Joseph ist ein sehr schönes und vollständiges Abbild des Herrn Jesus in den Tagen seiner Erniedrigung und in den Tagen seiner Erhöhung. Der Tag ist noch nicht gekommen, an dem Gott die Menschen dazu zwingen wird, Jesus das zu geben, was ihm gebührt; denn Gott hat, im Gegensatz zum Pharao, lange Geduld, und die Langmut des Herrn ist Errettung.

Joseph, ihr werdet euch erinnern, ging in der Arglosigkeit und Liebe seines Herzens hinaus, um seine Brüder zu treffen (1. Mo 37). Sie schmiedeten eine Verschwörung gegen ihn, um ihn zu töten, und schließlich wurde er für zwanzig Silberstücke, den Preis des geringsten Sklaven, an die Ismaeliter verkauft. Und ich brauche euch nicht an einen anderen zu erinnern, der aus dem Hause seines Vaters kam, um zu sehen, wie es seinen Brüdern erging, und genau die gleiche Behandlung erfuhr – „die Seinen nahmen ihn nicht an“ –, und schließlich wurde er für dreißig Silberstücke verraten und verkauft und dann aus dieser Welt hinausgeworfen; nicht in einen Kerker, sondern in ein Grab.

Es ist wahr, liebevolle Hände nahmen ihn vom Kreuz herunter und legten ihn in ein Grab; aber böse Hände versiegelten ihn dort, und die Welt hoffte, ihn nie wieder zu sehen; aber Gott hat ihn aus den Toten auferweckt. Denjenigen, den die Menschen getötet haben, hat Gott auferweckt.

Er kam in der ganzen Liebe seines Herzens; aber der Mensch hatte keine Liebe für ihn. Ich frage dich, mein Leser, hast du in deinem Herzen Liebe für ihn? – Sieht er in deinem Herzen Zuneigung zu ihm? Wenn nicht, dann sei nicht du derjenige, der die richtet, die ihn am Tag einer Demut und Erniedrigung hinausgeworfen haben.

Wie der Pharao Joseph zu seiner Zeit an seine Seite stellte und rufen ließ: „Werft euch nieder“ vor ihm (1. Mo 41,40.43), so hat Gott heute Jesus zu seiner Rechten gesetzt und befiehlt den Menschen überall, sich vor ihm zu beugen. Jedes Knie wird sich vor Jesus beugen; aber Gott möchte, dass du deine Knie – und noch mehr, dein Herz – jetzt vor Jesus beugst. Bist du in seiner Gegenwart niedergefallen, glücklich, seine Würde schon jetzt anzuerkennen, glücklich, ihn Herr zu nennen? Wenn nicht, dann ist es umso besser für dich, je früher du es tust.

Die Erniedrigung Jesu gab ihm ein moralisches Anrecht, von Gott erhöht zu werden, und Gott hat ihn erhöht und „ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist“. Es gibt keinen Namen wie den Namen Jesu. Gott hat bestimmt, dass alle ihn als Herrn anerkennen werden – Engel, Menschen und Dämonen –, und du kannst sicher sein, dass „alle“ dich einschließt. Die Dämonen haben ihn nie als Herrn anerkannt, als er auf der Erde war, aber der Tag wird kommen, an dem Gott sie zwingen wird, ihn als Herrn anzuerkennen. Und wann wird für dich, mein Leser, der Tag kommen, an dem du ihn, den Herrn, anerkennen wirst? Jetzt, wenn er dich in langmütiger Gnade erwartet, oder am Tag seiner Macht, wenn du dich beugen musst? „Wirf dich nieder“ ist Gottes Wort für dich.

Zweifellos war es für viele stolze ägyptische Adlige eine große Erniedrigung, sich vor diesem hebräischen Diener verneigen zu müssen; aber der Tag der Hungersnot kam, und weder ihr Stolz noch ihre Abstammung konnten die Qualen der Hungersnot erleichtern. Dann riefen sie zum Pharao, und das Wort des Pharaos war: „Geht zu Joseph.“ Und manch eine Seele in Not schreit zu Gott. Was ist Gottes Antwort, sozusagen? „Geht zu Jesus.“ Hast du, mein Leser, das Gefühl, dass deine Seele hungert? Gottes Wort lautet: „Geh zu Jesus.“ Sagst du: Ich weiß, was Seelenhunger ist; ich möchte gerettet werden, wenn ich wüsste, wie ich zu Jesus gehen kann? Schau und sieh in dieser interessanten Erzählung, wie sie zu Joseph kamen.

Er war, nach der Bedeutung seines Namens Zaphnath-Pahneach, „ein Offenbarer von Geheimnissen“ und „der Retter der Welt“. Und ist Jesus nicht genau das?

