Joseph ist unschuldig im Gefängnis, das er selbst als „Kerker“ (wörtlich „Grube“) bezeichnet. So ist er nun zum zweiten Mal in der Grube, und das ist nicht ohne Parallele zu dem Leidensweg des Herrn Jesus.

Einmal waren es die Brüder, die Joseph in die Grube warfen. Und in die Grube des ägyptischen Gefängnisses kam er durch die Hand der Heiden. Seine Brüder waren von Hass und Neid getrieben, während die Heiden ihn unschuldig verurteilten.

So war es auch bei unserem Herrn. „Die Seinen nahmen ihn nicht an“ und überlieferten ihn aus Neid, „und die Welt kannte ihn nicht“ und verurteilte ihn, obwohl sie keine Schuld an ihm fand. Gegen Gottes heiligen Knecht versammelten sich „sowohl Herodes als auch Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels“. Und die Überschrift am Kreuz war in „Hebräisch, Griechisch und Lateinisch“.

Bemerkenswert ist auch, dass man Joseph beide Male vorher das Gewand abnahm. Die Brüder nahmen ihm den langen Leibrock, den Beweis der Liebe des Vaters. So beneideten auch die Juden den Herrn gerade wegen seiner Beziehung zum Vater. Immer wenn er davon sprach, gerieten sie in Wut. „Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn er ihn begehrt“, höhnten sie den Gekreuzigten. Und seine Werke, die ihn als den vom Vater Gesandten auswiesen, schrieben sie den Dämonen zu. So wollten sie ihn gleichsam seiner sittlichen Würde als Sohn der Liebe des Vaters berauben.

Und das Gewand, das Joseph in der Hand der Frau Potiphars lassen musste, erinnert uns daran, dass die heidnischen Soldaten ihn entwürdigend behandelten, ihm Ohrfeigen gaben, ihn anspien und ihm wortwörtlich die Kleider auszogen. Unbekleidet musste der Herr am Kreuz hängen und klagen: „Sie schauen und sehen mich an.“

Und wir wissen, dass die Grube, in die der Herr kam, weit tiefer war als das, was Joseph erlebte. „Ich bin gerechnet zu denen, die in die Grube hinabfahren; ich bin wie ein Mann, der keine Kraft hat; unter den Toten hingestreckt, gleich Erschlagenen, die im Grab liegen, derer du nicht mehr gedenkst; denn sie sind von deiner Hand abgeschnitten. Du hast mich in die tiefste Grube gelegt, in Finsternisse, in Tiefen. Auf mir liegt schwer dein Grimm, und mit allen deinen Wellen hast du mich niedergedrückt. (Sela.) Meine Bekannten hast du von mir entfernt, hast mich ihnen zum Gräuel gesetzt; ich bin eingeschlossen und kann nicht herauskommen“ (Ps 88,5–9).