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„…bewirket euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,12–13).

Was ist eigentlich das eigene Heil und wie kann ich es mit Furcht und Zittern selbst bewirken? Wer diese Verse richtig verstehen will, muss wissen, dass das Wort „Heil“ (o. „Errettung“) nicht immer dasselbe bedeutet. Das Neue Testament unterscheidet mindestens drei Aspekte der Errettung. Ein Aspekt bezieht sich auf die Vergangenheit, einer auf die Gegenwart und einer auf die Zukunft.

Was die Vergangenheit betrifft: Wir sind errettet von den ewigen Folgen der Sünde, dem Tod und der Verdammnis. „Durch die Gnade seid ihr errettet“ – diese Errettung besitzen wir bereits und sie ist ganz und gar das Werk Gottes. „Nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (Eph 2,8–9). Sie kann also in Philipper 2 nicht gemeint sein, denn wir können sie nicht selbst bewirken.

Die meisten Stellen in den Briefen des Paulus zeigen uns eine zukünftige Errettung am Ende unseres Glaubensweges. Sie ist nach 1. Thessalonicher 5,8 die Hoffnung des Gläubigen. Der Herr Jesus selbst ist der „Heiland“ (Retter), den wir erwarten, und der unseren Leib umgestalten wird und uns dann nicht nur von den ewigen Folgen der Sünde, sondern vollständig von der Gegenwart und den Gefahren der Sünde errettet (Phil 3,20–21; vgl. auch Röm 13,11; Heb 9,28). Auch diese Errettung ist unabhängig von unserem Wirken.

Zwischen der Errettung in der Vergangenheit und der zukünftigen Errettung liegt unser Leben als Gläubige hier auf der Erde. Die Anwesenheit der Sünde, sowohl in uns als auch in der uns umgebenden Welt, von der wir bald völlig errettet werden, stellt heute noch eine echte Gefahr für uns dar. Wir werden nicht dadurch umkommen, denn die Errettung unserer Seelen ist uns sicher, aber wir können sehr wohl Niederlagen erleiden. Und da kommt unsere Verantwortung ins Spiel.  Wir müssen täglich unsere Errettung „bewirken“, indem wir sorgfältig wandeln, auf uns selbst achthaben, am Wort Gottes festhalten, das Selbstgericht nicht vernachlässigen und in Übereinstimmung und Gemeinschaft mit Gott bleiben, um so täglich vor dem Wirken der Sünde in uns bewahrt zu werden.

Paulus hatte durch seine geistliche Kraft und Einsicht die Philipper sicher vor manchem Abweichen bewahrt, aber nun war er nicht mehr bei ihnen. Deshalb schreibt er ihnen, sie sollten jetzt ihr „eigenes Heil“ bewirken, und zwar mit Furcht und Zittern. Diese Furcht ist keine Furcht vor Gott, auch keine Furcht davor, verloren zu gehen. Es ist die Furcht, durch eigenwillige Wege die Zustimmung Gottes und den Genuss seiner Gemeinschaft zu verlieren. Wie gut, dass wir dabei nicht auf uns selbst gestellt sind. Die Kraft Gottes steht uns zur Verfügung, sie wirkt in uns das Verlangen nach einem gottgemäßen Lebenswandel („das Wollen“) und ist die Quelle für jedes gute Werk. Dieses Wissen um die göttlich vollkommene Unterstützung sollte uns umso mehr anspornen, sorgfältig unser eigenes Heil zu bewirken.

Paulus empfiehlt Timotheus: „Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Dingen; denn wenn du dies tust; so wirst du … dich selbst erretten“ (1. Tim 4,16). Und auch Paulus selbst stellt sich als Beispiel hin. Er lebte so in der Freude der Gemeinschaft mit Christus, dass er sagen konnte: „Ich weiß, dass dies mir zum Heil ausschlagen wird [„bewirkt euer eigenes Heil“] durch euer Gebet und durch Darreichung des Geistes Jesu Christi [„denn Gott ist es, der in euch wirkt“], nach meiner sehnlichen Erwartung und Hoffnung, dass ich in nichts werde zuschanden werden [„mit Furcht und Zittern“], sondern mit aller Freimütigkeit, wie allezeit, so auch jetzt Christus erhoben werden wird an meinem Leib, sei es durch Leben oder durch Tod [„zu seinem Wohlgefallen“]“ (Phil 1,19–20).