bei „Besonnenheit“ eine Anmerkung: „wohl durchdachte Entschlüsse“. Die Aufforderung, besonnen zu sein, ist also eine Warnung gegen vorschnelles und unüberlegtes Urteilen und Handeln. Gerade jüngere Männer neigen dazu. Sie sehen einen Missstand und wollen ihn sofort beheben. Besonnenheit würde ihnen helfen, zuerst die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und das Ende ihres Handelns zu überdenken. Natürlich ist manchmal auch entschlossenes Handeln nötig. Pinehas konnte durch ein solches Eingreifen das göttliche Gericht von Israel abwenden (4. Mo 25). Aber bei der Rückkehr der zweieinhalb Stämme in Josua 22 hätte er vielleicht mehr Besonnenheit an den Tag legen sollen.

In Römer 12,3 sehen wir, dass Besonnenheit das Gegenteil von Hochmut und Selbstüberschätzung ist. Auch diese Neigung findet man gerade bei jüngeren Männern. Besonnenheit hilft, in dem Maß des Glaubens zu bleiben, das Gott uns zugeteilt hat, und nicht hoch von uns zu denken, auch im Dienst für den Herrn, als könnten wir irgendetwas bewirken.

Ein gesunder Sinn im Dienst für den Herrn führt zu einem gesunden Urteil, zu gesunder Rede und bewirkt Gesundheit im Glauben und gesundes Wachstum bei den Empfängern.

Unbesonnenes Handeln führte unter Rehabeam zur Spaltung im Volk Israel (vgl. 1. Kön 12). Das besonnene Handeln der Apostel verhinderte eine Spaltung unter den ersten Christen (vgl. Apg 15).

Lasst uns besonnen sein!