Schau ihn im vierten Kapitel des Johannesevangeliums an, als die arme Frau ihm am Brunnen begegnet. Zeigt er sich ihr nicht als der Offenbarer von Geheimnissen, als er zu ihr sagte: „Du hast fünf Männer gehabt“? Ach! Christus weiß alles über dich; Christus kennt jede Sünde, und denen, die an ihn glauben, hat er alle vergeben. Er wusste alles über uns und hat uns geliebt; und da er uns liebte, kam er herab, um uns zu retten.

Als die Frau fand, dass er alles über sie wusste, floh sie da? Nein, sie bleibt und spricht mit ihm, und in einem Moment ist sie eine verurteilte Sünderin, und im nächsten Moment offenbart sich Christus ihr und sie verlässt ihren Wasserkrug und geht in die Stadt und sagt: „Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ Anstatt sich vor ihm zu fürchten, ruft sie alle auf, zu kommen und ihn auch zu erkennen; und sie kommen und finden, dass er nicht nur der Offenbarer von Geheimnissen ist, sondern der Retter der Welt – der wahre Joseph.

Schauen wir uns an, wie Joseph seine Brüder empfing, als sie in ihrer Not zu ihm kamen.

„Und Jakob sah, dass Getreide in Ägypten war, und Jakob sprach zu seinen Söhnen: Warum seht ihr einander an? Und er sprach: Siehe, ich habe gehört, dass Getreide in Ägypten ist; zieht hinab und kauft uns von dort Getreide, dass wir leben und nicht sterben. Und die zehn Brüder Josephs zogen hinab, um Getreide aus Ägypten zu kaufen“ (1. Mo 42,1–3). Sie hörten, dass es in Ägypten Getreide gab. Sie hörten, dass es eine Erlösung gäbe. Wenn sie sie nur bekommen könnten! Und sie kamen um vor Hunger. Sie hörten, dass es Erlösung gab, und sie fühlten ihre Not und fühlten, dass sie gerne gerettet werden würden, aber sie konnten keine Erlösung bekommen, ohne zum Retter zu gehen. Sie konnten keine Befreiung bekommen außer von dem Befreier; sie konnten in ihrem Hunger keine Nahrung bekommen außer von Joseph – Joseph, dem Verachteten, den sie gehasst hatten, den sie verstoßen und verkauft hatten, aber den Gott erweckt hatte, um jedes Mittel in seiner Macht zu haben, alles, was ihre Bedürfnisse befriedigen konnte.

Und du, mein Leser, hast du das Gefühl, dass du das Heil benötigst? Hast du von einer Erlösung gehört, die du gerne für dich selbst hättest? Ist deine Seele hungrig, und hast du von „Überfluss an Brot“ gehört? Hast du von einer Erlösung gehört, die andere kennen, und würdest du sie auch gern kennen? Dann musst du mit dem Erlöser in lebendige Verbindung kommen. Nur vom Erlöser kannst du die Erlösung bekommen. Jesus ist dieser Erlöser, und er wartet und sehnt sich danach, dich zu retten.

Josephs Brüder sind jetzt in Not, und sie kommen zu Joseph; und du musst genau dasselbe tun – komme zu Jesus.

„Und Joseph, er war der Gebieter über das Land, er verkaufte das Getreide allem Volk des Landes. Und die Brüder Josephs kamen und beugten sich vor ihm nieder, mit dem Gesicht zur Erde“ (1. Mo 42,6).

Sie kommen und verneigen sich vor Joseph; und es ist ein Segen, wenn man gezwungen ist, sich vor Jesus zu verneigen, selbst durch die eigene Not, denn er ist der Einzige, der diese Not befriedigen kann.

„Und Joseph sah seine Brüder und erkannte sie; aber er stellte sich fremd gegen sie und redete hart mit ihnen und sprach zu ihnen: Woher kommt ihr? Und sie sprachen: Aus dem Land Kanaan, um Speise zu kaufen. Und Joseph erkannte seine Brüder; sie aber erkannten ihn nicht … Da sprach Joseph zu ihnen: Das ist es, was ich zu euch gesagt habe: Kundschafter seid ihr! Daran sollt ihr geprüft werden: Beim Leben des Pharaos! – Wenn ihr von hier weggeht, es sei denn, dass euer jüngster Bruder hierher komme! … Und er nahm sie drei Tage zusammen in Gewahrsam“ (1. Mo 42,7–17).

Seine Brüder kannten Joseph nicht, aber er kannte sie. Er sprach hart mit ihnen. Sie dachten, er sei ein harter Mann. Glaubst du, dass Christus ein „strenger Mann“ ist? Er wird dir sagen, was du bist; er wird dir sagen, dass du ein Sünder voller Feindschaft zu Gott bist, dass es nichts Gutes in dir gibt. Die Menschen mögen das nicht. Sie mögen es nicht, wenn man ihnen zeigt, was in ihren Herzen ist.

