Ein Mann nahm sich vor, aller Versuchung aus dem Wege zu gehen, um ein heiliges Leben zu führen. Er baute sich einsam im Wald eine Hütte, nahm Brot und einen großen Krug Wasser, um, abgeschlossen von dem Bösen, für sich allein zu sein.

Mit Freude schloß er die Tür, froh, daß Welt und Sünde draußen waren; und glücklich im Herzen fiel er auf seine Knie, um Gott zu danken, daß er nun fern von allem Bösen sei. Aber ach, als er niederkniete, stieß er den Wasserkrug um, und über seine Lippen kam etwas, das weder Dank noch Gebet war. Traurig und enttäuscht stand er auf und ging heim. Er hatte entdeckt, daß sein größter Feind ein Mensch war, von dem er sich nicht trennen konnte.

Haben wohl auch wir schon diese Entdeckung gemacht und durch Erfahrung die Lektion von Römer 7,18 gelernt: „Ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt!“? Es handelt sich bei dieser Schriftstelle nicht um die Frage der Vergebung der Sünden, sondern um die persönliche Erfahrung unserer eigenen Kraftlosigkeit und unserer gänzlichen Unfähigkeit, aus uns selber „Gott zu leben“, obgleich der aufrichtige Wille dazu in unserm Herzen vorhanden sein mag. Nur diese Erfahrung aber, daß wir in uns selber unverbesserlich sind, führt uns dazu, die Errettung auch von dem eigenen Ich, von dem „Leibe des Todes“, ganz allein „durch Jesum Christum“ im Glauben anzunehmen (Röm 7,24 und 23). So wie der Tod Christi ganz allein die Grundlage der Vergebung meiner Sünden ist, so darf ich aber auch in diesem Tod Christi das Gericht über mich als den unverbesserlichen „Menschen im Fleisch“ sehen, als das Gericht, das mich als jetzt noch im Fleische für immer aus den Augen Gottes und darum auch aus meinen Augen entfernt hat. Durch Christi Tod bin ich von mir selber frei gemacht, aber in Verbindung mit dem Auferstandenen gebracht worden zu dem neuen Leben im Geist.