Es ist die Frage aufgeworfen worden, worin sich die überarbeitete Elberfelder Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen) von der revidierten Elberfelder Übersetzung (R.Brockhaus Verlag) unterscheidet. Arend Remmers – einer derjenigen, die an der überarbeiteten Elberfelder gearbeitet haben – hat dazu einige Punkte zusammengetragen:

Seit kurzem gibt es zwei verschiedene Bearbeitungen der Elberfelder Bibel: die Elberfelder Übersetzung Edition CSV Hückeswagen (erschienen 2003) und die Elberfelder Bibel 2006 (R.Brockhaus Verlag und CVG Dillenburg). Beide Ausgaben gehen auf die Bibelübersetzung zurück, die 1871 in Elberfeld erschien (das Neue Testament bereits 1855). Daher sind sie sich inhaltlich auch noch recht ähnlich. Während die Elberfelder Bibel 2006 (im Folgenden kurz EB genannt) auf mehrere Revisionen in den Jahren 1960–1985 (sowie danach in den Jahren 1990–1992 und 2003–2006) zurückgeht, ist die Revision (1989–2003) bei der Elberfelder Übersetzung Edition CSV Hückeswagen (im Folgenden kurz Edition CSV genannt) zurückhaltender ausgefallen, so dass sie der alten nicht revidierten Elberfelder Bibel näher steht.

Eine der auf die ursprüngliche Elberfelder Bibel zurückgehenden Gemeinsamkeiten der beiden neuen Elberfelder Bibelausgaben sind die als sehr nützlich bezeichneten Fußnoten mit Übersetzungsvarianten und Erläuterungen. Diese fallen jedoch in beiden Versionen heute recht unterschiedlich aus.

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die EB und die Edition CSV zunächst durch die heute üblichen, oft aber sehr subjektiven Kapitel- bzw. Abschnittsüberschriften und Parallelstellenangaben der EB, worauf die Edition CSV weiterhin verzichtet. Ein weiterer Unterschied ist die weitgehende Beibehaltung der Ausdrucksweise der alten Elberfelder Bibel in der Edition CSV, während man sich in der EB durchweg für einen modernen Wortgebrauch entschieden hat. So wird im Neuen Testament das griechische Wort ekklesia in der Edition CSV weiterhin an allen Stellen mit „Versammlung“ wiedergegeben, in der EB dagegen mit dem missverständlichen Begriff „Gemeinde“ (jeweils mit Fußnote: „oder Versammlung“).

Schwer verständliche Ausdrücke sind in beiden Ausgaben jeweils in einem Anhang (Edition CSV: „Worterklärungen“, EB: „Lexikalischer Anhang“) erläutert. Ein auf das Hebräische zurückgehendes Wort wie „Belialsmensch“ in Sprüche 6,12 kann daher in der Edition CSV im Text bleiben, weil es im Anhang erklärt wird, während die EB den Ausdruck „ruchloser Mensch“ (ohne Erklärung) verwendet.

Weitere, wesentlich wichtigere Unterschiede betreffen dagegen die Textgrundlage und deren Beurteilung. Die EB verlässt im Alten Testament bei scheinbar schwierigen Stellen häufig die Grundtextausgabe der hebräischen Bibel (Biblia Hebraica Stuttgart) mit dem masoretischen Text und greift auf die Septuaginta und andere Texte zurück, während die Edition CSV sich grundsätzlich eng an den als sehr genau bezeichneten masoretischen Text hält. Im Neuen Testament weicht dagegen die Edition CSV häufiger von der wissenschaftlichen Ausgabe des griechischen Grundtextes von Nestle-Aland ab und folgt dem sogenannten Textus Receptus, während die EB sich weitestgehend an Nestle-Aland hält. Das führt zum Beispiel dazu, dass es in 1. Johannes 5,18 in der EB trotz sehr schwacher Bezeugung heißt: „… sondern der aus Gott Geborene bewahrt ihn“, in der Edition CSV jedoch: „… sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich.“ Nach der EB ist Christus der „aus Gott Geborene“, in der Edition CSV jedoch der Gläubige. Der Apostel Johannes nennt in seinen Schriften den Herrn Jesus sonst nie den „aus Gott Geborenen“, sondern nur die Gläubigen. – Hier zeigen sich ohne Zweifel Unterschiede in der Beurteilung der biblischen Textgeschichte, die ja beim Alten Testament völlig anders verlaufen ist als beim Neuen.

Sodann gibt es auch Textunterschiede, die unterschiedliche Positionen der Übersetzer widerspiegeln, zum Beispiel in Sprüche 6,26, wo es in der Edition CSV heißt: „Wegen einer hurerischen Frau [kommt man] bis auf einen Laib Brot“, in der EB dagegen: „Der Preis für eine Hure [geht] bis zu einem Brot“, weil die hebräische Präposition bead „für“ bzw. „wegen“ an dieser Stelle neuerdings als „Preis“ gedeutet worden ist (außerdem ist das Wort „Laib“, hebr. kikkar, ausgelassen). Die eine Übersetzung sieht hier den Preis für eine Hure, die andere die durch Hurerei verursachte Armut. In Römer 10,4 heißt es in der Edition CSV: „Denn Christus ist [das] Ende [des] Gesetzes.“ Das hier zugrunde liegende griechische Wort telos bedeutet nicht nur „Ende“, sondern auch „Ziel“. Daher übersetzt die EB: „Denn das Endziel des Gesetzes ist Christus“, was inhaltlich natürlich einen ganz anderen Sinn ergibt. Oder Johannes 7,15: Da wundern sich die Juden über die Schriftkenntnis Jesu und fragen: „Wie kennt dieser die Schriften?“, (so die EB) bzw.: „Wie kann dieser überhaupt lesen“ (so die Fußnote der EB), während die Edition CSV übersetzt: „Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit?“ Das so unterschiedlich wiedergegebene griechische Wort grammata bedeutet wörtlich „Buchstaben“, an manchen Stellen „(heilige) Schriften“, an anderen jedoch „Gelehrsamkeit“, wie zum Beispiel in Apostelgeschichte 26,24, wo sowohl die EB als auch die Edition CSV gleichermaßen übersetzen.

Bei aller Ähnlichkeit in vielen Passagen sollten solche Unterschiede nicht übersehen werden. Wie es in der Einleitung der Elberfelder Übersetzung Edition CSV Hückeswagen heißt, „lehnen die Bearbeiter alle Ansätze der Bibelkritik ab, die die Inspiration und Autorität des Wortes Gottes und seine innere Einheit in Frage stellen“.