Joseph geht mit seinen Brüdern um, wie Gott mit dem Sünder, denn Gott muss an unser Gewissen herankommen und muss uns fühlen und wissen lassen, was wir waren und sind. Josephs Umgang mit seinen Brüdern weckt also das Gewissen, denn sie sagen: „Wahrhaftig, wir sind schuldig wegen unseres Bruders, dessen Seelenangst wir sahen, als er zu uns flehte, und wir hörten nicht; darum ist diese Drangsal über uns gekommen“ (1. Mo 42,21).

Es ist eine wunderbare Sache, wenn die Seele zu diesem Punkt gebracht wird, um sich als schuldiger Sünder vor Gott zu erkennen. Gott braucht Echtheit. Hast du, mein Leser, dich jemals so im Licht der Gegenwart Gottes gesehen? Ist dein Gewissen jemals dazu veranlasst worden zu rufen: Ich bin verloren, ich bin wirklich schuldig?

„Und Joseph wandte sich von ihnen ab und weinte.“ Und weinte nicht ein anderer, größer als Joseph, über das schuldige Jerusalem; und er weinte nicht nur, sondern vergoss sein kostbares Blut aus Liebe seines Herzens zu schuldigen Menschen?

„Und Joseph gebot, ihre Gefäße mit Getreide zu füllen und ihr Geld zurückzugeben, jedem in seinen Sack“ (1. Mo 42,25). Was ist die Lehre aus dem Geld in dem Sack? Dass man sich das Heil nicht erkaufen kann, wenn man es bekommen will. Ihr seid zu arm, um es zu kaufen, und Gott ist zu reich, um es zu verkaufen. Die Errettung muss Gottes freies Geschenk sein, und du musst es als Geschenk annehmen oder gar nicht annehmen.

Die Brüder Josephs kommen zurück und erzählen ihrem Vater alles, was Joseph gesagt hat; und Jakob weigert sich, Benjamin mit ihnen hinabziehen zu lassen, denn er sagt: „Sein Bruder ist tot, und er ist allein gelassen; wenn ihm auf dem Weg, den ihr geht, Unheil widerfährt, dann sollt ihr meine grauen Haare mit Kummer zu Grabe bringen.“

Aber die Hungersnot nimmt zu. Ihre Not nimmt zu; Nahrung brauchen sie oder sie sterben. Juda bietet an, für seinen Bruder zu bürgen, und Jakob ist gezwungen, den Jungen gehen zu lassen; aber er sagt: „Tut dieses: Nehmt vom Besten des Landes in eure Gefäße und bringt dem Mann ein Geschenk hinab … Und nehmt doppeltes Geld in eure Hand, und bringt das Geld, das euch oben in euren Säcken zurückgegeben worden ist, in eurer Hand zurück; vielleicht ist es ein Irrtum. Und nehmt euren Bruder und macht euch auf, kehrt zu dem Mann zurück. Und Gott, der Allmächtige, gebe euch Barmherzigkeit vor dem Mann“ (1. Mo 43,11–14).

Dies ist der Weg des Menschen, um das Heil zu erlangen. Die Menschen glauben, dass sie gerettet werden, indem sie Gott versöhnen. Sie werden arbeiten und Almosen geben und was nicht alles. Aber es wird nicht funktionieren. Kein Geld wird die Errettung bezahlen, und Gott wünscht keine Beschwichtigung. Er wartet darauf, gnädig zu sein, wartet auf den Moment, in dem er zeigen kann, was in seinem Herzen ist, nämlich die Liebe.

Josephs Brüder kamen wieder zu ihm herab, und als er Benjamin sah, gab er den Befehl, sie in sein Haus zu bringen. „Da fürchteten sich die Männer, dass sie in das Haus Josephs geführt wurden.“ Ja, die Seele erwacht, um zu erfahren, dass sie schuldig ist, und dann fürchtet sie die Gegenwart Gottes. Aber Joseph sprach ihnen Trost zu, um ihre Herzen zu gewinnen, und sie setzten sich mit ihm zu Tisch. „Und die Männer sahen einander staunend an. Und man trug Ehrengerichte von ihm zu ihnen; und das Ehrengericht Benjamins war fünfmal größer als die Ehrengerichte von ihnen allen. Und sie tranken und tranken sich fröhlich mit ihm.“

Dann in 1. Mose 44 müssen sie ihre Sünden bekennen. Juda sagt: „Gott hat die Ungerechtigkeit deiner Knechte gefunden“ (1. Mo 44,16). Das ist der Punkt, zu dem Gott uns bringen möchte. Nicht nur dass das Gewissen uns unseren Zustand erkennen lässt, sondern dass wir diesen Zustand auch anerkennen müssen. „Ich tat dir meine Sünde kund und habe meine Ungerechtigkeit nicht zugedeckt. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen; und du hast die Ungerechtigkeit meiner Sünde vergeben.“ Das sagte David in Psalm 32, und das muss jede Seele tun, die sich wirklich zu Gott bekehrt.

In 1. Mose 45 wird der wunderbare Höhepunkt erreicht. Joseph offenbart sich ihnen. „Ich bin Joseph.“ Der Joseph, den sie als Sklave verkauft hatten, stand vor ihnen als Herrscher über das ganze Land, aber er begegnet ihnen in der ganzen Gnade seines Herzens. Er veranlasste alle anderen, hinauszugehen, und die Schuldigen wurden in der Gegenwart des Retters allein gelassen. Was für ein schönes Bild der göttlichen Gnade folgt: „Tretet doch zu mir her! Und sie traten herzu. Und er sprach: Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt“ (1. Mo 45,4).

Wenn die Arbeit am Gewissen getan ist, dann kann der Herr hinzutreten und sich offenbaren. Er kommt nie und offenbart sich selbst, bevor der Sünder nicht seinen wahren Platz einnimmt – zornig auf sich selbst ist.

„Und nun betrübt euch nicht, und zürnt nicht über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt“, sagt er. Ihr habt euch schuldig gemacht, sagt Joseph, aber Gott hatte eine Absicht.

Und der Mensch war schuldig, den Erlöser ans Kreuz zu nageln; aber Gott hatte seine eigenen Gedanken, seinen eigenen Plan in dem Ganzen, und gerade der Tod des Erlösers am Kreuz wird durch die Sühnung zur Grundlage und zum Fundament der großen Befreiung, die Christus für den Sünder vollbringt; seine Rettung ist die Frucht der Leiden des Erlösers.

Aber nach all dieser Offenbarung des Herzens Josephs an seine Brüder und nach siebzehn Jahren, in denen er sich um sie kümmerte, ihnen das Beste von allem gab und ihnen nur die Liebe zu ihrem Hass belohnte, zeigt das letzte Kapitel des ersten Buches Mose, dass sie Joseph noch immer nicht ganz kannten.

„Und als die Brüder Josephs sahen, dass ihr Vater gestorben war, da sprachen sie: Wenn nun Joseph uns anfeindete und uns all das Böse vergälte, das wir ihm angetan haben! Und sie sandten zu Joseph und ließen ihm sagen: Dein Vater hat vor seinem Tod befohlen und gesagt: So sollt ihr zu Joseph sprechen: Ach, vergib doch die Übertretung deiner Brüder und ihre Sünde! Denn sie haben dir Böses angetan. Und nun vergib doch die Übertretung der Knechte des Gottes deines Vaters! Und Joseph weinte, als sie zu ihm redeten“ (1. Mo 50,15–17).

All dies ist wie bei einigen zweifelnden, ängstlichen, unglücklichen Christen, die mir sagen, sie glauben an den Herrn und haben doch keinen Frieden. Sie sind voller Ängste; sie sind nicht sicher, ob er sie angenommen und ihnen vergeben hat; sie kennen sein Herz nicht; und noch etwas, sie haben ihm nie alles gesagt. Halte nichts zurück, mein Leser. Lass es bei Jesus raus, und sei nicht derjenige, der unseren Joseph zum Weinen bringt; denn das Herz des Herrn Jesus spürt heute deinen Mangel an Vertrauen in ihn, nach allem, was er für dich getan hat, nach all der Güte und der Liebe, die er dir erwiesen hat. Verwunde also nicht sein liebendes Herz durch einen Mangel an Vertrauen in ihn.

„Da sprach Joseph zu ihnen: Fürchtet euch nicht.“ So liebt es der Herr Jesus, die Seele zu trösten. Um das Vertrauen des Herzens zu bekommen, sagt Er zu dem Zitternden: „Fürchtet euch nicht: Ich bin Jesus.“

Joseph sagt wieder: „Fürchtet euch nicht; ich werde euch und eure Kinder versorgen. Und er tröstete sie und redete zu ihrem Herzen.“

Und das ist es, was auch Jesus sagt; denn wir sind nicht nur durch sein Blut geschützt, sondern durch sein Leben gerettet. Er wird mich auf dem ganzen Weg nähren und für alles sorgen. Oh, mein Leser, glaube ihm einfach und verwunde nie wieder sein Herz durch einen einzigen Zweifel.